Handball:Melsunger Coup

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Die Rhein-Neckar Löwen erleiden ihre erste Niederlage in der Bundesliga. Nach den Siegen in der Champions League gegen Montpellier HB war der Kräfteverschleiß beim Tabellenführer nicht zu übersehen.

Uwe Gensheimer hatte es geahnt. "Die spielen bislang eine überragende Saison", sagte der Kapitän der Rhein-Neckar Löwen nach der 23:25 (14:12)-Niederlage bei der MT Melsungen: "Vielleicht waren die letzten Prozentpunkte entscheidend, die sie noch im Köcher hatten. Sie haben jedenfalls zu Recht gewonnen." Mit Kampf, viel Leidenschaft und der Unterstützung von 4300 Fans entzauberte das Überraschungsteam der Handball-Bundesliga die bis zu diesem Tag verlustpunktfreien Löwen. Unter den Augen von Bundestrainer Dagur Sigurdsson trumpften vor allem die Nationalspieler Michael Müller (sieben Tore) und Johannes Sellin (sechs) auf.

Melsungen kletterte damit auf Rang zwei der Bundesliga-Tabelle, nur zwei Zähler trennen das Team aus Nordhessen von den Löwen. Nach den berauschenden Siegen in der Champions League gegen Montpellier HB war der Kräfteverschleiß beim Tabellenführer angesichts der harten zurückliegenden Wochen allerdings nicht zu übersehen. "Uns hat am Ende etwas die Kraft gefehlt, aber wir hatten auch schon 18 Pflichtspiele in dieser Saison", sagte Trainer Nicolaj Jacobsen. Bereits am Dienstag (19 Uhr) steht im Heimspiel gegen die Füchse Berlin der nächste Kraftakt an.

"Das war die absolute Krönung unserer bisherigen Leistung", schwärmte derweil Melsungens Coach Michael Roth, der das wenig überraschende Erfolgsrezept seines Teams verriet: "Wir haben zwar keine Stars, aber sind ein starkes Kollektiv." Mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen fahren die auswärts noch unbesiegten Müller und Co. nun am Mittwoch (20.15 Uhr) zum Rekordmeister THW Kiel. "Wir werden wieder alles geben, um zwei Punkte zu holen. Wir wollen die Großen ärgern", sagte Müller forsch.

Vor dieser Begegnung ist der THW Kiel ohnehin etwas angeschlagen: Im zweiten Champions-League-Duell mit dem von seinem ehemaligen Trainer Zvonimir Serdarusic betreuten Ensemble von Paris St. Germain kassierte der deutsche Meister am Samstag eine herbe 30:37 (12:18)-Pleite und damit die zweite Niederlage nach dem 26:30 neun Tage zuvor. Nach acht von 14 Vorrundenspielen haben die Kieler in ihrer Gruppe bereits sechs Punkte Rückstand auf Tabellenführer Paris und auch schon vier Zähler Abstand auf die SG Flensburg-Handewitt. Der DHB-Pokalsieger siegte bei Croatia Zagreb 30:23 (15:10) und bleibt als Dritter auf Tuchfühlung zu den Franzosen sowie dem ungarischen Klub MVM Veszprem. Nur die ersten beiden jeder Gruppe qualifizieren sich direkt fürs Viertelfinale, den viertplatzierten Kielern droht somit der Gang in das Achtelfinale.

© SZ vom 23.11.2015 / dpa, sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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