Leichtathletik:Rekord-Revolution

Argwöhnisch betrachtet: Marita Kochs 400-Meter-Weltrekord von 1985. (Foto: dpa)

Alles auf Anfang: Europas Leichtathleten wollen alte Rekorde löschen lassen, die unter dopingverdächtigen Bedingungen entstanden sind. Auch für die zukünftige Anerkennung von Rekordzeiten sollen neue, verschärfte Kriterien gelten.

Der europäische Leichtathletik-Verband EAA will die dopingverdächtigen Rekorde löschen. Damit folgt der Verband dem Entwurf eines Projektteams, der noch auf ihre juristische Durchsetzbarkeit geprüft und auch dem Weltverband IAAF vorgelegt werden soll. "Was wir vorschlagen, ist revolutionär", sagte EAA-Präsident Svein Arne Hansen nach einer Council-Sitzung in Paris. Der deutsche Verbandschef Clemens Prokop stellt sogar völlig neue Rekordlisten in Aussicht. "Der europäische Verband würde gern ab 1. Januar 2018 neu beginnen", sagte Prokop, der in dem zuständigen siebenköpfigen Gremium saß: "Es geht darum, dass man nicht jeden Rekord einzeln prüft, sondern einen Strich drunter macht und neu anfängt."

Der Vorschlag soll auch auf Weltrekorde ausgeweitet werden, eine Entscheidung könnte auf dem Kongress des Weltverbandes IAAF im August fallen. Dafür müssten auch die anderen Kontinentalverbände zustimmen. Zu den zu löschenden Rekorden könnten vor allem die vor dem Hintergrund des Dopings fragwürdigen Weltrekorde von Marita Koch (DDR) über 400 Meter (47,60 Sekunden/1985) oder Jarmila Kratochvilova (CSSR) über 800 Meter (1:53,28 Minuten/1983) gehören.

Zukünftig sollen zudem neue Kriterien für eine Rekord-Anerkennung gelten. Unter anderem sollen Athleten häufiger getestet und verpflichtet werden, ihre sportliche Integrität aufrechtzuerhalten. Ansonsten soll die Rekord-Anerkennung wieder entzogen werden, selbst wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass der Regelverstoß die Leistung beeinflusst hat.

© SZ vom 03.05.2017 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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