Ringen:Bronze weg, Kleider aus

Weil er schon während des Kampfes jubelt, verliert Mandakhnaran Ganzorig Bronze durch ein Urteil der Wertungsrichter. Seine Trainer legen nackten Protest ein.

Von Anna Dreher

Mandakhnaran Ganzorig hätte einfach nur ein paar Sekunden warten müssen, dann wäre das alles nicht passiert. Der 30 Jahre alte Freistilringer hätte Bronze gewonnen, und seine Trainer hätten sich nicht vor den Wertungsrichtern ausgezogen. Aber so eine olympische Medaille ist nun mal etwas Besonderes, da wollte Ganzorig nicht mit dem Feiern warten. Dass der Kampf in der Klasse bei 65 Kilogramm noch lief, war ihm egal - er führte ja 7:6 gegen den Usbeken Ichtijor Nawrusow. Doch nach Ganzorigs Freudensprüngen auf der Matte, mit denen er seinem Gegner entfloh, legte Usbekistan erfolgreich Protest ein - Nawrusow bekam nachträglich noch einen Punkt und gewann Bronze, da bei Unentschieden die letzte Wertung entscheidet. Aus einer sicher geglaubten Medaille für die Mongolei wurde der undankbare vierte Platz, aus Jubel erst Verzweiflung und dann Wut. Ganzorigs Trainer Byambarenchin Bayoraa zog Schuhe und Hemd aus, warf sie wutentbrannt vor dem Kampfgericht auf den Boden. Sein Kollege Tsenrenbataar Tsostbayar entkleidete sich fast vollständig, nur seine Unterhose ließ er an. Ganzorig weinte, seine Trainer schrien, knieten und flehten. Aber es half nichts. Die Medaille war weg.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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