Handball:"Kein Ruhmesblatt"

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Die Bundesliga in Aufruhr, Topspieler auf der Flucht, Verwirrung um eine Millionen-Zusage: Der Pflegefall HSV Hamburg hält den deutschen Betrieb in Atem. Liga-Boss Bohmann wundert sich über die "unsortierte Lage".

Die Bundesliga in Aufruhr, Topspieler auf der Flucht, Verwirrung um eine Millionen-Zusage: Der Pflegefall HSV Hamburg hält den deutschen Handball in Atem. Nach dem Bußgang zum Amtsgericht mit dem Antrag auf ein Insolvenzeröffnungsverfahren (Aktenzeichen 67b IN 340/15) wundert sich Liga-Boss Frank Bohmann über "Managementfehler" und die "unsortierte Lage" in Hamburg. Die eskalierende Finanzkrise sei "nicht gut für den HSV, nicht gut für die Liga und nicht gut für den deutschen Handball", sagte Bohmann. Die Konkurrenz ist sauer, dass die Finanzkrise an der Elbe derart eskaliert ist. Man befürchtet einen nachhaltigen Imageschaden. "Für die Liga ist das echt eine bescheidene Situation", sagte Thorsten Storm, Geschäftsführer beim Rekordmeister THW Kiel. Auf dem Spielfeld in Hamburg habe sich "einiges getan, im Umfeld leider sehr wenig". Sein Kollege Dierk Schmäschke von der SG Flensburg-Handewitt sprach von einem "weiteren Warnschuss. Da ist natürlich ein Schaden entstanden". Weltmeister-Trainer Heiner Brand sagte Sky: "Das ist für die Bundesliga natürlich kein Ruhmesblatt, und es bringt immer wieder Unruhe rein."

Hilft nun die Patronatserklärung des Ex-Präsidenten Rudolph?

Derweil kämpfen die Hamburger weiter um ihr Überleben. Die Austragung der Heimspiele am Sonntag gegen den SC Magdeburg (15 Uhr) und eine Woche später gegen Frisch Auf Göppingen ist laut des bestellten Insolvenzverwalters Gideon Böhm nicht gefährdet. Wie es nach einem prüfenden Blick in die Bücher weitergeht, ist ungewiss. Bei einer Insolvenz drohen bis zu zwölf Punkte Abzug, tritt das Team dreimal nicht an, muss der Spielbetrieb eingestellt werden; der HSV stünde als Absteiger fest. Ein Szenario, das verhindert werden soll. Bohmann erwartet, dass der HSV die vor der Saison abgegebene Patronatserklärung (zwischen zwei und drei Millionen Euro) des ehemaligen Präsidenten Andreas Rudolph einfordert. "Ich weiß nicht, warum das noch nicht passiert ist", sagte Bohmann und verlangt Aufklärung aus Hamburg. Offenbar wehrt sich Rudolph juristisch gegen die Auszahlung. Neben dieser "Reserve" setzt Bohmann Hoffnungen in Insolvenzverwalter Böhm, der nicht nur "das Feuer löschen", sondern ein "nachhaltiges Konzept" zur Gesundung des Klubs erarbeiten soll. Angesichts der prekären Lage beim HSV und zweier ausstehender Monatsgehälter planen einige Spieler bereits ihren Abschied aus Hamburg.

© SZ vom 18.12.2015 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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