Golf:Vom Künstler zum Mechaniker

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Es ist zum Haareraufen: Tiger Woods ist schon wieder bei einem Turnier vorzeitig ausgeschieden. (Foto: Russel Cheyne/Reuters)

Der einstige Dominator Tiger Woods ist ratlos: Auch bei der British Open verpasst er den Cut.

Der Golfprofi Tiger Woods wirkte ratlos, als er mit leidender Miene nach Antworten suchte. Was er bei seinem Scheitern bei der British Open in St. Andrews gelernt habe, dem verpassten Cut nach zwei Runden? Er wusste es nicht: "Ich treffe den Ball solide, aber ich nutze meine Möglichkeiten nicht. Wir müssen das angehen, es ist frustrierend." Als Woods in den Jahren 2000 und 2005 auf dem legendären Old Course des Royal and Ancient Golf Clubs die Konkurrenz deklassierte und mit acht bzw. fünf Schlägen Vorsprung gewann, jubelten ihm Tausende Zuschauer zu - dieses Mal schwang im aufmunternden Applaus Mitleid mit dem Altstar mit.

Sturm und Regen: Die Finalrunde wurde auf Montag verlegt

Natürlich waren die Bedingungen in Schottland mit Starkregen und Böen schwierig. Die Finalrunde wurde gar auf Montag verlegt, erstmals seit 1988, zu so langen Wartezeiten zwang der Sturm das Feld. Aber die meisten Profis kamen, wenn gespielt wurde, mit dem Wetterchaos klar. Die bittere Erkenntnis für Woods: Er spielte mit sieben Schlägen über Platzstandard auf dem Par-72-Kurs fast genauso schlecht wie der 58 Jahre alte Brite Nick Faldo (+10) und der 65 Jahre alte Tom Watson (USA/+12) auf ihren Abschiedstourneen.

Soweit ist der 39-Jährige aus Kalifornien noch nicht, er will sich mit seinen bislang 14 Major-Siegen nicht zufriedengeben. Auch am Samstag deutete er an, was noch in ihm steckt. So erreichte er das Grün der letzten Bahn über etwa 320 Meter fast mit dem Abschlag - früher hätte er dann zum Eagle (zwei Schläge unter Par) eingelocht, nun schob er sogar den Birdie-Putt vorbei. Es war kaum mitanzusehen.

Nach der desaströsen US Open verpasste Woods zum ersten Mal in seiner Karriere auch beim folgenden Major die Qualifikation für die Finalrunden. Sein letztes Turnier gewann der einstige Dominator vor zwei Jahren, das letzte Major 2008. "Er ist verloren. Der Künstler ist zum Mechaniker geworden", analysierte der frühere Major-Sieger und heutige TV-Kommentator Paul Azinger (USA). Woods' Ziel, sich einen der vier US-Startplätze beim Olympia-Comeback der Golfsportler 2016 in Rio de Janeiro zu sichern, erscheint inzwischen aussichtslos.

© SZ vom 20.07.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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