Handball:Abschied vor der Belohnung

Lesezeit: 2 min

Der langjährige Geschäftsführer Stefan Adam hinterlässt in Erlangen ein bedeutendes Erbe.

Von Fabian Swidrak

Nicht ohne Stolz veröffentlichte der HC Erlangen in dieser Woche auf seiner Facebook-Seite die aktuelle Tabelle der ersten Handball-Bundesliga. Platz acht. Und das, ohne ein einziges Spiel bestritten zu haben. 28 243 Menschen folgen dem mittelfränkischen Klub online in den sozialen Netzwerken. Nur sieben der 17 anderen Erstligavereine haben Im Internet mehr Anhänger. Der HCE ist inzwischen eine bekannte Marke im deutschen Handball. Auch sportlich scheint der Aufsteiger vor der erst zweiten Saison der Vereinsgeschichte im deutschen Oberhaus konkurrenzfähig. Dies deutete das Team um den neuen Kapitän, den aus Magdeburg geholten Weltmeister Michael Haaß, etwa beim ersten Härtetest der Saisonvorbereitung gegen Ligarivale Leipzig (30:30) an.

"Dieser Job ist eine Ehre für mich", sagt Rene Selke

Der Bundesligaauftakt bei der SG Flensburg-Handewitt am 3. September ist noch gut einen Monat entfernt. Schon jetzt aber lässt sich sagen: Der HC Erlangen, der vor zwei Jahren erstmals in die höchste Spielklasse auf- und direkt wieder abstieg, ist kaum zu vergleichen mit dem HC Erlangen, dessen Kapitän Haaß heute ist. Der Amateurverein ist zu einer namhaften Adresse mit professionellen Strukturen geworden. Vorangetrieben hat diese Entwicklung in den vergangenen beiden Jahren Geschäftsführer Stefan Adam. Der 43-jährige Ex-Profi, der vor seinem Engagement in Erlangen bereits für den THW Kiel und den Bergischen HC gearbeitet hatte, bewies nicht nur bei zahlreichen Spielerverpflichtungen großes Geschick. Er brachte dem Verein durch sein großes Netzwerk auch zahlreiche neue Geldgeber ein, holte mit Robert Andersson erstmals einen Vollprofi auf die Erlanger Trainerbank und machte die Nürnberger Arena zur neuen Heimspielstätte des HCE. Vor zwei Jahren war das mutig, so wenig vorstellbar schien es, die große Halle regelmäßig zu füllen. Längst hat sich der Umzug als atmosphärischer und wirtschaftlicher Volltreffer herausgestellt. Zum Zweitligaspiel gegen Essen kamen im Mai 8308 Zuschauer, Weltrekord für eine zweite Liga im Handball.

Doch ausgerechnet vor der Saison, in der die Erlanger im zweiten Anlauf bereit zu sein scheinen für die Herausforderung erste Liga und Adam die Früchte für seine Arbeit der vergangenen beiden Jahre ernten könnte, hat er den Klub überraschend verlassen. Seit knapp drei Wochen ist er als Geschäftsführer von Eishockey-Bundesligist Düsseldorf EG tätig. Weil seine Lebensgefährtin im Rheinland lebt und arbeitet, wollte auch er dorthin zurück. Für den HCE ist das ein Rückschlag, auch wenn Adam nun Mitglied des Aufsichtsrats ist.

Um seine großen Fußstapfen zu füllen, haben die Erlanger mit Rene Selke, 31, und Daniel Stumpf, 31, gleich zwei Nachfolger berufen. Selke spielte als Torwart mit Lemgo in der Bundesliga, kam über Coburg nach Erlangen und wechselte dort 2014 vom Spielfeld in die Geschäftsleitung. Stumpf war jahrelang Kapitän der Mittelfranken gewesen, beendete seine Karriere 2013, studierte BWL und war zuletzt Geschäftsführer des Erlanger Hauptvereins. "Dieser Job ist eine Ehre für mich", sagt Selke, der am Wochenende auf einer Hochzeit in Bulgarien weilt, seine Arbeitsunterlagen aber im Gepäck hat. Beweisfotos nimmt das Social-Media-Team des HC Erlangen sicher gern entgegen.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: