Olympische Kanuwettbewerbe:Eine Paddelnation

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Zweimal Gold, einmal Silber, einmal Bronze: Die deutschen Kanuten feiern die erhofften Erfolge. Ein Medaillengewinner wurde allerdings auf der Trage weggebracht.

Die deutschen Kanuten feierten mit zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze eine wahre Medaillenflut, nur Erfolgsgarant Andreas Dittmer erlebte einen schmerzvollen Olympia-Abschied. Während der dreimalige Olympiasieger mit einem enttäuschenden achten Platz seine internationale Karriere beendete, kullerten bei anderen deutschen Paddlern die Freudentränen. Der Kajak-Vierer mit Schlagfrau Fanny Fischer holte über 500 Meter ebenso den Olympiasieg wie über 1000 Meter der Kajak-Zweier Martin Hollstein/Andreas Ihle.

Sieger im Boot: Fanny Fischer, Nicole Reinhardt, Katrin Wagner-Augustin and Conny Wassmuth. (Foto: Foto: AFP)

Der Canadier-Zweier Christian Gille/Tomasz Wylenzek verpasste nur knapp die Wiederholung des Athen-Olympia-Triumphes, fuhr aber Silber ein. Bronze sprang für den Kajak-Vierer der Herren über 1000 Meter ein. Am ersten von zwei Finaltagen waren die deutschen Kanuten damit vor Weißrussland (2 x Gold) am erfolgreichsten.

Für den ersten großen Paukenschlag im Shunyi-Park sorgte der Damen-Vierer, der die seit Atlanta 1996 andauernde Siegesserie verlängerte. Beim Start-Ziel-Sieg ließ die Crew um die jetzt viermalige Olympiasiegerin Katrin Wagner-Augustin dem Erzrivalen Ungarn keine Chance. "Auf den letzten Metern wusste ich, dass uns das keiner mehr nehmen kann", sagte eine sichtlich gerührte Fanny Fischer, bei der die Tante Birgit Fischer eine der ersten Gratulantinnen war. Für die Potsdamerin Wagner-Augustin war es das vierte olympische Gold. An diesem Samstag hat sie im Kajak-Einer ebenso eine weitere Medaillenchance wie Fanny Fischer und Nicole Reinhardt im Kajak-Zweier.

Erstmals seit 1996 gab es wieder Edelmetall im Kajak-Zweier über die 1000 Meter - und dann gleich Gold. "Es ist geil und fühlt sich schön an", schwärmte der 21 Jahre alte Neubrandenburger Hollstein nach seinem ersten großen Wettkampf. Vor nicht einmal zwei Monaten hatten die beiden zum ersten Mal zusammen gepaddelt, jetzt boten sie eine taktische Meisterleistung und konnten bereits Meter vor dem Ziel das Tempo rausnehmen.

Die Klänge der Nationalhymne waren nach den Siegerehrungen dieser beiden Boote noch nicht ganz verklungen, da fuhren die Athen-Olympiasieger auf Goldkurs. Aber der Canadier-Zweier hatte sich übernommen und wurde praktisch auf der Ziellinie noch vom weißrussischen Duo abgefangen. Völlig entkräftet fielen Wylenzek und der erkrankte Gille ins Wasser - Wylenzek musste sogar auf einer Trage weggebracht werden und konnte nicht zur Siegerehrung erscheinen. "Keine Ahnung, ob die Freude später kommt, immerhin ist es Silber", sagte Gille, der allein auf dem Siegerpodium stand. "Wir waren sicher, dass wir das nach Hause fahren können", hatte Wylenzek vor seinem Kollaps gesagt.

Wenige Minuten später erlitt Wylenzek einen Kreislaufkollaps erlitten und ist in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Der 25-Jährige ist bei Bewusstsein und wurde infundiert, sollte aber noch am Abend in sein Quartier ins Olympische Dorf zurückkehren. Ob er im 500-m-Rennen am Samstag starten kann, soll erst nach einem EKG am Morgen entschieden werden.

"Er ist über die physische Grenze gegangen und zusammengeklappt. Dazu beigetragen hat auch, dass die beiden bis zum Start wegen der Verzögerung der Siegerehrung zehn Minuten in der brütenden Hitze warten mussten", erklärte Sportdirektor Jens Kahl: "Wir denken aber, dass es nichts Ernsthaftes ist, und hoffen, dass die beiden am Samstag starten können."

Der Vierer mit Geburtstagskind Norman Bröckl lieferte sich mit der Konkurrenz ein packendes Finish, doch am Ende reichte es doch nur zu Rang drei hinter Weißrussland und der Slowakei. "Das hätte mehr sein können. Das Rennen ist nicht optimal gelaufen", erklärte Schlagmann Lutz Altepost.

Statt um die Medaillen musste Dittmer beim olympischen Abschied diesmal gegen den letzten Platz im Canadier-Einer über 1000 Meter sprinten. Am Ende konnte der 36-Jährige wenigstens die Rote Laterne verhindern. "Natürlich würde man lieber mit einer Medaille abtreten", sagte der achtmalige Weltmeister zum Abschied. "Ich werde noch ein, zwei Nächte darüber schlafen, aber auf der großen Bühne war es das letzte Rennen." Bei seinem Olympia-Debüt landete der Kölner Max Hoff im Kajak-Einer auf einem guten fünften Platz. "Eigentlich kann ich super zufrieden sein, aber ist schon schade, denn es war relativ knapp", sagte der ehemalige Wildwasser-Weltmeister.

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