Handball:Mittelfranken schlägt Oberfranken

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Grimmige Entschlossenheit: Erlangens Pavel Horak setzt sich gegen die Coburger Philipp Barsties (Nr. 4) und Lukas Wucherpfennig (Nr. 7) durch. (Foto: Zink/imago)

Im ersten Duell zweier bayerischer Klubs in der ersten Handball-Bundesliga seit über 20 Jahren gewinnt der HC Erlangen in Nürnberg 26:24 gegen den HSC 2000 Coburg.

Von Fabian Swidrak, Nürnberg

Auch nach Spielende kam die Beschallung zunächst von beiden Enden der Arena. Mit einem gellenden Pfeifkonzert antworteten die Coburger Fans auf die lauten Siegesschreie des HC Erlangen, der zusammen mit seinen Anhängern auf der anderen Seite der Halle feierte. Schon während der Partie hatten sich die Fans aus Mittel- und Oberfranken gegenseitig hochgeschaukelt. 8108 Zuschauer sahen den 26:24 (13:11)-Erfolg des HC Erlangen über den HSC 2000 Coburg in der ausverkauften Nürnberger Arena. "Die Stimmung war heute ganz besonders geil", sagte nach der Partie Erlangens Ole Rahmel, der mit acht Toren einen nicht unerheblichen Anteil am Derbysieg des HCE hatte.

Wochenlang hatten die Anhänger beider Mannschaften auf das fränkische Kräftemessen hin gefiebert. Die Begegnung zweier bayerischer Teams in der ersten Handball-Bundesliga hatte es letztmals 1993 gegeben. Damals trafen der TSV Milbertshofen und der TV Großwallstadt aufeinander. Das Duell der beiden Aufsteiger Erlangen und Coburg ist also auch ein Symbol für den wiedererstarkten bayerischen Spitzenhandball.

Unter diesen Vorzeichen ging es im Duell Mittelfranken gegen Oberfranken neben zwei Punkten natürlich auch um eine Menge Prestige. Entsprechend energiegeladen und aggressiv gingen beide Mannschaften die Partie an. Allein in den ersten zehn Minuten verteilte das Schiedsrichtergespann fünf gelbe Karten. Nach der ersten Zeitstrafe des Spiels gegen Coburgs Philipp Barsties brachte Martin Stranovsky den HC Erlangen per Siebenmeter erstmals mit zwei Toren in Führung (12.) und erhöhte nur wenige Minuten später nach einem Konter in eigener Unterzahl auf 8:5. Zwischenzeitlich zogen die Erlanger gar auf vier Tore davon, bis zum Ende einer hitzigen ersten Halbzeit verkürzten die Coburger jedoch wieder auf 11:13.

Vor der Partie hielten sich beide Seiten zurück

Welche Bedeutung der Handball inzwischen gerade in Franken wieder hat, stellten die Anhänger beider Klubs bereits vor einem Jahr unter Beweis, als Erlangen und Coburg ebenfalls kurz vor Weihnahten in Nürnberg aufeinandertrafen. Über 5000 Zuschauer kamen damals, 700 reisten aus Coburg an. Für eine Partie in der zweiten Handball-Bundesliga waren das irrwitzige Zahlen. Als Konkurrenten um den Aufstieg begegneten sich die beiden Vereine damals auf Augenhöhe, was schon im Vorfeld des Spiels zu Sticheleien zwischen den Verantwortlichen beider Klubs führte. Während der Partie sah Erlangens damaliger Kapitän Pavel Horak nach einer vermeintlichen Tätlichkeit die Rote Karte und bezeichnete Gegenspieler Florian Billek anschließend als Schauspieler. Zu allem Überfluss warfen Coburger Fans damals kurz vor Spielschluss eine Rauchbombe in den Erlanger Fanblock und verletzten damit eine Zuschauerin.

Im Vorfeld der Partie am Samstag hatten sich die Verantwortlichen beider Klubs daher verbal sehr zurückgehalten. Allerdings waren die Rollen auch sportlich klarer verteilt als noch vor zwölf Monaten. Erlangen, vor zwei Jahren schon einmal in die Bundesliga auf- und direkt wieder abgestiegen, ist für seine Verhältnisse herausragend in die Saison gestartet. Nach nun sieben Siegen in 15 Spielen haben die Mittelfranken bereits einen beachtlichen Vorsprung auf die Abstiegsränge. Coburg dagegen verlor nach einem überraschenden Erfolg in Melsungen zum Auftakt acht Spiele in Serie. Immerhin verließen die Oberfranken nach einem Sieg gegen den Bergischen HC am vergangenen Wochenende den letzten Tabellenplatz.

Während im HC Erlangen also offenbar ein Team erwächst, das Anspruch darauf erhebt, den Freistaat dauerhaft in der Handball-Bundesliga zu repräsentieren, werden die Coburger wohl bis zum Ende der Saison um den Klassenerhalt bangen müssen. Chancenlos sind sie im Kampf gegen den Abstieg jedoch keinesfalls. Wie schon oft in den vergangenen Wochen hielt der HSC gegen Erlangen gut mit. Die Partie blieb bis zum Schluss hochspannend. Erst als Girts Lilienfelds drei Minuten vor dem Ende beim Stand von 24:22 für den HCE die Chance vergab, auf ein Tor Rückstand zu verkürzen, und Nicolai Theilinger im Gegenzug auf 25:22 erhöhte, fiel die Entscheidung.

© SZ vom 11.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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