Leichtathletik:"Die Russen feuern nur ihr eigenes Team an"

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David Storl und die deutsche Mannschaft haben bei der Team-EM noch Chancen auf die Titelverteidigung. (Foto: Valdrin Xhemaj/dpa)

Bei der Team-EM liegt Deutschland nach dem ersten Tag in guter Position. Ärger gibt es wegen der Sprintstaffel - und wegen des Publikums.

Die Wechsel bei den Sprintstaffeln sind immer schon eine Geschichte für sich gewesen. Man mag es sich nicht vorstellen, wie schwierig es ist, den Stab innerhalb der Wechselzone im Vollsprint in die Hand des Partners zu legen. Das geht meistens sehr schnell und da passieren oft Fehler. Meist bei den Athelten, diesmal aber bei den Schiedsrichtern.

Denn als die deutsche 4x100-Meter Staffel bei der Team-Europameisterschaft im russichen Tscheboksary ins Ziel lief, leuchtete dort ein "DQ" auf. Disqualifiziert. Das hätte null Punkte und damit einen großen Rückschlag bedeutet. Als Sven Knipphals die Bilder im ZDF sah, protestierte er direkt: "Das war in Ordnung. Der Staffelstab muss in der Wechselzone sein, und das war er." Das sah auch der Schiedsrichter so, der nach Prüfung der Bilder die Entscheidung des Linienrichters zurücknahm. Platz vier und neun Punkte für 38,78 Sekunden.

Fünf Punkte hinter Russland

So liegen die deutschen Leichtathleten nun nach dem ersten Tag nur fünf Punkte hinter Russland. Ein gutes Zwischenergebnis. Russland lag am Samstag mit 186 Zählern vor den Deutschen (181), drittbestes Team war nach 21 der 40 Disziplinen Frankreich (175,5). Für die deutschen Disziplinsiege sorgten am ersten Tag Kugelstoßer David Storl (Leipzig), Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll (Offenburg), Stabhochspringerin Silke Spiegelburg (Leverkusen) und Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause (Frankfurt).

Um noch aufzuholen, müssen am Sonntag auch die anderen deutschen Siegkandidaten die Erwartungen erfüllen. Das sind unter anderen Hammerwerferin Betty Heidler, Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe und Kugelstoß-Europameisterin Christina Schwanitz dran. Beim Heimsieg 2014 in Braunschweig lagen die Deutschen zwei Punkte vor der Russen.

"Ich habe am ganzen Körper Gänsehaut"

Doppel-Weltmeister Storl wurde seiner Favoritenrolle erneut gerecht, die Stimmung im Stadion Olimpijski fand er aber nicht so gut. "Mein Ziel waren zwölf Punkte für die Mannschaft. Das habe ich geschafft", sagte der Sachse. "Insgesamt war ich mit dem Wettbewerb nicht so zufrieden. Die Russen feuern nur ihr eigenes Team an - und die anderen fallen hinten runter." Spiegelburg gewann die Konkurrenz mit der persönlichen Saisonbestleistung von 4,75 Metern vor der Russin Anschelika Sidorowa (4,70). "Ich bin überglücklich", jubelte sie. "Ich habe am ganzen Körper Gänsehaut bekommen." Maren Kock (Regensburg) überraschte als Zweite über 3000 Meter. Auch Dreispringerin Kristin Gierisch (Chemnitz) landete auf Rang zwei. "Ich freue mich natürlich über die Weite von 14,46", sagte sie. "Wichtig sind die elf Punkte für die Mannschaft. Ich habe das Beste herausgeholt."

Auch Sven Knipphals, Dritter über 100 Meter, hat sein Ziel erreicht. "Das Rennen selber war mittelmäßig. Aber ich hab' zehn Punkte geholt, Platz drei hatte ich mir auch vorgenommen", sagte der Wolfsburger. "Es macht mich stolz, diese Mannschaft zu vertreten. Wir sind in der Höhle des Löwen. Trotzdem gehen wir selbstbewusst in das Stadion und werden das Optimale herausholen", hatte Team-Kapitän Heidler vor dem Start versprochen.

© SZ vom 21.06.2015 / sz, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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