Handball:Kühl und wohlig

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Da geht's lang: Kapitän Uwe Gensheimer soll den deutschen Handballern den Weg zur EM weisen. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Den neuen Bundestrainer Prokop erwartet bei seinem Pflichtspieldebüt ein Härtetest: die EM-Quali gegen Slowenien.

An die bis dato letzte Niederlage der deutschen Handballer gegen Slowenien kann sich von den aktuellen Nationalspielern nur noch der Kapitän Uwe Gensheimer erinnern. Im November 2005 unterlag die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in Lemgo 30:31 - und bei dieser Gelegenheit gab der damals 19 Jahre alte Linksaußen Gensheimer sein Länderspieldebüt. Nun will er dazu beitragen, dass die Erfolgsserie des Europameisters gegen den WM-Dritten auch in der Qualifikation für die EM 2018 in Kroatien anhält. Nach Siegen gegen Portugal und die Schweiz geht das DHB-Team mit 4:0 Punkten als Tabellenführer der Gruppe 5 in die beiden Spitzenduelle mit dem Verfolger (3:1) am Mittwoch (20 Uhr/Sport1) in Ljubljana und am Samstag (16.10 Uhr/ARD) in Halle/Westfalen.

"Es wird ein schwieriges Spiel", glaubt Gensheimer vor dem Gastspiel in der slowenischen Hauptstadt und erklärt: "Die Slowenen haben viel Rückenwind durch die Bronzemedaille bei der WM in Frankreich." Dort kam die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) im Januar nicht über das Viertelfinale hinaus. Neben Gensheimer wird sich künftig ein weiteres Mitglied des DHB-Kaders daran erinnern, dass er sein Pflichtspieldebüt gegen Slowenien gegeben hat - der neue Bundestrainer Christian Prokop, 38. Der bis zum Saisonende noch in einer Doppelfunktion auch beim Bundesligisten DHfK SC Leipzig tätige Prokop hat bislang nur zwei Testspiele der Nationalmannschaft gecoacht, im März gegen Schweden (eine Niederlage, ein Unentschieden). Nun wird es zum ersten Mal ernst für ihn.

Auf Experimente hat Prokop bei der Kadernominierung verzichtet, er setzt auf die Kräfte aus der Ära seines Vorgängers Dagur Sigurdsson. "Eigene Vorstellungen stelle ich hinten an. Es geht jetzt darum, mit Altbewährtem erfolgreich zu sein", sagte er. Dabei vertraut er vor allem auf die Führungsqualitäten von Gensheimer. "Uwe hat einen riesigen Erfahrungsschatz. Er gibt der Mannschaft, in der viele junge Spieler stehen, Ausstrahlung und Ruhe", glaubt Prokop. Auf den Weltklasse-Profi vom französischen Topklub Paris Saint-Germain - mit bisher 106 Treffern bester Torjäger der Champions League - wird es am Mittwoch besonders ankommen. Denn in der Arena Stožice sind Routine und Effektivität gefragt. "Dort kommt von den Zuschauern viel Druck auf den Gegner. Die Halle wird voll sein, es wird hitzig zur Sache gehen", prophezeit Teammanager Oliver Roggisch.

Die Partie gilt also als erster echter Härtetest für Sigurdssons Nachfolger Prokop. "Ich freue mich darauf, aber es geht nicht um meine Person, sondern um die Mannschaft", sagte der 38-Jährige. Er hat klare Vorgaben gemacht: "Wir müssen gerade in kritischen Situationen kühlen Kopf bewahren. Der mentale Faktor wird eine riesige Bedeutung haben." Mit ihrer defensiven Stärke soll die DHB-Auswahl den Angriffswirbel der flinken und technisch starken Gastgeber unterbinden. "Sie spielen mit sehr viel Hingabe und Leidenschaft. Da müssen wir als Team gegenhalten", sagt Prokop, der mit einem wohligen Gefühl im Bauch in den Flieger nach Ljubljana geklettert ist, wie er erzählte: "Es kribbelt."

Mit zwei Siegen gegen Slowenien können sich Gensheimer und Co. vorzeitig für die EM-Endrunde 2018 qualifizieren, selbst zwei Niederlagen sollte die Mannschaft verkraften können. Denn die jeweils ersten beiden Teams der insgesamt sieben Quali-Gruppen nehmen an der EM teil, dazu der beste Gruppendritte. Und Portugal und die Schweiz sollte das DHB-Team in jedem Fall hinter sich lassen, das weiß auch Christian Prokop: "Ich habe einen Vertrag erhalten, um Deutschland in der Weltspitze zu etablieren."

© SZ vom 03.05.2017 / dpa, sid, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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