Segeln:Männer über Bord

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In der Herausforderer-Runde des America's Cup kentert Neuseelands Katamaran spektakulär. Die Crewmitglieder bleiben unverletzt.

Von Daniel Timm

Die Bilder des vierten Rennens waren spektakulär.

Als die Katamarane der Teams aus Neuseeland und Großbritannien auf die Startlinie zurasten, fiel das rotschwarze Boot von Steuermann Peter Burling zunächst hinter das seines Kontrahenten zurück. Um Anschluss bemüht, versuchte der neuseeländische Skipper zu beschleunigen. Dabei bohrte der von ihm gesteuerte Katamaran seine Bugspitzen ins türkisblaue Wasser, tauchte tief ein und warf einen Teil der neuseeländischen Mannschaft ab - wie ein Pferd seinen Reiter.

Mit einem Schmunzeln zwar, aber doch auch sichtlich verunsichert kommentierte Burling später den Vorfall beim Halbfinalrennen der Herausforderer-Serie zum America's Cup, der weltweit renommiertesten Segelregatta. Warum sein Katamaran bei Höchstgeschwindigkeit kenterte, könne er nicht genau erklären, sagte der Steuermann. Etwas zu schnell sei man gewesen, etwas zu hoch in der Luft. Deshalb: "Es ist eine Erleichterung, die Köpfe deiner Crew über Wasser treiben zu sehen."

Weil die im Wasser der Great-Sound-Bucht der Bermuda-Inseln schwimmenden Crewmitglieder unverletzt blieben, wurde der Unfall bei starkem Wind als relativ glimpflich eingestuft. Während sich Burling mit zwei weiteren Seglern am oberen Rumpf festhalten konnten, liefen die drei über Bord geflogenen Crewmitglieder kurz Gefahr, vom 20 Meter hohen Segel getroffen zu werden - dieses ist aus Karbon gefertigt und beschleunigt die Boote auf bis zu 90 Kilometern pro Stunde. Die neue Klasse der America's-Cup-Katamarane gleitet auf vier unterhalb des Rumpfs liegenden Kufen über die Wasseroberfläche, um den Widerstand zu minimieren. Ein plötzliches Eintauchen in höhere Wellen ist deshalb riskant für die sich frei auf dem Boot bewegende Crew. Obwohl das Rennen für Burlings Team verloren ging, führt Neuseeland weiter mit 3:1 Siegen gegen Großbritannien. Am Mittwoch wurde pausiert: Wegen zu starken Winds wurde die Fortsetzung der Serie auf Donnerstag verschoben. Das Team, das zuerst fünf Rennen gewinnt, trifft im entscheidenden Match der Herausforderer-Runde dann auf den Sieger der Begegnung Schweden gegen Japan. Im America's Cup Match, dem Höhepunkt der seit 1851 ausgetragenen Regatta, duelliert sich das beste Halbfinal-Team dann vom 17. Juni an mit den USA um die Trophäe - der Titelverteidiger ist traditionell direkt fürs Finale der Regatta qualifiziert.

© SZ vom 08.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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