Handball:Noch eine Kommission

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Plötzlich wieder im Rennen: Der im März zurück getretene Bernhard Bauer zeigt Interesse daran, wieder DHB-Präsident zu werden. (Foto: Daniel Naupold/dpa)

Der erbitterte Führungsstreit im deutschen Handball-Bund schwelt weiter und weiter, ein Ende ist nicht in Sicht.

Von Carsten Eberts, Kassel/München

Am Ende stand ein dürftiger Kompromiss, aber immerhin: Die Parteien im Handball-Streit wollen weiter miteinander reden, bereits in dieser Woche. Am Samstag trafen sich die Mitglieder des Handball-Bundesrats in Kassel, um auszuloten, wie die drohende Kampfabstimmung beim kommenden Bundestag des Deutschen Handball-Bundes (DHB) noch verhindert werden kann. Die eine Seite möchte Vizepräsident Bob Hanning, 47, im Amt halten und den bisherigen Ressortchef für Amateur- und Breitensport, Andreas Michelmann, zum Präsidenten küren. Die Opposition hingegen will Hanning loswerden - und Bernhard Bauer, 64, zurückholen, der erst im März als Präsident im Streit mit Hanning zurückgetreten war.

Das Ergebnis vom Samstag: Obwohl gerade erst eine Findungskommission Michelmann, 55, als Kandidaten vorgeschlagen hatte, soll nun eine weitere, siebenköpfige Arbeitsgruppe (bestehend aus vier Präsidiumsmitgliedern und drei Landeschefs) über dieselbe Frage erneut befinden. Das Vorgehen wirkt leicht diffus, doch ein besseres Bild gibt der deutsche Handball im Moment nicht ab.

Ein Beschluss hätte in Kassel ohnehin nicht gefasst werden können, dafür ergingen die Einladungen zu spät. So diente das fünfstündige Treffen dazu, kritische Punkte auf den Tisch zu bringen. Hanning, der sich wie alle weiteren Stellvertreter dem Abwahlantrag von vier Landesverbänden stellen muss, war anwesend. Bauer hingegen nicht, da er nicht dem Bundesrat angehört. Deutliche Worte seien gefallen, berichten Sitzungsteilnehmer, die Stimmung sei aber konstruktiv gewesen. Er sei "verhalten optimistisch", was die weiteren Gespräche angeht, erklärte Liga-Präsident Uwe Schwenker, einer aus dem Hanning-Lager. Sein Widerpart Hans Artschwager, Württembergs Landeschef, berichtete, es gebe "immer noch Positionen, die zusammengeführt werden müssen". Auf die Frage, ob die Wogen nun geglättet seien, antwortete er: "Das kann ja gar nicht sein." Ihren Abwahlantrag wollen Württemberg, Bayern, Hessen und Niedersachsen demnach aufrecht erhalten.

Dass sich die neue Kommission an Michelmann vorbei auf Bauer als gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten festlegt, gilt jedoch als unwahrscheinlich. Zu fest steht das Hanning-Lager zusammen, insbesondere, was die Ligaverbände angeht. Einige Sitzungsteilnehmer würdigten zwar die Arbeit Bauers in den anderthalb Jahren seiner Präsidentschaft, als er gemeinsam mit Hanning Reformen auf den Weg brachte und auch das Männer- Nationalteam unter dem neuen Bundestrainer Dagur Sigurdsson wieder erfolgreicher auftrat. Doch eine Rückkehr Bauers, nein, die sei nach Außen schwer zu vermitteln. So gelte es zwar, die drohende Kampfabstimmung in Hannover zu verhindern, sagt Ligapräsident Schwenker, weil er findet, "der Handball und alle anderen Beteiligten würden darunter leiden". Das Hanning-Lager, so ist ebenfalls zu hören, würde eine offene Abstimmung zwischen beiden Kandidaten jedoch nicht fürchten - ganz im Gegenteil.

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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