Handball:Ein Witz

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Die zweite Mannschaft der Rhein-Neckar Löwen spielt Champions League - wegen eines Streits zwischen der Bundesliga und der EHF.

Es klingt wie ein Scherz, ist aber trotzdem wahr: Der deutsche Handball-Meister Rhein-Neckar Löwen bestreitet an diesem Samstag innerhalb weniger Stunden zwei bedeutsame Spiele. Erst müssen die Mannheimer um 16.00 Uhr in der Champions League zum Achtelfinal-Hinspiel beim polnischen Spitzenklub KS Kielce antreten, um 18.10 Uhr steht dann das Bundesliga-Topspiel beim THW Kiel an.

Das ist das absurde Ergebnis des Terminstreits zwischen Bundesliga (HBL) und Europäischer Handball-Föderation (EHF). Oder wie die Löwen es auf ihrer Homepage betiteln: "Ein schlechter Witz wird Wirklichkeit." Da die Badener nach dem Abpfiff in Polen unmöglich rechtzeitig ins rund 900 Kilometer entfernte Kiel reisen können, haben sie Prioritäten gesetzt. Ihre erste Garde soll beim THW die Tabellenführung in der Liga ausbauen. Die zweite Mannschaft aus der dritten Liga darf zuvor beim polnischen Königsklassen-Gewinner von 2016 versuchen, nicht allzu hoch zu verlieren. "Das ist ein Riesenschaden für den Handball und eine Katastrophe für uns", sagte der Sportliche Leiter der Löwen, Oliver Roggisch, im Welt-Interview. Das Verhältnis zwischen HBL und EHF ist schon lange belastet. Ohne sich mit der EHF abzustimmen, hatte die HBL das Topspiel der Löwen in Kiel auf diesen Samstag gelegt. Das hatte die Liga gemäß des seit dieser Saison gültigen TV-Vertrages mit der ARD vereinbart, die das Spiel zur besten Sendezeit und an einem Wochenende ohne Fußball-Bundesliga live übertragen wird.

"Im ersten Live-Spiel haben wir im Durchschnitt 1,6 Millionen Menschen erreicht. Das ist für ein Klub-Spiel sehr, sehr viel", begründet HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann die Terminierung. In die HBL-Pläne einbezogen wurde die EHF laut eigener Angabe nicht.

Zwar hätten die Kieler im Achtelfinal-Hinspiel der Königsklasse ebenfalls am Samstag bei Pick Szeged/Ungarn antreten müssen. Aufgrund komplizierter Richtlinien durfte der THW aber schon an diesem Mittwoch ran, und zwar mit einem Heimspiel; er siegte klar mit 29:22. Das Rückspiel findet am 1. April in Ungarn statt. Die Löwen hingegen blieben stur und stehen nun vor dem Aus. Während der Machtkampf zwischen Bundesliga und EHF also kaum mehr nachzuvollziehen ist, steht eines fest: Samstag, kurz nach 18 Uhr, läuft Erstliga-Handball in der ARD.

DPA

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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