Handball:Liga entzieht HSV Lizenz

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Der insolvente Hamburger Handball-Bundesligist steht wegen gravierenden Pflichtverstößen vor dem sofortigen Rückzug aus der Bundesliga. Der Krisen-Klub wird den Spielbetrieb wohl sofort einstellen. Ihm droht zudem eine Klagewelle.

Der insolvente Handball-Bundesligist HSV Hamburg verschwindet nach fast 14 Jahren in der Eliteliga von der Bildfläche. Am Mittwoch entzog die Handball-Bundesliga (HBL) den Hanseaten die Lizenz, damit steht der Champions-League-Sieger von 2013 als Absteiger fest. Der Krisen-Klub wird den Spielbetrieb wohl sofort einstellen - es droht eine Klagewelle. Der Lizenzentzug erfolgte "aufgrund gravierender Verstöße gegen zwingend einzuhaltende Verpflichtungen", hieß es in einer HBL-Mitteilung.

Der HSV könnte aber die Saison noch zu Ende zu spielen. "Ob er es macht, kann ich nicht sagen", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Eine Klubsprecherin sagte, am Mittwoch sei nicht mehr mit einer Entscheidung zu rechnen. Alles deutet aber darauf hin, dass sich die Hanseaten sofort zurückziehen. Den Spielern soll laut eines Berichts der Hamburger Morgenpost schon schriftlich gekündigt worden sein.

Der Grund für den Lizenzentzug liegt in einem Schriftstück, das die ehemalige Geschäftsführung um den inzwischen freigestellten Christian Fitzek der Liga offenbar vorenthalten hatte. Zu einer Verpflichtungserklärung des ehemaligen Mäzens Andreas Rudolph über rund 2,5 Millionen Euro gab es eine Einschränkung - bei der Erteilung der Lizenz hatte die HBL davon keine Kenntnis. Die Folgen für die Liga wiegen nun schwer, Bohmann sagt: "Es gibt eine Reihe von geschädigten Klubs, Unternehmen und Personen. Jeder, der sein Geld nicht bekommen hat, wird überlegen, wie er damit umgeht." Dies gilt für den Zweitligisten GWD Minden, der nicht hätte absteigen müssen und der seine juristischen Optionen bereits prüft. Aber auch für die Klubs, die den HSV in der Rückrunde eigentlich noch begrüßen sollten.

Längst schon ist der HSV-Kader in Auflösung begriffen. Als bislang Letzter von einer Reihe von Top-Spielern hat sich am Mittwoch Torwart Johannes Bitter verabschiedet. Er wechselt nach Stuttgart. Dies bestätigten die Schwaben und kündigten die Vorstellung des 33 Jahre alten Weltmeisters von 2007 für Donnerstag an. Bitter, der seit 2007 für die Hanseaten spielte, konnte den HSV ablösefrei verlassen. Er unterschrieb beim Aufsteiger bis Saisonende. "Wie so viele in der HSV-Familie hatte ich gehofft, in Hamburg meine Karriere beenden zu können", schrieb Bitter bei Facebook: "Wir haben in den letzten Wochen und Monaten mit allen Mitteln gekämpft, und die Zuversicht, dass es beim HSV Handball weitergeht, war bis zuletzt da. Doch nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem auch für mich eine sportliche Veränderung alternativlos ist." Bitter ist nach Adrian Pfahl (Göppingen), Torhüter Jens Vortmann (Leipzig) und Kreisläufer Ilija Brozovic (Kiel) der vierte Spieler des HSV, der im Winter einen neuen Klub gefunden hat. Der Däne Hans Lindberg steht vor einem Wechsel zu den Füchsen Berlin, unklar ist die Zukunft des früheren Weltmeisters Pascal Hens. Die Möglichkeit, in den verbleibenden 14 Partien mit der U23-Mannschaft anzutreten, scheint beim HSV keine Priorität zu haben. Die Mannschaft führt die Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein an und könnte für einen unbelasteten Neuanfang in der 3. Liga stehen, den die Verantwortlichen nicht gefährden wollen. Nach den Statuten der HBL kann der HSV für die Saison 2016/17 keinen Lizenzantrag für die 1. oder 2. Liga stellen. Im Falle einer Abmeldung müsste der Sender Sport1 umplanen. Die HSV-Begegnungen gegen Flensburg, Kiel, Berlin und die Rhein-Neckar Löwen waren als Live-Spiele eingeplant.

© SZ vom 21.01.2016 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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