Hannover - FCA (17.30 Uhr):Es werde Licht!

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Hoffnung auf Beistand: Hugo Almeida ist für den Sturm von Hannover 96 nicht die erhoffte Verstärkung. (Foto: Oliver Hardt/Getty Images)

Mit symbolischen Geschenken versuchen sich die Hannoveraner Mut zu machen im Kampf gegen den Abstieg.

Von Jörg Marwedel, Hannover

Wie das so ist, wenn es langsam eng wird nach sieben Niederlagen am Stück, sechs Punkten Rückstand zum Relegationsplatz und sieben Zählern zum rettenden 15. Tabellenplatz nach 21 Spieltagen: Es wird allmählich auch um Hilfe abseits des Rasens gesucht. Der frühere Stürmer von Hannover 96, Didier Ya Konan (inzwischen Reservist beim Zweitligaklub Fortuna Düsseldorf) hat mit einem immer noch großen Herzen für seinen Ex-Klub vor dem Sonntagsspiel gegen den FC Augsburg (17.30 Uhr) an die Mannschaft geschrieben: "Ich bete zu Gott und bete für das Team, damit 96 in der Bundesliga bleibt."

Bei der Fußball-Talkrunde "Anstoß", welche die "Neue Presse" in der Fankneipe "Nordkurve" veranstaltete, brachte 96-Idol Dieter Schatzschneider sogar eine silberne 96-Lampe mit. Die habe ihm ein Fan geschenkt, damit den Spielern doch noch ein Licht aufgehe. Viele Anhaltspunkte auf einen neuen sportlichen Schimmer gibt es aber kaum, auch wenn Schatzschneider mit der Arbeit des neuen Trainers Thomas Schaaf trotz dessen Vier-Niederlagen-Starts zufrieden ist. Unter Vorgänger Michael Frontzeck hätten die Spieler ein gutes Leben gehabt, urteilte er, jetzt werde wieder "richtig trainiert - und das gibt Hoffnung".

Schaaf setzt auf die Rückkehr von Spielmacher Kiyotake

Doch jene Spieler, auf die Hannover im Abstiegskampf besonders setzen will, haben so ihre Probleme. Der erhoffte Torjäger Hugo Almeida, gerade von einem Infekt genesen, ist derzeit in etwa so fit wie im Spätsommer Claudio Pizarro, als der nach ein paar Monaten Spielpause zu Werder Bremen zurückkehrte. Es dauerte etwa drei Monate, bis sich Pizarro wieder bundesligataugliche Kondition erarbeitet hatte. Bei Almeida, der Mitte Januar nach Hannover kam, wäre es dann Mitte April - kurz vor den letzten Spielen der Saison und womöglich zu spät. Der Mann, der Almeida die Vorlagen geben soll, der Japaner Hiroshi Kiyotake, ist ebenfalls erst dabei, sich von einem Haarriss im Fuß zu erholen. Er setzte gerade drei Monate aus. Gleichwohl hofft Schaaf auf seine Hilfe schon gegen Augsburg, auch wenn er warnt, man müsse "vorsichtig sein, ihn als Heilsbringer zu bezeichnen". Auf jeden Fall hat 96 ohne Kiyotake zuletzt in 639 Minuten nur ein einziges Tor erzielt. Das immerhin erzielte Heilsbringer II, nämlich Almeida, beim 1:2 gegen Darmstadt 98.

Zwei weitere Stützpfeiler des Tabellenletzten haben ebenfalls persönliche Nöte. Kapitän Christian Schulz, unter Schaaf bei Werder zum Profi geworden, spielt eine derart miese Saison, dass der Trainer (der eigentlich gerne auf bewährte Kräfte zurückgreift) mit dem Gedanken spielt, ihn gegen Augsburg auf die Reservebank zu setzen.

Torwart Zieler flirtet mit einer Rückkehr nach England

Torwart Ron-Robert Zieler wiederum, eine der wenigen positiven Konstanten im 96-Spiel, befasst sich schon mit seiner Zukunft. Er hat eine Ausstiegsklausel in seinem bis 2017 gültigen Vertrag und könnte den Klub für eine Ablöse von 6,5 Millionen Euro verlassen. Angeblich ist Manchester City sehr am Keeper interessiert, der sich als Nachwuchsmann beim Lokalrivalen Manchester United ausbilden ließ. Zieler selbst redet darüber nicht, sein Berater sagt: "Ron konzentriert sich ganz auf den Abstiegskampf, er will auf keinen Fall absteigen."

Letztlich kann 96 nur auf einen Erschöpfungseffekt beim Gegner FC Augsburg hoffen. Nach dem 0:0 in der Europa League gegen den FC Liverpool am Donnerstagabend müssen die schwäbischen Bayern auf jeden Fall auf Torjäger Raul Bobadilla (Muskelverletzung) und eventuell auch auf die angeschlagenen Koreaner Jeong-Ho Hong sowie den Tschechen Jan Moravek verzichten. Taktgeber Daniel Baier wird, wie gegen Liverpool, wegen einer Sprunggelenk-Verletzung ebenfalls nicht dabei sein. Trotz dieser Schwächung des Gegners haben die Freunde von Hannover 96 offenbar nur noch wenig Hoffnung. Es wird mit gerade mal 33.000 Zuschauern gerechnet. So wenig hat es seit Jahren daheim nicht mehr gegeben. Und wenn man auch gegen Augsburg verliert, wird auch die 96-Lampe nichts mehr retten.

© SZ vom 21.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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