Olympische Spiele in Peking:Olympia kompakt

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Deutschlands Ballsportler siegen, beim Schwimmen gibt es viele Weltrekorde und schwache Deutsche, Sprinterin Thanou akzeptiert ihren Ausschluss doch noch nicht. Olympia in Kürze.

Deutschlands Schwimmer haben am zweiten Tag der olympischen Wettbewerbe in Peking Enttäuschungen in Serie produziert. Die Europarekordhalter Sarah Poewe und Helge Meeuw schieden in den Vorläufen aus. Auch Thomas Rupprath blieb vorzeitig hängen. Lediglich Antje Buschschulte aus Magdeburg über 100 Meter Rücken und Paul Biedermann (Halle/Saale), Europameister über 200 Meter Freistil erreichten die Halbfinals. In Biedermanns Spezial-Disziplin überraschte der Schweizer Dominik Meichtry, der in 1:45,80 die beste Zeit erzielte. Weltrekordler Michael Phelps aus den USA hielt sich als Vierter in 1:46,48 zurück. Biedermann wurde am Sonntag in 1:47,09 Zehnter. Die US-Staffel der Männer schwamm über 4 x 100 m Freistil in 3:12,23 Minuten schon im Vorlauf Weltrekord. Frankreich gelang in 3:12,36 eine Europa-Bestmarke, die ebenfalls noch unter der alten US-Bestzeit von 3:12,46 lag. Deutschland schied in 3:17,99 als 15. aus. Kirsty Coventry aus Simbabwe, 2004 in Athen Olympia-Zweite, schwamm in 59,00 Sekunden als Vorlauf-Schnellste lediglich um 3/100 am Weltrekord von Olympiasiegerin Natalie Coughlin aus den USA vorbei.

Auch die Medaillenhoffnungen der deutschen Schwimmerin Sarah Poewe gingen im Pekinger Wasserwürfel baden. (Foto: Foto: dpa)

Die Basketball-Stars der USA haben ihre Gold-Ambitionen zum Auftakt der Olympischen Spiele eindrucksvoll untermauert. Das Dream Team besiegte Gastgeber China deutlich mit 101:70 (49:37). Bester Werfer der Amerikaner war Dwyane Wade mit 19 Punkten, Chinas Superstar Yao Ming erzielte 13 Zähler. Die USA treffen in der Gruppe B unter anderem auf die deutsche Auswahl um Dirk Nowitzki.

Die deutschen Volleyballer sind mit einer Niederlage ins Olympia-Turnier gestartet. Gegen Vize-Weltmeister Polen verlor das Team von Bundestrainer Stelian Moculescu am Sonntag in Peking mit 0:3 (17:25, 31:33, 20:25). Die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes, die seit 36 Jahren das erste Mal wieder für Olympische Spiele qualifiziert ist, agierte über weite Strecken nervös und leistete sich zu viele Fehler. Nach der Auftakt-Niederlage gegen die keineswegs übermächtigen Polen steht der Weltranglisten-17. bereits im zweiten Spiel der schweren Gruppe B gegen Russland am Dienstag unter Zugzwang.

Titelverteidiger Deutschland ist wie vor vier Jahren erfolgreich in das olympische Hockey-Turnier der Damen gestartet. Die Mannschaft von Trainer Michael Behrmann bezwang am Sonntag in Peking den EM-Dritten Großbritannien mit 5:1 (2:1). Die Tore erzielten Fanny Rinne (26./52.), Eileen Hoffmann (31./49.) und Marion Rodewald (60.). Für den zwischenzeitlichen Ausgleich hatte die Britin Crista Cullen (29.) gesorgt. Zweiter Vorrundengegner der deutschen Mannschaft ist am Dienstag Neuseeland.

Die deutschen Beachvolleyball-Mannschaften haben einen verheißungsvollen Start in das olympische Turnier gefeiert und den Grundstein für das Erreichen des Achtelfinales gelegt. Alle vier Duos des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) gewannen am ersten Wettkampf-Wochenende in Peking ihre Auftaktspiele. Julius Brink und Christoph Dieckmann setzten sich am Sonntag mit 2:0 (21:18, 21:18) gegen die Japaner Asahi/Shiatori durch. Die Europameisterinnen Sara Goller/Laura Ludwig schlugen die Südafrikanerinnen Augoustides/Nel ebenfalls 2:0 (21:12, 21:14).

Die griechische Sprinterin Ekaterina Thanou darf bei den Olympischen Spielen in Peking nicht starten. Diese Entscheidung des Exekutivkomitees des Internationale Olympischen Komitees (IOC) gab IOC-Sprecherin Giselle Davies am Sonntag in der chinesischen Hauptstadt bekannt. Ekaterina Thanou war bereits 2004 in Athen wegen eines verpassten Doping-Tests von den Sommerspielen in ihrem Heimatland ausgeschlossen und für zwei Jahre gesperrt worden. Thanou werde "den juristischen Kampf vor allen zuständigen Gremien und Gerichten" fortsetzen, kündigte ihr Anwalt Grigorios Ioannidis am Sonntag in einem in Athen veröffentlichten Brief an. Damit erscheint ein Gang der 33-Jährigen vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) doch nicht ausgeschlossen, wie dies Thanous zweiter Anwalt Nikos Kollias zuvor mitgeteilt hatte. Noch keine Entscheidung fällte das IOC zur Neuverteilung der in Sydney 2000 über 100 Meter gewonnenen Goldmedaille der US-Sprinterin Marion Jones, die nach ihrem Doping-Geständnis disqualifiziert worden war. "Das ist nicht der Ort und die Zeit, sich damit zu beschäftigen", erklärte Bach. Voraussichtlich wird das IOC- Exekutivkomitee erst auf seiner Sitzung im Dezember in Lausanne darüber befinden.

Nach Konstantin Buga ist auch Jack Culcay-Keth bereits in der ersten Runde aus dem olympischen Boxturnier in Peking ausgeschieden. Der Weltergewichtler aus Darmstadt unterlag am Sonntag dem Südkoreaner Kim Jung-Joo nach Kampfrichterurteil. Nach Punkten hatte es 11:11-Unentschieden gestanden.

Die für Deutschland startende Badminton-Spielerin Huaiwen Xu aus Bischmisheim steht im Achtelfinale des olympischen Turniers. Die Mitfavoritin im Damen-Einzel gewann ihr Auftaktmatch am Sonntag glatt in zwei Sätzen mit 21:17, 21:7 gegen Anu Nieminen (Finnland). Nächste Gegnerin ist die Engländerin Tracey Hallam. Am Vortag hatte sich Marc Zwiebler (Beuel) für die zweite Runde im Herren-Wettbewerb gegen den Engländer Andrew Smith qualifiziert. Die deutsche Vizemeisterin Juliane Schenk (Berlin) scheiterte wie vor vier Jahren in Athen in der ersten Runde.

Angeführt von seinem überragenden Super-Star Ronaldinho hat Brasilien beim olympischen Fußball-Turnier endlich Samba getanzt, Erzrivale Argentinien sind dagegen beim Tango fast die Füße eingeschlafen. Während Ronaldinho die Selecao beim 5:0 (2:0) gegen Neuseeland mit zwei Toren zum zweiten Sieg in Folge und damit souverän ins Viertelfinale führte, mühte sich die Albiceleste gegen Australien zu einem 1:0 (0:0)-Sieg. Trotz der wenig überzeugenden Leistung steht jedoch auch Argentinien bereits in der K.o.-Runde.

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Der erst 17 Jahre alte Gewichtheber Long Qingquan aus China hat bei den Olympischen Spielen in Peking für eine große Überraschung gesorgt. Der international bislang kaum bekannte Nachwuchsathlet wurde am Sonntag in der Klasse bis 56 Kilogramm Olympiasieger mit dem Junioren-Weltrekord von 292 Kilogramm im Zweikampf. Ein weiterer Junioren-Weltrekord gelang ihm im Reißen mit 132 kg. Long verwies den WM-Dritten und Asienmeister Anh Tuan Hoang aus Vietnam (290) sowie den Indonesier Eko Yuli Irawan (288) auf die nächsten Plätze. Deutsche Athleten waren in dieser Kategorie nicht am Start.

Kein Durchkommen: Der Südkoreaner Yoon Kyungshin (rechts) scheitert an der deutschen Wand mit Oliver Roggisch (links) und Torsten Jansen (Mitte). (Foto: Foto: Getty)

Oksana Chusovitina hat am Sonntag das Sprung-Finale der olympischen Turn-Wettbewerbe der Frauen erreicht. Die 33-jährige Wahl-Kölnerin beendete damit eine lange Durststrecke deutscher Turnerinnen, die bei Sommerspielen seit 20 Jahren nicht mehr in Gerätefinals vertreten waren. Die deutsche Riege verpasste dagegen nach einer Serie von Fehlern den angestrebten Einzug in das Team-Finale am Mittwoch.

Die deutschen Handballer sind nur mit Mühe in das olympischen Turnier gestartet. Das Team von Bundestrainer Heiner Brand gewann am Sonntag in Peking gegen Südkorea mit 27:23 (10:13) und machte in der Vorrundengruppe B einen ersten Schritt Richtung Viertelfinale. Den Sieg sicherten sich die Deutschen erst in der Schlussphase, nachdem sie lange einem Rückstand hinterherliefen. Im Olympic Sports Center Gymnasium war der Lemgoer Michael Kraus mit sieben Treffern bester Werfer gegen den Asienmeister. Im nächsten Spiel trifft Deutschland am Dienstag auf Island.

Nicole Cooke hat am Sonntag bei den olympischen Radsport-Wettbewerben in Peking überraschend die Goldmedaille im Straßenrennen der Frauen gewonnen. Die Britin setzte sich nach 126,4 Kilometern bei strömendem Regen vor Emma Johansson aus Schweden und der Italienerin Tatiana Guderzo durch. Die als Medaillen-Kandidaten gehandelten deutschen Starterinnen Judith Arndt (Leipzig), Trixi Worrack (Dissen) und Hanka Kupfernagel (Denzlingen) konnten nicht in die Entscheidung eingreifen.

Die deutschen Basketballer sind mit einem 95:66 (54:34)-Sieg in das Olympia-Turnier gestartet. Vor 12.000 Zuschauern im Wukesong Culture and Sports Center waren die beiden NBA-Profis Dirk Nowitzki und Chris Kaman am Sonntag mit zusammen 47 Punkten die besten Werfer beim für den weiteren Turnierverlauf wichtigen Erfolg über den Rekordmeister aus Afrika. Am Dienstag (08.30 Uhr) wartet mit Ex-Europameister Griechenland ein schwerer Gegner auf die deutschen Korbjäger. Danach geht es im Kampf um einen der ersten vier Plätze in Gruppe B gegen Weltmeister Spanien, Gastgeber China und den Topfavoriten USA.

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Schwimmstar Michael Phelps hat mit einem Weltrekord über 400 Meter Lagen seine erste Goldmedaille erobert. Der Schwimmer aus den USA gewann am Sonntag in 4:03,84 Minuten vor dem Ungarn Laszlo Cseh und seinem Landsmann Ryan Lochte. Cseh schwamm in 4:06,16 Minuten Europarekord. Für Phelps war es das siebte olympische Gold seiner Karriere und der insgesamt 23. Weltrekord. Der 23 Jahre alte Ausnahmeathlet will in der chinesischen Hauptstadt den Rekord seines Landsmanns Mark Spitz mit siebenmal Gold 1972 in München brechen.

Die Australierin Stephanie Rice stellte anschließend den zweiten Schwimm-Weltrekord der Spiele auf. Ebenfalls über 400 m Lagen unterbot die 20 Jahre alte WM-Dritte aus Brisbane in 4:29,45 Minuten die alte Bestmarke der drittplatzierten US-Amerikanerin Katie Hoff um 1,67 Sekunden. Silber ging in 4:29,89 Minuten an Kirsty Coventry aus Simbabwe, die vier Jahre zuvor in Athen über 200 m Rücken triumphiert hatte. Die favorisierte Katie Hoff musste sich in 4:31,71 mit Bronze begnügen. Im Vorlauf ausgeschieden war Katharina Schiller. Die "Ersatztstarterin", die für die verletzte Nicole Hetzer (Burghausen) nachgenannt worden war, belegte nur Rang 33 (4:51,52).

Die Goldmedaille über 400 m Freistil gewann Weltmeister Park Taehwan aus Südkorea. In 3:41,86 Minuten siegte der 18-Jährige vor dem Chinesen Zhang Lin (3:42,44) und dem Vorlaufschnellsten Larsen Jensen aus den USA (3:42,78). Beide deutschen Starter waren in den Vorläufen gescheitert. Paul Biedermann aus Halle/Saale landete nach dem missglückten Warm-up für seine Paradestrecke 200 m Freistil auf Rang 18, Christian Kubusch aus Magdeburg belegte Rang 29.

Bei der letzten Schwimm-Entscheidung des Tages verpasste die deutsche Schwimm-Staffel über 4 x 100 Meter Freistil der Frauen die erhoffte erste Medaille der deutschen Olympia-Mannschaft in. Britta Steffen (Berlin), Meike Freitag (Frankfurt/Main), Daniela Götz (Erlangen) und Antje Buschschulte (Magdeburg) mussten sich am Sonntag im Finale mit Platz fünf zufriedengeben. Olympiasieger wurde das Team der Niederlande mit Inge Dekker, Ranomi Kromowidjojo, Femke Heemskerk und Marleen Veldhuis in 3:33,76 Minuten (Olympiarekord). Auf Platz zwei kam die Staffel aus den USA (3:34,33) vor Australien (3:35,05).

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Farani Tavui von der Pazifik-Insel Samoa musste nach einem schweren K.o. zum Auftakt des olympischen Box-Turniers ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Kroate Marijo Sivolija-Jelica hatte im Halbschwergewicht seinen Gegner in der dritten von fünf angesetzten Runden mit einem rechten Haken zu Boden gestreckt. Tavui rappelte sich zunächst wieder hoch, brach aber dann zusammen. Vorsorglich wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, ein Offizieller der medizinischen Kommission konnte später Entwarnung geben.

842 Millionen Chinesen haben am Freitag die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking live am Fernseher verfolgt. Diese Zahl meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf ein Unternehmen für Medienanalysen. Die ARD hatte zwar im Vergleich nur einen Bruchteil an Zuschauern, war aber auch mit dem Schnitt von 7,7 Millionen Menschen und dem Marktanteil von 52,3 Prozent hochzufrieden. Beim Einmarsch der deutschen Athletinnen und Athleten saßen in der Spitze 9,1 Millionen Menschen vor den Fernsehern. Die Entscheidung für die Primetime des US-Fernsehsenders NBC erwies sich ebenfalls als richtig, zumindest was die Quoten angeht. 34,2 Millionen Zuschauer schauten am Freitagabend (Ortszeit USA) zu, das gab es bei Olympia-Eröffnungsfeiern außerhalb der USA noch nie. Es war zugleich das größte TV-Event seit dem Super-Bowl-Finale im Februar (97,5 Millionen).

Die deutschen Vielseitigkeitsreiter haben beim olympischen Reitturnier in Hongkong nach einer starken Vorstellung in der Dressur ihre Chance auf Gold gewahrt. Der Weltmeister beendete die erste von drei Disziplinen mit 110,50 Minuspunkten und liegt hinter Australien (102,80 Minuspunkte) und vor der USA (115,60) auf dem zweiten Platz. Beste deutsche Starterin im Wettkampf-Viereck war die Münsteranerin Ingrid Klimke, die mit ihrem elf Jahre alten Hannoveraner Abraxxas (33,50) auf den dritten Platz kam. Der Reitsport-Dreikampf wird am Montag mit dem Geländeritt fortgesetzt. Nach dem Springen am Dienstag werden in Einzel- und Mannschaftswertung die Medaillen vergeben.

Sportschützin Claudia Verdicchio (Buchheim) hat mit einer Neun im letzten Schuss das Finale im olympischen Luftpistolenwettbewerb verpasst. Der Europameisterin blieb mit 383 Ringen so nur der zehnte Platz. Damit wartet das deutsche Schützenteam auch nach drei Entscheidungen auf die erste Final-Qualifikation. Ex-Pistolenweltmeisterin Munkhbayar Dorjsuren (Schweinfurt) enttäuschte als 24. mit 379 Ringen. Die Russin Natalja Paderina schoss im Vorkampf mit 391 Ringen Olympischen Rekord und geht als Führende ins Finale am Mittag. Außerdem wird am Sonntag noch der Trapwettbewerb mit Weltrekordler Karsten Bindrich (Eußenhausen) entschieden.

Hier geht's zu Olympia kompakt vom ersten Wettkampftag

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