In Regensburg, sagen sie, haben die Leichtathleten fast immer Rückenwind. Das stimmt sogar. Allerdings liegt dem kein meteorologisches Phänomen zugrunde. Bei der Sparkassen-Gala im Regensburger Unistadion laufen sie die 100 Meter auf der Zielgeraden entweder von links nach rechts (wie es für gewöhnlich gehandhabt wird) oder von rechts nach links - in jedem Fall so, dass die Athleten ein wenig Nachhilfe erhalten, per Rückenwind. Am Samstag kam das vor allem der deutschen Meisterin Tatjana Pinto sowie Sven Knipphals (im Foto links) entgegen. "Als ich im Startblock saß, wusste ich: Da geht heute was", sagte Knipphals. Es ging tatsächlich einiges, mit 10,13 Sekunden unterbot der 29-Jährige die WM-Norm, bei gerade noch zulässigen 1,9 Meter Rückenwind pro Sekunde. Auch Pinto kann nach ihrem Sieg in 11,23 Sekunden die Planungen für WM Ende August in Peking einleiten.
Die heimischen Läufer von der LG telis finanz hatten es etwas schwerer. Corinna Harrer, Maren Kock und Florian Orth traten über die 1500 Meter an, und die muss man weiter in mehreren Stadionrunden absolvieren, wechselnde Winde inklusive. Mit den WM-Normen wurde es für die Regensburger dann auch nichts. Orth gewann in ordentlichen 3:38,78 Minuten. Kock nutzte den Auftritt, um zum ersten Mal in ihrer Karriere schneller als 4:10 Minuten zu laufen (4:09,45), sie siegte knapp vor Harrer (4:10,04). Letztere wurde dafür mit einer spontanen Ehrung entschädigt. Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands, überreichte Harrer vor dem Lauf die Silbermedaille von der U23-EM 2011; die damals siegreiche Russin Jelena Arschakowa war später mit anomalen Blutwerten aufgefallen, Harrer rückte einen Platz vor. "Vier Jahre sind eine verdammt lange Zeit", sagte Harrer, "aber die Ehrung heute war eine tolle Entschädigung."