Handball:Ohne Dissinger

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Leistungsträger und Pechvogel: Die nächste Verletzung stoppt Christian Dissinger. Er fehlt im deutschen Aufgebot für die kommenden Länderspiele. (Foto: Janek Skarzynski/AFP)

Leistungsträger und Pechvogel: Die nächste Verletzung stoppt Christian Dissinger. Der Kieler Europameister fehlt im deutschen Aufgebot für die kommenden Länderspiele und fällt womöglich auch für Olympia aus.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Der Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson ist bloß verbal mitunter ein bisschen martialisch. "Wir müssen neue Waffen integrieren", hat er über seine Pläne mit der Nationalmannschaft auf dem Weg zu Olympia nach Rio gesagt, als er noch gar nicht wissen konnte, wie akut seine Not auch vor den Länderspielen am Wochenende gegen Dänemark und Österreich schon wieder sein sollte. Am Mittwochabend hat sich der Rückraumspieler Christian Dissinger im Lehrgangstraining den Meniskus angerissen. Die Verletzung zwingt den 24-Jährigen an diesem Freitag zu einer Operation daheim in Kiel. Seine Saison ist zu Ende, der Olympia-Start unwahrscheinlich. "Zum zweiten Mal in kurzer Zeit muss er einen Einsatz für die Nationalmannschaft mit einer schweren Verletzung bezahlen", klagt Thorsten Storm, der Geschäftsführer des THW Kiel.

Klubmanager registrieren Verletzungen ihrer Spieler bei Einsätzen im Nationalteam naturgemäß skeptisch. Zuletzt hatte sich der siebenmalige Torschütze des EM-Finals, der Hannoveraner Rückraumspieler Kai Häfner, beim Länderspiel in Leipzig gegen Katar die Hand gebrochen. "Bad Boys" nennen sich die deutschen Handballer neuerdings zwar, dabei sind sie weniger böse als vom Pech verfolgt. "Bad Luck Boys" wäre der treffendere Anglizismus angesichts all der Verletzungen, die Sigurdsson schon bei der Europameisterschaft zu eklatanten Veränderungen im Kader gezwungen hatten - freilich mit dem unerwarteten Titel am Ende.

Dissinger versäumte den finalen Triumph, weil er sich während der EM einen Muskelbündelriss an den Adduktoren zuzog. Danach pausierte er lange und wollte nun sein Comeback im Nationalteam geben. "Es tut mit unglaublich leid für Christian", sagte Storm und sprach damit dem Klub und dem Verband aus der Seele.

Zwölf Europameister sind noch dabei, wenn die Deutschen am Samstag in Köln gegen Dänemark (15.45, Sport1) und am Sonntag in Gummersbach gegen Österreich spielen (15.30 Uhr, ZDF). Beide Spiele gegen starke Gegner sind wichtige Tests für Sigurdsson. Für seinen Olympia-Kader benötigt er exakt 14 Spieler.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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