Schwimmen:Rettungsring für Superhelden

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Die Schwimmer werden immer schneller. Wegen Regeländerungen, technischen Neuerungen, den Schwimmanzüge. Und Doping? Gehört auch dazu. Alles andere wäre eine Illusion.

Josef Kelnberger

Das olympische Schwimmen ist auf dem besten Weg, der Leichtathletik den Rang als Hauptattraktion abzulaufen. Es wird angeführt von einem bislang unbefleckten Helden aus den USA namens Michael Phelps, und es wird flankiert von einer fast kindlichen Begeisterung der Öffentlichkeit für eine Flut von Weltrekorden, die in der Leichtathletik längst höchsten Argwohn erregen würde. Mag die Spezies der Superhelden, die die Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit wie mühelos sprengt, in anderen Sportarten untergehen - im Schwimmen hat sie offenbar einen Rettungsring gefunden. Es gibt ja angeblich so viele gute Gründe, den Helden im Wasser zu trauen.

Michael Phelps, der Star der Schwimm-Wettbewerbe. (Foto: Foto: Getty)

Globalisierung und Professionalisierung werden am häufigsten genannt. Immer mehr Nationen fördern den Schwimmsport, was die Konkurrenz verschärft und gleichzeitig die Möglichkeiten verbessert, als Schwimmer Geld zu verdienen. Einen gewaltigen Technologieschub bewirkte Olympia 2000 in Sydney, als die Australier den Amerikanern den Kampf ansagten. Von China als Gastgeber der Spiele 2008 fühlten sich alle anderen Nationen im selben Maß herausgefordert.

Und die Entwicklung wird voranschreiten. In den vielfältigen Schwimm-Disziplinen stecken immer noch Reserven, was Technik und Trainingsmethodik betrifft. Hinzu kommen Regeländerungen, technische Neuerungen beim Beckenbau und nicht zuletzt die Schwimmanzüge, die jetzt mit Technologie aus der Raumfahrt gefertigt werden. Viele Details fügen sich zusammen - und Doping? Gehört natürlich auch dazu. Alles andere wäre eine Illusion.

Warum verlieren die Deutschen

? Es greift zu kurz, jedes längliche Schwimmerkinn bereits als ein Indiz für Doping mit Wachstumshormonen zu werten. Aber gesundes Misstrauen ist angebracht, zumal angesichts der Muskelberge, die momentan im Freistilsprint die Rekorde nach Belieben zerschmettern. Eine Sportart, die derart Kraft und Ausdauer verlangt, ist anfällig für Doping, auch wenn es zurzeit keine spektakulären Fälle gibt. Eines aber kann das Thema Doping nicht erklären: warum die Deutschen den Anschluss verlieren.

Die angeblich schärfsten Kontrollen der Schwimmwelt haben nichts damit zu tun, dass in Peking viele Athleten weit hinter ihren erst einige Wochen alten Bestzeiten herschwimmen. Wie schon in Sydney und Athen lassen sich manche überwältigen von der Größe Olympias, statt daran zu wachsen. Das olympische Schwimmen entwickelt sich zu einem knallharten Profisport. Die Deutschen müssen sich entscheiden, ob sie den Weg mitgehen wollen.

© SZ vom 12.08.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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