Nordische Kombination:Augen nur vorne

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Eric Frenzel gewinnt gegen seinen Teamkollegen Johannes Rydzek ein nervenaufreibendes Saisonfinale: Der 28-Jährige sichert sich zum fünften Mal den Gesamttitel.

Von Volker Kreisl

Viel Schnee war nicht mehr übrig im Schwarzwald. Schwer, nass und schmutzig lag er da, zusammengeschoben zu einer 1,5 Kilometer langen Runde. Vier Monate hatte dieser Winter schon gedauert, bis nach Japan und Südkorea waren die nordischen Kombinierer gekommen, und zu Ende brachten sie ihre Saison nun auf einem Gelände wie bei einem Juniorenrennen. Geboten war trotzdem alles.

Zugespitzt hatte sich das Finale schon seit Wochen, und zwar auf einen Zweikampf: Eric Frenzel aus Oberwiesenthal, der erfahrene viermalige Gesamtsieger der Jahre 2013 bis 2016, gegen den Oberstdorfer Johannes Rydzek, den vierfachen Weltmeister von Lahti vor zwei Wochen. Mal lag der eine knapp vorne, dann wieder der andere, dann schien Rydzek, 25, nach seinem Medaillenrausch in Finnland genügend Selbstvertrauen zu haben, um den drei Jahre älteren Teamkollegen endlich auch einmal im Gesamtweltcup zu bezwingen. Doch am Ende, nach zwei Rennen auf dem braunen Schnee von Schonach, war er wieder nur der Weltcup-Zweite.

Zweimal lag Rydzek am Boden an diesem Abschluss-Wochenende, das erste Mal fand er sich nur kurz im Schnee, aber es war entscheidend. Im Schlussspurt am Samstag - natürlich gegen Frenzel - hätte er mit einem Sieg noch mal den Rückstand verkürzen können, doch dann lief er Frenzel auf die Ski, stürzte, wurde Dritter, beschuldigte seinen Kontrahenten, ihm den Weg abgeschnitten zu haben und entschuldigte sich kurze Zeit später. Eric Frenzel konterte recht trocken, er haben nun mal "keine Augen hinten", davon abgesehen hatte er diesmal vor allem die bessere Lunge und am Sonntag trotz misslungenem Sprung und 30 Sekunden Rückstand auch die größere Zuversicht. Platz vier hätte ihm schon für den ersehnten fünften Gesamtsieg gereicht, aber Frenzel war derart gut in Form, dass er Rydzek sogar überholte. Im Ziel riss er als Sieger die Arme hoch, während der Teamkollege zum zweiten Mal an diesem Wochenende in den Schnee sank, nach Luft rang und erst mal liegen blieb. Frenzel hatte bei der WM noch gegen Rydzek verloren, jetzt hat er als Erster fünf Gesamtsiege am Stück. Die nimmt ihm so schnell keiner ab.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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