Polen:Lewandowskis Schatten

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Ein geschlossenes Team und ein Topstürmer sind die Vorteile der Polen. Der will es seinen Bayern-Kollegen zeigen.

34 Tore hat Robert Lewandowski in seinen 72 Länderspielen erzielt, eine durchaus beachtliche Bilanz. Doch zu einer für die Gegner in der EM-Endrunde beunruhigenden Bilanz wird sie erst dann, wenn nur die zehn Spiele der jüngsten Qualifikation gezählt werden. In diesen traf der Kapitän der polnischen Nationalmannschaft 13 Mal, häufiger traf außer ihm und dem inzwischen zurückgetretenen Nordiren David Healy kein Spieler je in einer EM-Qualifikation. Ganz nebenbei stellte Lewandowski einen weiteren Rekord auf, als er im Juni gegen Georgien in den letzten vier Spielminuten drei Tore erzielte - auch das unerreicht in der EM-Qualifikation.

Auch gegen Deutschland, bei der Endrunde nun erneut Gruppengegner, traf Lewandowski im Herbst einmal. Polen verlor zwar 1:3, aber Lewandowski hatte seinen Ruf erneut bestätigt: Gegen den 27-Jährigen weiß zurzeit niemand eine Lösung, nicht einmal der Weltmeister. "Er gibt uns viel Selbstvertrauen", sagt Mittelfeldspieler Grzegorz Krychowiak. "Robert gibt unserem Spiel das besondere Etwas", sagt Nationaltrainer Adam Nawalka. Lewandowski selbst sagt: "Wir wollen zeigen, welch großes Potenzial wir haben."

Er sagte: wir. Er sagte nicht: ich.

Lewandowski traf zwar einmal häufiger als Georgien und Gibraltar gemeinsam, und doch erzielte er nur ein knappes Drittel der polnischen Tore in der Qualifikation. Keine Mannschaft war auf dem Weg zum Turnier in Frankreich gefährlicher, insgesamt traf Polen 33 Mal. Dank dieser Offensivkraft spielte sich das Team zum dritten Mal in Serie zur Endrunde. 2008, bei der EM-Premiere, verlor die Elf 0:2 gegen Deutschland, gewann aber wie auch 2012 als Co-Gastgeber (neben der Ukraine) keine Partie.

Nun hat Polen zwar in Lewandowski eine überragende Figur, doch in dessen Schatten hat sich ein geschlossenes Team gefunden. Spieler wie der frühere Lever- kusener und Augsburger Arkadiusz Milik (Ajax Amsterdam) oder Kamil Grosicki (Stade Rennes) haben sich zu Leistungsträgern entwickelt, im Tor wechselte Trainer Nawalka zuletzt zwischen Wojciech Szczesny vom AS Rom und Lukasz Fabianski von Swansea City munter durch. Alle sind international erfahrene Spieler. Aber ob es zum ersten Sieg bei einer Endrunde oder gar zum Weiterkommen reicht, hängt letztlich doch nur von einem Spieler ab.

© SZ vom 14.12.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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