Golf:19 letzte Erinnerungen

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Good-Bye Swilcan Bridge: Bernhard Langer bei seiner letzten Open Championship in St. Andrews. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Martin Kaymer schließt die Open Championship mit einer Top-Platzierung ab, während sich Bernhard Langer sehr stilvoll von St. Andrews verabschiedet.

Von Gerald Kleffmann, St. Andrews/München

Noch einmal, das war das Gute, schlug Bernhard Langer an diesem Montag in St. Andrews ab. In fünf Jahren, wenn die Open Championship erneut am berühmtesten Ort des Golfsports vorbeischaut, wird Langer, der berühmteste deutsche Golfprofi, nicht mehr dabei sein. Davon geht der 57-Jährige selbst aus, und so genoss er zwar weniger seine frühe Startzeit um 7.45 Uhr als erster Akteur am Morgen, als das Teilnehmerfeld in umgekehrter Reihenfolge des Tableaus im Zehn-Minuten-Takt auf die finale Runde geschickt wurde. Aber 19 Besonderheiten werden ihm sicher doch im Gedächtnis hängen bleiben: Da war zum einen Ivor Robsons Stimme, die er letztmals vernahm, es ist die berühmteste Fistelstimme, die ein Start-Ansager je hatte in diesem Kosmos. Robson tritt nach 41 Jahren ab. Und zum anderen waren da jene 18 geschichtsträchtigen Bahnen, die Langer letztmals in St. Andrews absolvierte. Prophylaktisch nahm er bereits Abschied. Als er die Swilcan Brücke an der 18. Bahn überquerte, hielt er an, schaute zu den Zuschauern und winkte. Das machte er so sonst nie.

Marcel Siem hatte sich zwischendurch sogar zum Dösen ins Auto gelegt

Aus deutscher Sicht nahm diese 144. Open Championship einen ähnlich turbulenten Verlauf wie das Wetter, das eine Verlegung der vierten und letzten Runde auf den Montag notwendig gemacht hatte; am Freitag musste das Spiel wegen Dauerregens und Sturmböen für drei Stunden, am Samstag gar für zehn Stunden unterbrochen werden. Langer überstand die Halbzeit-Qualifikation, wurde am Ende mit 289 (74+70+73+72/+1) Schlägen 78. und Vorletzter. Marcel Siem dagegen hatte den Cut nach der 70er und 75er Runde um genau einen Schlag verpasst. Martin Kaymer wiederum, der beständigste deutsche Spitzenprofi, wollte endlich in St. Andrews bei seiner geliebten Open Championship reüssieren. Dieses Vorhaben glückte dem zweimaligen Major-Sieger nicht, aber der 30-Jährige schloss das Turnier mit insgesamt 279 Schlägen (-9) ansehnlich ab. Sicherlich wäre ein besserer Platz möglich gewesen, aber an Tag drei haderte er besonders mit seinen Eisenschlägen, die ihm kaum Birdie-Chancen eröffneten. Dafür gelang Kaymer mit der nahezu fehlerfreien 68er Schlussrunde ein Satz auf Rang 12. Vier Birdies schaffte er, ansonsten spielte er 14 Pars. Sehr solide war das.

Langers Leistung gewann allein durch die Tatsache Gewicht, dass andere gerne mit ihm getauscht hätten. Siem etwa wäre froh gewesen, hätte er vier statt zwei Runden spielen dürfen. Aber letztlich erlebte der Rheinländer typische Siem-Tage. Er startete gut, patzte aber mit der 75, die nach endlosen Wartereien wegen der Unterbrechungen zustande kam. Um die Hängepartie sinnvoll zu überbrücken, hatte sich Siem zwischenzeitlich sogar ins Auto gelegt und gedöst. Der 35-Jährige festigte, wenn man es tragikomisch betrachtet, seinen Ruf als Pechvogel. Siem ist schon mehrmals haarscharf an deutlich besseren Ergebnissen vorbeigeschrammt. Immerhin sucht er selten nach Ausflüchten, der Agentur dpa sagte er: "Es ist mein Fehler, ich habe zwischendurch geschlafen und dann nie meinen Rhythmus gefunden."

Auch Langer schlief mal in seinem Auto. Danach verpasste er wie Siem den Cut

Dass diese Erholungsmethode selten erfolgsgekrönt ist, hätte ihm schon Langer erzählen können. Der hatte 1978 als Jungspund in einem alten Opel genächtigt und den Cut bei seiner zweiten Teilnahme bei der Open Championship verpasst. Nun, im Jahre 2015, war der zweimalige Major-Sieger Langer, längst eine Riese seiner Zunft, neben dem Amerikaner Mark O'Meara, 58, der einzige Vertreter der Ü50-Generation, der die Halbzeitqualifikation überstand. "Ich habe viele Erinnerungen an diesen Ort, vielleicht ist es das letzte Mal gewesen", sagte Bernhard Langer und klang zufrieden.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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