Olympische Spiele:IOC-Chef Rogge: Es war "nicht perfekt"

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IOC-Chef Rogge äußert zum Abschluss der Spiele leichte Kritik an Chinas Menschenrechtspolitik - und gesteht die eigene Machtlosigkeit ein.

Kurz vor dem Abschluss der Olympischen Spiele in Peking hat IOC-Präsident Jacques Rogge ein weitgehend positives Fazit gezogen. China habe die Welt besser kennengelernt, und die Welt habe China besser kennengelernt, sagte Rogge am Sonntag in Peking. China habe sich der Welt geöffnet. Der langfristige Effekt werde positiv sein. Besonders im Umweltschutz habe China Fortschritte gemacht. "Das olympische Dorf war großartig, die Wettkampfstätten erstklassig, die Organisation makellos", sagte Rogge wörtlich. Zur chinesischen Pressezensur und Unterdrückung von Protesten sagte der IOC-Präsident, die Situation sei "nicht perfekt" gewesen. Doch habe sich die Lage in China im Vergleich zu früher verbessert.

Jacques Rogge (links) bilanziert: Es war "nicht perfekt". (Foto: Foto: AFP)

Rogge räumte gleichzeitig die Machtlosigkeit des IOC ein. Die chinesischen Behörden hatten keine einzige Protestkundgebung genehmigt. International Aufsehen erregt hatte der Fall zweier alter Frauen, gegen die wegen Demonstrationsplänen ein Jahr Arbeitslager verhängt wurde. "Wir fanden es ungewöhnlich, dass keiner dieser Proteste stattfand", sagte Rogge. Das IOC habe die Bestrafung der beiden alten Damen angesprochen. Die Antwort sei gewesen, dass es sich um einen Verstoß gegen chinesisches Recht handle. "Das IOC muss chinesische Gesetze respektieren", sagte Rogge.

Kritikern hielt Rogge entgegen, das IOC und die Olympischen Spiele könnten weder souveräne Staaten zu Veränderungen zwingen noch alle Probleme der Welt lösen. "Aber wir können durch den Sport zu positiven Veränderungen beitragen und tun dies auch." So plane die chinesische Regierung, den Breitensport stark zu fördern.

Kritik von Roth

Das IOC war im Vorfeld der Spiele immer wieder heftig angegriffen worden. Kritiker warfen der Organisation vor, nichts für die Stärkung der Menschenrechte in China zu tun. Die Organisatoren der Spiele hatten zwar Veränderungen unter anderem hinsichtlich der Menschenrechte und der Pressefreiheit versprochen, diese schließlich jedoch nur teilweise umgesetzt.

Derweil kritiserte die Grünen-Parteivorsitzende Claudia Roth das Internationale Olympische Komitee (IOC) scharf. Die Erwartung, dass mit den Olympischen Spielen eine Verbesserung der Menschenrechtslage eintreten könne, habe sich aus ihrer Sicht nicht erfüllt, sagte Roth am Sonntag im Deutschlandfunk. Die Tibet-Frage sei keineswegs geklärt, die Situation der Uiguren dramatisch.

"Ich glaube, das Internationale Olympische Komitee hat sehr viel an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Es hätte sehr viel mehr auch konsequent fordernd auftreten können und auftreten müssen", sagte die Grünen-Chefin. Mit Blick auf die für 2014 geplanten olympischen Winterspiele im russischen Sotschi verlangte Roth ein Umdenken des IOC. Es müsse von Anfang an klar gemacht werden, dass es in Russland keine Zensur und keine Unterdrückung von Oppositionellen und Minderheiten geben dürfe.

© sueddeutsche.de/dpa/rtr/sid/AP/epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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