Leichtathletik:Pritschen und Werfen

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Weltspitze im Blick: Katharina Molitors 66,40 Meter vom Dienstagabend haben in dieser Saison weltweit erst drei Speerwerferinnen überboten. (Foto: Peter Klaunzer/dpa)

Speerwerferin Katharina Molitor überrascht die nationale wie die internationale Konkurrenz mit einer neuen Bestleistung: 66,40 Meter. Das Volleyballspielen in der zweiten Liga will sie trotzdem nicht aufgeben.

Von Johannes Knuth, München

Manchmal eröffnet eine Absage eine ganz neue Perspektive, Katharina Molitor kann davon berichten. Molitor wollte 2004, nach dem Abitur, in Hamburg anheuern. Eine Volleyballmannschaft hatte ein Angebot übermittelt, Molitor benötigte nur noch die Zusage für einen Studienplatz. Die erhielt sie nicht. Sie blieb in Leverkusen, studierte dort, wurde nebenbei Speerwerferin. Und man kann nicht behaupten, dass ihr die Sache mit dem Speerwurf geschadet hätte.

Katharina Molitor vom TSV Bayer Leverkusen ist mittlerweile 31 Jahre alt. Sie hat an den meisten nationalen und internationalen Fachmessen teilgenommen, 2010 wurde sie deutsche Meisterin. Ansonsten stand sie meist im Schatten der anderen. Was nicht daran lag, dass Molitor schwach war. Die anderen waren meistens besser. Steffi Nerius zum Beispiel, die 2009 überraschend Weltmeisterin wurde, Linda Stahl, Molitors Trainingspartnerin aus Leverkusen, die 2010 EM-Gold gewann, und natürlich Christina Obergföll, die 2013 ihr Talent nach vielen Versuchen in einen WM-Titel überführte. Im WM-Jahr 2015 könnte sich diese Hierarchie nun ein wenig drehen. Molitor gewann am Dienstag das Meeting in Luzern/Schweiz. Sie sei "super-glücklich", richtete sie aus. Mit ihren 66,40 Metern hatte sie eine neue Bestleistung produziert, "endlich", sagte sie; die alte aus dem Jahr 2011 (64,67) hatte ihr Haltbarkeitsdatum langsam überschritten. Die anderen? Nerius ist längst Speerwerferin a.D., Stahl wurde am Dienstag Zweite (64,65 ), sie hat im vergangenen Jahr aber auch ihr Medizinstudium abgeschlossen und arbeitet seitdem als Ärztin. Und Obergföll, die nach Babypause passabel in die Saison gestartet war, hat sich vor ein paar Wochen eine Formschwäche eingefangen.

Molitor hat nebenbei auch so ihre Projekte. Sie studiert Lehramt (Geografie und Sport), sie will nach ihrer ersten Karriere bald ins Referendariat wechseln. Molitor spielt noch immer Volleyball, als Mittel- blockerin für Leverkusen in der zweiten Bundesliga Nord. Die Frage ist, ob sie eine bessere Speerwerferin wäre, wenn sie den Stress des Studiums und Volleyballs nicht hätte. Aber Molitor ist gar nicht erpicht darauf, eine Antwort zu finden. "Ich möchte nicht auf das Volleyballspielen verzichten", sagte sie einmal, denn: "Mir macht das einfach unheimlich viel Spaß."

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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