Handball:Auf Augenhöhe

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Hat schon 50 Saisontore auf dem Konto: Rechtsaußen Florian Billek, 27, von der HSC Coburg. (Foto: imago/Eibner)

Das Derby Erlangen gegen Coburg ist im Handball zum Duell um Spieler und um den Bundesliga-Aufstieg geworden. Dabei steht ein Spieler im Fokus.

Von Fabian Swidrak

Jan Gorr weiß noch genau, wie die Karriere von Florian Billek begann. 2006 hatte er ihn von der Jugend in die Zweitligamannschaft des TV Hüttenberg befördert. Die Hessen waren Jan Gorrs erste Station als Profitrainer gewesen, Florian Billeks Handballkarriere begann da gerade. Viel haben die beiden dort in sechs gemeinsamen Jahren erlebt, der Höhepunkt war schließlich der Aufstieg in die erste Bundesliga. Ein Erlebnis, das Vertrauen schafft.

Anfang vergangenen Jahres - Gorr war inzwischen Trainer des HSC Coburg, Billek spielte in Balingen Weilstetten - machte sich Gorr dieses Vertrauen zunutze und holte den talentierten Rechtsaußen aus der Bundesliga zum damaligen Drittliga-Klub. Ein ungewöhnlicher und riskanter Schritt für einen aufstrebenden Spieler wie Billek. Aber eben dennoch der richtige. Davon hatte ihn Gorr überzeugt.

Coburgs Billek ist begehrt. Offenbar auch vom HC Erlangen

Inzwischen zählt der 27-Jährige zu den gefürchtetsten Offensivspielern der zweiten Handball-Bundesliga. 50 Mal hat er in dieser Saison bereits getroffen, er ist der erfolgreichste Torschützen des HSC Coburg. Spieler und Verein haben sich miteinander prächtig entwickelt. Aus dem Coburger Provinzverein ist ein Klub geworden, der sich mittelfristig in der ersten Bundesliga sieht. Aus dem Talent Florian Billek ist ein Führungsspieler und Leistungsträger geworden. Zum Monatsbeginn verlängerte der HSC daher vorsorglich Billeks Vertrag bis 2021. Den Hinweis, dass dem konstant aufspielenden Rechtsaußen auch ein Angebot von Regionalrivale HC Erlangen vorlag, konnten sie sich nicht verkneifen. "Er verzichtet wirklich auf viel Geld, das ihm Erlangen geboten hat", sagte Coburgs Geschäftsführer Wolfgang Heyder. Stefan Adam, beim HCE für den Kader verantwortlich, bestreitet, dem Spieler ein Angebot gemacht zu haben.

Das Interesse der Erlanger an Florian Billek wird dennoch groß sein, wenn der HCE und der HSC nun am Samstagabend (19 Uhr, Arena Nürnberg) im Spitzenspiel der zweiten Handball-Bundesliga aufeinandertreffen. Immerhin bekleidet er die Position, die in Erlangen derzeit Ole Rahmel besetzt, der trotz des Erstligaabstiegs in der Vorsaison zu den besten Bundesliga-Torschützen zählte und einer der wichtigsten Spieler im Erlanger Kader ist. Rahmels Vertrag läuft zum Saisonende aus, mehrere Erstligaklubs sollen Interesse an seiner Verpflichtung haben. Billek wäre eine Alternative zu Rahmel, doch Adam betont: "Wir wollen Oles Vertrag verlängern und sind da auch sehr zuversichtlich."

Billeks Entscheidung, bei Coburg zu verlängern, zeigt jedenfalls: Wer in Franken auf höchstem Niveau Handball spielen möchte, für den ist ein Wechsel nach Erlangen keine Pflicht mehr. Coburg hat in den vergangenen Jahren massiv aufgeholt - strukturell, finanziell und sportlich. Das Derby am Samstag ist nun nicht nur das erste seit fünf Jahren, sondern auch das Duell des Tabellendritten gegen den Zweiten. Es ist ein Duell auf Augenhöhe: Beide Teams marschieren im Gleichschritt Richtung Bundesliga-Aufstieg, keine 75 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Erlangen will nach dem Abstieg zurück ins Oberhaus, Coburg endlich raus aus dem Schatten des Nachbarn.

Gorr erwartet ein schnelles Spiel, "Erlangen versucht nach Gegentoren mit Kontern auszugleichen", sagt er. Die Partie ist wie gemacht für Spielertypen wie Ole Rahmel und Florian Billek, die davon leben, mit Tempo in Eins-zu-Eins-Situation zu gehen und zum Abschluss zu kommen. Erlangen sei der Favorit, sagt Gorr, der seiner Mannschaft dennoch den Sieg zutraut. Auf Florian Billek, das weiß er, kann er sich verlassen.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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