Golf:Ohne Nierenstein

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Cut verpasst, Operation, diverse Auftritte in der Öffentlichkeit: Der US-Profi Bubba Watson beendet turbulente acht Tage zum allgemeinen Erstaunen mit einem Turniersieg. Und zeigt damit: Er ist kein Profi von der Stange.

Von Gerald Kleffmann, Pacific Palisades/München

Die vergangenen acht Tage waren einmalig im Leben des Bubba Watson. Am vorletzten Freitag verpasste der Golfprofi aus den USA, immerhin zweimaliger Masters-Champion, den Cut beim Turnier in Pebble Beach: Er qualifizierte sich nicht für die zwei Schlussrunden. Am Sonntag spielte er mit seinen adoptierten Kindern Calep und Dakota, da fand er Blutspuren im Urin. Am Montag wurde ihm ein Nierenstein entfernt. Danach hatte Watson einen Auftritt in der TV-Show "Girl Meets World". Danach traf er den Sänger Justin Bieber, mit dem Calep Schlagzeug spielte. Danach sah er sich ein Basketball-Match der L.A. Clippers an und hing mit deren Besitzer Steve Balmer rum. Am Sonntag? Gewann Watson zum neunten Mal ein großes Turnier, diesmal im Riviera Country Club in Kalifornien, verdiente 1,22 Millionen Dollar. Tochter Dakota lief ihm übers 18. Grün in die Arme. Was bedeutete dieser Moment? "Er bedeutete, dass niemand auf sie aufgepasst hat." Watson hatte wahrlich gut lachen.

So erstaunlich seine jüngsten Erlebnisse sind: Überrascht sein darf man trotzdem nicht. Watson ist kein Profi von der Stange. Abgesehen von Übungen mit dem Vater hat er nie eine Golfstunde erhalten. Der Linkshänder ist mit furiosem Ballgefühl gesegnet und kann Bälle wie ein Trickkünstler beliebig mit Drall und Schnitt und Kraft versehen. Manchmal führt sein Variantenreichtum zu halben sportlichen Katastrophen - oft kommt Geniales heraus. Zumindest wenn er aufgeräumt ist, was bei Watson so manches Mal fraglich erscheint. Das gab er selbst nach seinem Sieg zu verstehen. "Ich habe Ängste in mir", bekannte er. In der Bibel zu lesen, helfe ihm. Aber er sagt eben auch: "Ich bin menschlich." Daher schrecken ihn Massen ab. Er musste sich daran gewöhnen, angefasst, abgeklatscht zu werden. Und daran, "dass mir Leute etwas zurufen".

Für diese Ehrlichkeit feiern ihn Fans. Nur manchmal eckt Watson auch an. Vor zwei Wochen teilte er übellaunig mit, dass er die Phoenix Open nicht möge, ja verabscheue; bei der Veranstaltung in Scottsdale trinken viele Zuschauer gerne viel Bier und grölen. Danach entschuldigte sich Watson. Er habe den Kurs gemeint. "Ich bin Manns genug, die schlechte Presse auszuhalten", sagte er jetzt. Nach den vergangenen acht Tagen wird ihn dieses Thema sicher nicht mehr belasten.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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