Rudern:Inbrünstiger Gesang

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Der Doppelvierer der Männer wird seiner Favoritenrolle bei der WM gerecht und gewinnt in Frankreich Gold. Die Frauen hingegen unterschätzen die USA und müssen sich mit Silber begnügen.

Die neuen Weltmeister stießen erst einen Urschrei aus, dann ließen sie für die Fotografen auf dem Siegersteg noch einmal ihre Muskeln spielen: Nach einer mitreißenden Goldfahrt auf dem Lac d'Aiguebelette ließ der Männer-Doppelvierer des Deutschen Ruderverbandes seinen Glücksgefühlen freien Lauf. Ein goldener Doppelschlag binnen 15 Minuten blieb der deutschen Flotte am ersten Finaltag der 14 olympischen Klassen allerdings verwehrt: Der favorisierte Frauen-Doppelvierer verpasste eine erfolgreiche Titelverteidigung und musste sich hinter den USA mit Silber begnügen.

Hans Gruhne (Potsdam), Lauritz Schoof (Rendsburg), Philipp Wende (Leipzig) und Karl Schulze (Berlin) sangen unterdessen nach ihrem Sieg vor Australien und Estland inbrünstig die deutsche Nationalhymne. "Dass es so eine Demonstration von uns wird, hätte keiner geglaubt", sagte Schulze voller Stolz. Nach dem beeindruckenden Erfolg im Halbfinale war der Doppelvierer als Favorit in den Endlauf auf dem idyllisch gelegenen Natursee in den französischen Alpen gegangen. Die Crew um Schlagmann Gruhne kontrollierte von Beginn an von der Spitze das Rennen, 500 m vor dem Ziel betrug der Vorsprung auf die Australier aber nur 0,18 Sekunden. Mit einem furiosen Finish setzte sich der Doppelvierer vom härtesten Konkurrenten jedoch immer weiter ab, im Ziel lagen Gruhne und Co. 1,53 Sekunden voraus.

"Wir hatten die USA nicht auf der Rechnung"

"Das ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Beim Einfahren haben wir schon gemerkt, dass es ein guter Tag wird. Wir wollten dem Rennen unseren Stempel aufdrücken, das haben wir geschafft", sagte Wende. Der in dieser Saison zuvor ungeschlagene Frauen-Doppelvierer hatte die gleiche Taktik, doch schon bei der Hälfte der 2000-m-Strecke waren die USA an Annekatrin Thiele (Leipzig), Marie-Catherine Arnold (Hannover), Carina Bär (Heilbronn) und Lisa Schmidla (Krefeld) vorbeigezogen. "Wir hatten sie nicht auf der Rechnung. Auf Bahn eins sind sie an uns vorbeigehuscht", räumte Schlagfrau Schmidla ein. Bei der Siegerehrung spendete das deutsche Quartett den neuen Weltmeisterinnen artig Applaus, doch die Enttäuschung war dem entthronten Champion anzusehen. "Jetzt ist erst einmal ein bisschen Frust dabei. Jeder wollte die Goldmedaille", sagte Schmidla und gab zu: "Wir hatten kein gutes Rennen".

In den weiteren Finals der olympischen Klassen war für den DRV am Samstag nichts zu holen. Die Mainzer Jason Osborne/Moritz Moos im leichten Doppelzweier und Ronja Fini Sturm/Marie-Louise Dräger (Brandenburg/Rostock) im leichten Frauen-Doppelzweier kamen jeweils als Letzte ins Ziel. Der Vierer ohne Steuermann belegte immerhin einen beachtlichen fünften Platz. Am Sonntag will der Deutschland-Achter erstmals seit vier Jahren wieder WM-Gold gewinnen. Größter Konkurrent in dem Rennen um 14.45 Uhr ist Titelverteidiger Großbritannien. Marcel Hacker/Stephan Krüger (Magdeburg/Rostock) werden im Doppelzweier (13.30 Uhr) Medaillenchancen eingeräumt.

© SZ vom 06.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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