Golf:Verzockt beim Wetter

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Regen, jede Menge Regen: Auch die Zuschauer mussten in Springfield häufig Schutz vor der Naturgewalt suchen. (Foto: Mike Groll/AP)

Bei der PGA Championship in Springfield, New Jersey, sorgt die veranstaltende Profivereinigung mit einigen Entscheidungen für mächtig Unmut unter den Golfern.

Von Gerald Kleffmann, Springfield/München

Da standen Marc Leishman, der australische Profi aus der Hafenstadt Warrnambool, und Russell Knox, der Profi aus den schottischen Highlands - fast waren sie an diesem denkwürdigen Samstag am Ziel. Knox hatte auf dem 18. Grün, der letzten Bahn ihrer gemeinsamen Runde, seinen letzten Schlag eingelocht. Auf Leishman wartete ein Drei-Meter-Putt, da ertönte ein Horn, laut und grell. Die beiden wussten sofort, was los war. Knox ließ wütend seinen Putter fallen, dann packten er und sein Spielpartner zusammen. Es regnete und windete, das Wetter war schon lange schlecht. Aber jetzt wurde die dritte Runde der PGA Championship abgebrochen im Baltusrol Golf Club in Springfield, New Jersey. Der Ärger von Knox war verständlich. Hätte Leishman seinen letzten Ball verwertet, hätten sie beide gegenseitig ihre Scorecards unterzeichnet, wie das in diesem Sport üblich ist. Sie wären ins Clubhaus gegangen und hätten einen Plan entworfen, wie sie am Sonntagnachmittag als Verfolger mit guten Chancen ihre vierte und letzte Runde beginnen könnten. Doch weil Leishman dieser eine Schlag fehlte, mussten beide am Sonntag um sieben Uhr Ortszeit raus - und dann stundenlang erneut warten.

Diese Begebenheit versinnbildlichte das, was bei vielen Profis als Eindruck von der 98. PGA Championship hängen bleibt: schlechtes Management des Veranstalters, bei dem es sich um die mächtige Profivereinigung PGA of America handelt.

Ohne jede Not bringt sich die PGA in zeitliche Bedrängnis

Es hätte jedenfalls nicht zu dem kommen müssen, was ein namentlich nicht genannter Caddie eines Profis bei ESPN als "schlampiges Chaos" bezeichnete. Hätte die PGA die nach dem Cut verbliebenen 86 Profis in Dreiergruppen ab dem Morgen der Reihe nach von den Bahnen eins und zehn starten lassen, wären alle vor dem Wolkenbruch fertig geworden. Der war gegen halb drei Uhr am Nachmittag prognostiziert worden, und so kam es dann auch. "Der Platz sieht unbespielbar aus", gab später Robert Streb zu; der Amerikaner war einer derjenigen gewesen, die ihre dritte Runde nicht am Samstag starten konnten; tags zuvor hatte er sich mit der exzellenten 63er Runde in die Spitze katapultiert.

Da die PGA zockte und darauf gesetzt hatte, das Wetter würde besser werden, wurden wie sonst auch die verbliebenen Spieler der Reihe nach in Zweiergruppen losgeschickt, die Besten zum Schluss. Die Folge nach dem Abbruch: 37 Spieler hatten die Runde beendet, 39 waren noch unterwegs, zehn hatten nicht abgeschlagen. Am Sonntag, das war klar, würden die Führenden, zu denen Martin Kaymer nach zwei starken Runden zählte, einem besonderen Belastungstest ausgesetzt sein, weil sie nicht 18, sondern 36 Löchern zu spielen hatten - sofern der Sonntag dies wettermäßig zulassen würde. Die PGA of America hatte somit zwei Eigentore fabriziert: Man brachte sich ohne Not in zeitliche Bedrängnis. Und zweitens drängte sich das Thema der Wettbewerbsverzerrung auf, die nicht hätte sein müssen. "Wir hätten alle um neun Uhr oder so starten können und alles wäre gut gewesen", sagte Kaymer bereits diplomatisch am Freitag, als es ebenfalls nicht sehr gemütlich auf dem Platz gewesen war. Der 31-Jährige aus Mettmann befand daher, "es wäre auch fairer gegenüber den Jungs gewesen, die schon um sieben Uhr begannen" - weil diese eben, wie Kaymer einräumte, aufgrund des Wetters, das stark schwankte, einen "Nachteil" hatten. Kaymer selbst klagte nicht darüber, dass ihm nun Marathongolf bevorstand, "das macht mir nichts aus".

Erstaunlich ist, dass es nun zwei Majors in Serie gab, die von seltsamen Entscheidungen der Veranstalter geprägt wurden, dabei tagen in den dortigen Komitees Horden mutmaßlicher Experten. Bei der US Open wurde dem Führenden Dustin Johnson am Schlusstag an der zwölften Bahn von der USGA (United States Golf Association) eröffnet, ihm drohe wohl wegen eines Regelverstoßes an der fünften Bahn ein Strafschlag. Genaueres werde er noch erfahren. Der Amerikaner kassierte am Ende tatsächlich die Strafe, siegte aber trotzdem - die USGA musste für den initiierten Schwebezustand, mit dem Johnson klar kam, viel Kritik einstecken. Eine Entschuldigung des nationalen Verbandes folgte.

So weit ist die PGA of America noch nicht eingeknickt, zumindest noch nicht in der Regen-Causa, die dazu führte, dass am Sonntag auf den hinteren Bahnen einige Golfer ihre dritte Runde zu Ende spielten, während auf den vorderen Bahnen andere schon ihre vierte spielten. Kerry Haigh, Chef der PGA of America, verteidigte die Absicht, dass am Wochenende "nur von einem Tee" gestartet werden sollte. Hintergrund war sicher auch, dass eine vorgezogene Runde die Veranstalter der besten TV-Sendezeiten berauben würde. Am Freitag indes unterlief den Organisatoren ein Malheur, das Haigh eine Entschuldigung abrang. Spieler hatten falsch gekennzeichnete "Pin Sheets" erhalten; die Fahnenpositionen, die jeder Profi auf einem Zettel vorab vor jeder Runde erhält, stimmten nicht mit einigen auf dem Kurs überein.

Leishman hat im Übrigen das Birdie an Bahn 18 seiner dritten Runde, die er Sonntagfrüh zu Ende brachte, verpasst. Er benötigte zwei Schläge, Par. Dann durfte er ins Klubhaus, um auf seine nächste Startzeit zu warten.

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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