Radsport:Noch schnell ein Selfie

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Erfolgreiche Formation: Das Team Orica Greenedge gewinnt die Auftaktetappe des Giro d'Italia - ein Mannschaftszeitfahren. (Foto: Fabio Ferrari/Reuters)

Das australische Team Orica Greenedge gewinnt das Team-Zeitfahren zum Auftakt des Giro d'Italia. Auch Alberto Contador ist zufrieden - der Spanier hat große Pläne.

Alberto Contador ließ sich die Gelegenheit natürlich nicht entgehen. Am Freitag, einen Tag vor der ersten Etappe, erspähte der Radrennfahrer den Siegerpokal des 98. Giro d'Italia, die Organisatoren hatten die Trophäe in San Lorenzo al Mare ausgestellt, und wie es sich heutzutage gehört, fertigte Contador ein Selbstportrait mit dem guten Stück an. Der Spanier würde das am 31. Mai gerne wiederholen, dann als Sieger der Rundfahrt sowie rechtmäßiger Inhaber der Trophäe, einer Art goldene Spirale. "Die schönste Trophäe des Radsports", wie Contador befand. Nun ja, die Geschmäcker sind verschieden.

Contador weilt freilich nicht allein der Pokale wegen in Italien. Er hat sich einiges vorgenommen für diesen Radsportsommer. Der 32-Jährige würde gerne die zwei härtesten Prüfungen des Jahres für sich entschieden, erst den Giro, dann die Tour de France. Ein derartiges Unterfangen war zuletzt Marco Pantani 1998 geglückt, dem vor elf Jahren unter teils rätselhaften Umständen verstorbenen Italiener. Contador hat den Giro bislang zweimal gewonnen, 2008 und 2011, im letzteren Fall wurde ihm der Sieg wegen Dopings aberkannt.

Die stärksten Widersacher sind in Italien nicht am Start

Contadors Chancen stehen gut, zumindest für den Giro. Die Organisatoren haben sechs Bergankünfte ins Programm eingebaut. Titelverteidiger Nairo Quintana und Vincenzo Nibali, Tour-de-France-Sieger von 2014 und Giro-Sieger 2013, schwänzen die Rundfahrt, sie bereiten sich lieber in Ruhe auf die Tour vor. Das Teamzeitfahren am Samstag verlief ebenfalls zufriedenstellend für Contador, der Spanier musste mit seiner Tinkoff-Saxo-Mannschaft nur Orica Greenedge beugen. Die Formation aus Australien war auf der Küstenstraße zwischen San Lorenzo al Mare und Sanremo über 17,6 Kilometer in 19:26 Minuten nicht zu schlagen.

Contador fuhr mit seinem Team sieben Sekunden langsamer, nahm seinen Hauptkonkurrenten im Kampf um das Rosa Trikot aber Sekunden ab. Simon Gerrans, der an gleicher Stelle vor drei Jahren den Klassiker Mailand-Sanremo gewonnen hatte, setzte sich als erster Fahrer an die Spitze des Gesamtklassements. "Gerade hier das Rosa Trikot zu holen, ist überwältigend. Wir haben einige Spezialisten im Team und hatten den Kurs hundertprozentig studiert, zuletzt heute Morgen", sagte der Australier nach dem Rennen. Die Italiener hätten auch nichts gegen einen heimischen Führenden eingewendet, aber Fabio Aru war als Bester 13 Sekunden zu langsam.

Greipel bewirbt sich für einen Sieg im Massensprint

Für den deutschen Meister André Greipel war das Ergebnis zum Auftakt - ein zwölfter Rang mit der Giant-Alpecin-Mannschaft - eher zweitrangig. Der 32-Jährige würde gerne "so schnell wie möglich" eine Etappe im Sprint für sich entscheiden, am Sonntag in Genua könnte es so weit sein, das Profil des Streckenabschnitts von Albenga in die Hafenstadt passt bestens zu seinen Kernkompetenzen. Bis zu sieben Etappen hat Greipel ausgemacht, die einen Massensprint versprechen könnten. Die Zahl ernstzunehmender Konkurrenten ist übersichtlich. Der 32-Jährige rechnet mit dem Australier Michael Matthews, mit dem Slowenen Luca Mezgec aus dem deutschen Giant-Alpecin-Team oder den Italiener Elia Viviani. Bei seinen bisherigen Giro-Auftritten 2008 und 2010 hatte Greipel jeweils eine Etappe gewonnen.

Das Lotto-NL-Team ging unterdessen mit nur mit acht Profis an den Start. Der Neuseeländer George Bennett hatte beim Gesundheitscheck des Weltverbandes UCI einen zu niedrigen Kortisonspiegel aufgewiesen, seine Mannschaft strich ihn aus dem Aufgebot. Die veränderten Werte könnten ein Indiz für eine Krankheit oder Kortisongaben sein. Als Mitglied der Fahrer-Vereinigung für einen glaubwürdigen Radsport MPCC unterliegt das niederländische Team strengeren Richtlinien und sperrte seinen Fahrer für mindestens eine Woche.

© SZ vom 10.05.2015 / SZ, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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