Jahresrückblick:"Sind wir live?"

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Svetislav Pesic erwägt spontan einen Rücktritt und Hasan Ismaik verspricht ein Stadion: Ein Rückblick auf 2016 mit den besten Zitaten aus bayerischen Basketball-, Fußball-, Eishockey- und Handball-Vereinen.

Am Ende bleibt das Wort. 2016 war erfolgreich für die bayerischen Vereine, unter ihnen sind Meister, Aufsteiger und immerhin Nicht-Absteiger. Zur Erinnerung: Die lustigsten, wichtigsten nichtssagenden Sätze des Sportjahres.

1. FC Nürnberg

"Wenn es läuft, dann versteht man sich umso besser. Ich denke, deshalb läuft's auch." Torwart Patrick Rakovsky im April angesichts der Erfolgsserie.

"Egal, wer kommt, das sind Spieler, die irgendwo ein Defizit haben." Weilers Nachfolger Alois Schwartz im August zu den Sommerzugängen.

"Meine Aufgabe ist es nicht primär, mich beliebt zu machen." Finanzvorstand Michael Meeske am 25. November zu Anfeindungen der Ultras.

Würzburger Kickers

"Das Aufstiegsprojekt ist zwar eine tolle Sache, aber Zukunftsmusik. Da müssen erst noch viele Voraussetzungen geschafft werden. Für mich geht es derzeit darum, in der dritten Liga zu bleiben." Trainer Bernd Hollerbach im Januar auf Tabellenplatz neun.

"Heute ist ein spezieller Tag für unseren Klub. Ich bin stolz auf das, was wir in den letzten Jahren geschafft haben und muss das erst mal realisieren." Hollerbach nach dem Aufstieg in die zweite Liga.

"Wenn man sieht, wer in dieser Liga spielt, wäre der Klassenerhalt eine Sensation." Hollerbach vor dem Start in die zweite Liga.

"Wir brauchen noch 13 Punkte, um drinzubleiben. Wir bleiben demütig." Hollerbach nach dem 3:0 zum Hinrundenende gegen Stuttgart auf Tabellenplatz sechs.

TSV 1860 München

"Die anhaltende negative Berichterstattung über die Löwen dient den Interessen mancher Vereine, von denen wir wissen, und auch anderer, die uns nicht bekannt sind." 1860-Investor Hasan Ismaik auf einer seiner ersten philosophischen Powerpoint-Folien im Januar auf Facebook.

"Wir werden unser eigenes Stadion bauen, auf unseren blauen Sitzen Platz nehmen und unseren Sieg feiern. Bald." Ismaik auf einer der nächsten Folien.

"Den Laktattest hatten wir schon vor drei Wochen angesetzt. Da muss ich nicht unbedingt dabei sein. Manchmal ist es auch wichtig, dass ich offene Geschäfte vorfinde. Gerade zum Beispiel habe ich einen Rasenmäher gekauft." Trainer Benno Möhlmann telefonisch aus Bremen, während in München über seine Entlassung diskutiert wird .

"Good afternoon, mein Name ist Anthony. Ich bin 50 Jahre alt, in den vergangenen 25 Jahren habe ich in vielen Firmen gearbeitet, überall auf der Welt. Ich habe in den USA gearbeitet, in Frankreich, in Großbritannien, im Nahen Osten, in Asien. Ich war in den unterschiedlichsten Sparten aktiv: in der Industrie, im Bildungswesen, im Gesundheitswesen, im operativen Geschäft. Mit Hasan Ismaik arbeite ich seit einem Jahr zusammen, seither habe ich von außen die Situation bei 1860 gemonitored." Der studierte Maschinenbauer Anthony Power auf der Pressekonferenz zur Entlassung von Trainer Kosta Runjaic, bei der er sich unter die Journalisten gemischt hat und sich erst auf Nachfrage als neuer Geschäftsführer von 1860 vorstellt.

"Hasan kann keine Leute rausschmeißen, dafür gibt es Gremien. Ich bin ein völlig unabhängiger Präsident des e.V. Cassalette ist auch keine Marionette." Präsident Peter Cassalette auf die Frage, ob Ismaik am längeren Hebel sitze, weil Sechzig lieber Anthony Power als Geschäftsführer beschäftigt als Thomas Eichin.

"We go to the top!" Vitor Pereira, siebter 1860-Trainer des Jahres (Wiederholungs-Übungsleiter eingerechnet) bei seiner Vorstellung im Hacker-Wirtshaus.

Auch Bernd Hollerbach und Würzburg hatten Erfolg. (Foto: Sascha Steinbach/Getty)

"Mein Ziel einer Stabilisierung, Professionalisierung und Weiterentwicklung der KGaA (...) ist in den derzeitigen Strukturen nicht umsetzbar." Der Wirtschaftsprüfer und Verwaltungsrat-Vorsitzende Karl-Christian Bay über die Gründe für seinen Rücktritt.

FC Ingolstadt

"Ich könnte auch eine Gefängnismannschaft trainieren." Der neue Trainer Markus Kauczinski vor dem Saisonstart.

"Wenn ein Bundesligist einen Trainer sucht, dann kommt er nicht sofort auf den Namen Maik Walpurgis." Kauczinskis Nachfolger Maik Walpurgis, nachdem der FCI auf seinen Namen gekommen ist.

"Beckenbauer, Beckenbauer." Mittelfeldspieler Roger nach dem ersten Heimsieg im Dezember über seinen Spitznamen.

FC Augsburg

"Ich werde sehr viel Disziplin verlangen und Wert auf eine defensive Absicherung legen." Trainer Dirk Schuster vor dem Saisonstart.

"Wir sind vor dem Tor nicht brutal genug" Schuster nach zwölf Spielen.

"Ich weiß nichts von einer Schlägerei. Dirk Schuster hat einen Cut, der am Sonntagmorgen genäht wurde." Manager Stefan Reuter nach Schusters Freistellung, die von Gerüchten begleitet wurde.

EHC München

"Wenn dir einer blöd kommt, kannst du das auch einfach wegwischen. Du musst nicht mit ihm kämpfen. Aber . . . ich mag es nun mal." Stürmer Steve Pinizzotto, Strafbankkönig und bester Playoff-Scorer des EHC Red Bull München, vor dem Start in die Finalserie gegen Wolfsburg.

"Ich habe hier angefangen, da war der EHC in der Oberliga. Dann waren wir tot. Und heute stehen wir hier. Das ist wie ein Traum." EHC-Manager Christian Winkler nach der 4:0-Finalserie gegen Wolfsburg, 2012 stand der EHC vor der Insolvenz, dann übernahm Red Bull den Klub.

Svetislav Pesic hatte nicht unbedingt Erfolg - inzwischen ist er nicht mehr Trainer der Bayern-Basketballer. (Foto: Matthias Hangst/Getty)

" Jungs zu sehen, die zum ersten Mal einen Titel holen, das gibt dir einen Thrill." Coach Don Jackson, mit den Eisbären Berlin zuvor schon fünf Mal deutscher Meister und ein Mal österreichischer Meister mit Salzburg.

FC Bayern Basketball

"Sind wir live?" Svetislav Pesic zum Fernsehreporter, ehe er mitten in der Saison seinen Rücktritt ankündigt. Danach sagt er: "Ich bin 66 Jahre alt. Ich habe so viel erlebt und erreicht. Ich habe eine schöne Frau und tolle Enkelkinder. Diesen Ärger in der Bundesliga brauche ich nicht mehr. Ich höre zu 99,9 Prozent auf."

"Die Prozentzahl hat sich umgedreht. Ich bleibe jetzt zu 99,9 Prozent." Pesic nach dem Halbfinal-Aus in Bamberg.

"Wenn ich entscheide, mich im November als Präsident zur Wahl zu stellen, werde ich selbstverständlich Basketball wieder so pushen, wie es für den deutschen Basketball nicht das Schlechteste wäre." Uli Hoeneß in seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Haftstrafe.

TSV Herrsching

"Ich saß in Vietnam schön am Strand, da schreibt mir Max Hauser: Wie schaut's aus? Wir bräuchten dich." Angreifer und Teilzeit-Volleyballer Julius Höfer, der von seinem Trainer für den Saisonauftakt der verletzungsgeplagten Mannschaft aus dem Fernurlaub zurückbeordert wurde.

"Ein Tritt ins Gesicht, nicht nur der GCDW-Verantwortlichen gegenüber, sondern auch der Mannschaft - denn durch das blinde Verfolgen von Statuten, die mehr als fragwürdig sind, wird vor allem eines in den Hintergrund gedrängt - der Sport." Brief des Vereins an die Liga zur Entscheidung der Volleyball-Bundesliga, wegen der nicht regelkonformen Halle Herrsching das Heimrecht für das Pokal-Halbfinale zu entziehen.

Baskets Bamberg

"Ich bin noch nicht tot, my friends": Pep Guardiola feierte mit seinen FC Bayern-Freunden am Marienplatz das Double. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

"Ich habe noch nicht oft Standing Ovations gesehen, die über zwei Minuten gingen. Aber es gibt ein Problem: Das ist jetzt vorbei. Also müssen wir das noch mal schaffen." Trainer Andrea Trinchieri nach dem ersten Sieg der Bamberger Basketballer in der Top-16-Runde der Euroleague überhaupt, einem 96:63 über Zalgiris Kaunas am 8. Januar.

"In einem K.o.-Spiel ist der wichtigste Muskel das Gehirn." Trinchieri nach dem verlorenen Pokal-Halbfinale gegen Bayern München (79:86) am 22. Februar.

"Behaltet dieses Spiel für eine lange, lange Zeit im Gedächtnis. Ich habe keine Ahnung, wann so etwas wieder passieren wird: Wir haben eben die stärkste europäische Mannschaft geschlagen." Trinchieri nach dem 91:83 über den späteren Euroleague-Champion ZSKA Moskau am 24. März.

FC Bayern München

"Ich bin wie eine Frau. Ich kann in mehreren Situationen denken." Guardiola darüber, wie er gleichzeitig den FC Bayern trainieren und den Kader seines neuen Vereins Manchester City planen kann.

"Ich bin noch nicht tot, my friends! Nach diesem Spiel - everybody killed me. Aber ich bin noch nicht tot. I have one last bullet. Nachher you can kill me." Guardiola nach der Niederlage im Hinspiel des Champions-League-Halbfinales gegen Atlético Madrid.

"Irgendwann muss das Schicksal das Schicksal bleiben und nicht davon abhängig machen, ob man Glück hat bei der Auslosung." Klubboss Karl-Heinz Rummenigge nimmt es nach dem Sieg nach Verlängerung im Viertelfinale gegen Juventus Turin mit dem Schicksal auf.

"Ich werde die Feinkost genießen." Carlo Ancelotti über seine Pläne zum Antritt in München als neuer Trainer.

HC Erlangen

"Hehehehe." Der tschechische Nationalspieler Pavel Horak auf die Frage, ob er seinen Vertrag verlängert.

"Hehehehe." Horak auf die Frage, ob der Verein schon an ihn herangetreten sei.

"Hehehehe." Horak auf die Frage, ob es denn eine Tendenz gebe.

"Hehehehe." Horak auf die Frage, ob bald eine Entscheidung zu erwarten sei (mittlerweile hat er beim weißrussischen Spitzenklub Meshkow Brest unterschrieben).

Gesammelt von Sebastian Fischer, Joachim Mölter, Markus Schäflein, Philipp Schneider, Johannes Schnitzler, Ralf Tögel, Benedikt Warmbrunn, Sebastian Winter.

© SZ vom 24.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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