Mutter im Profitennis:Mama Maria

Miami Open Tennis - Day 6

Tatjana Maria nach ihrem Sieg gegen Eugenie Bouchard

(Foto: AFP)

Die deutsche Tennisspielerin Tatjana Maria ist vor kurzem Mutter geworden. In Key Biscane gelingt ihr der größte Erfolg ihrer Karriere. Auch weil Serena und Venus Williams sich kümmern.

Von Lisa Sonnabend

Sie kannten sich schon, vor zwei Jahren hatten sich Tatjana Maria und die Schweizerin Belinda Bencic schließlich schon einmal auf dem Tennisplatz gegenübergestanden. Doch diesmal war alles anders. Die deutsche Tennisspielerin war nicht aussichtslos unterlegen wie beim ersten Duell, sondern sie hätte am Sonntag in Key Biscane sogar gewinnen können. Das überrascht, denn während die junge Bencic sich in den vergangenen zwei Jahren in der Weltrangliste immer weiter nach oben arbeitete, hat Tatjana Maria monatelang gar nicht Profitennis gespielt. Die 27-Jährige wurde im Dezember 2013 Mutter, sie machte eine Babybause - nun ist sie plötzlich so gut wie nie zuvor.

Nachdem Maria nach einer Stunde und 44 Minuten 4:6 und 5:7 gegen Bencic verloren hatte, wirkte sie trotzdem zufrieden. In der zweiten Runde hatte sie die Weltranglistensiebte Eugenie Bouchard aus Kanada bezwungen - und das deutlich mit 6:0 und 7:6. Es war der größte Erfolg ihrer Karriere. "Ich kann mein Glück gar nicht in Worte fassen", stammelte sie danach. Tatsächlich ist die Geschichte von Tatjana Maria eine ziemlich ungewöhnliche.

Die Spielerin hieß vor ihrer Hochzeit Tatjana Malek. Sie erreichte einige Male das Viertelfinale eines WTA-Turniers, sie gewann 2007 für das deutsche Fed-Cup-Team einige Partien. Sie galt als sehr talentiert, doch bei einem Grand-Slam-Turnier kam sie nie über die zweite Runde hinaus. Der große Durchbruch gelang ihr nie. 2008 erlitt sie beim Turnier in Indian Wells eine Lungenembolie als Folge einer Thrombose. Sie wäre fast gestorben, tagelang schwebte sie in Lebensgefahr. Nur wenige Wochen später starb ihr Vater, ein ehemaliger polnischer Handballnationalspieler. Es war ein schwerer Schicksalsschlag für Malek.

Doch die Spielerin aus dem baden-württembergischen Bad Saulgau lernte, wieder zurechtzukommen im Leben. Sie verliebte sich in Charles Edouard Maria, ihren Trainer und Manager. Maria zog zu Charles nach Florida, im April 2013 heirateten die beiden. Wenige Wochen später trat sie noch einmal in Wimbledon an. Sie verlor in der ersten Runde. Sie war im vierten Monat schwanger und hatte bereits einen Babybauch. Nach der Niederlage kündigte Maria eine längere Pause an. Ob sie jemals wieder zurückkommen werde, ließ sie offen.

Williams-Schwestern schmissen die Baby-Party

Im Dezember 2013 kam ihre Tochter Charlotte auf die Welt. Serena und Venus Williams, die nebenan wohnen, schmissen eine Party und halfen mit guten Tipps für die zweite Karriere. Sechs Wochen später stand Maria schon wieder auf dem Tennisplatz. Sie feilte an ihrer Rückhand, übte Aufschlag und machte Krafttraining.

Nur vier Monate nach der Geburt spielte Maria ihr erstes ITF-Turnier, im Juli gewann sie einen Challenger-Titel, drei weitere folgten. Bei den Australian Open im Januar hatte die 27-Jährige wieder einen großen Auftritt auf der WTA-Tour: Sie hatte sich durch die Qualifikation ins Hauptfeld gekämpft und scheiterte in der ersten Runde knapp an der Chinesin Peng Shuai. Tochter Charlotte schlief derweil auf der Tribüne im Kinderwagen. In Key Biscane lief es nun noch besser. Maria rutscht wieder unter die Top 100 in der Weltrangliste. Wenn es so weitergeht, wird sie ihre bislang beste Platzierung, Platz 69, bald überbieten.

Maria ist nicht die erste Mutter, die erfolgreich Tennis spielt. Die Belgierin Kim Clijsters gewann nach ihrer Babypause sogleich die US Open, später stand sie sogar wieder an der Spitze der Weltrangliste. Auch Lindsay Davenport spielte nach der Geburt ihres Sohnes extrem gut.

Die Leistungen der erfolgreichen Mütter sind beachtlich, denn das Leben auf der Tennistour ist auch ohne Kind anstrengend: die vielen Reisen, das tägliche Training, die Strapazen, die Fokussierung auf die Matches. Bei Maria ist bei Turnieren nicht nur ihr Mann dabei, sondern oft auch die Schwiegereltern. Ab und an schaut Venus Williams vorbei, um ein bisschen mit Charlotte zu spielen.

"Es ist schon eine Herausforderung, ein Abenteuer", sagte Maria in Key Biscane der Hamburger Morgenpost. "Aber wenn man will, gelingt es auch." Inzwischen hält ihre Tochter Charlotte manchmal selbst einen Schläger in der Hand.

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