Golf:Die Stärke der Jugend

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"Im Leben sind meine Spieler vielleicht noch etwas feucht hinter den Ohren, golferisch bereiten sie sich fast wie Tour-Profis vor": Trainer Ken Williams. (Foto: oh)

Der GC München Eichenried hat nach dem Aufstieg in die Bundesliga große Ziele - langfristig will der Klub die Meisterschaft gewinnen.

Von Michael Oer

Ken Williams ist elf Jahre alt, als er zusammen mit seinem Vater erstmals auf einem Golfplatz steht, einer Neun-Loch-Anlage in seiner Heimat Großbritannien, und er ist sofort begeistert. Ausgerüstet nur mit einem Stück Stahl mit einem Kopf darauf, übt er von diesem Tag an täglich hinter seinem Elternhaus in Birmingham und bringt sich das Golfspielen selber bei. Er ist 18 Jahre alt, als er sein erstes wirkliches Training bekommt, anschließend jagt er einmal im Monat für eine Stunde zusammen mit einem Golflehrer die Bälle über das fein säuberlich geschnittene Grün. Er ist Anfang 20, als er Golfprofi wird.

Auf einen seiner größten Erfolge auf dem Golfplatz musste Williams allerdings noch ein paar Jahrzehnte warten, so lange, bis er 57 Jahre alt geworden war. Bei diesem Triumph hat sich allerdings die Rollenverteilung verändert. Nun ist Williams selber Trainer, seit 1992 gibt er sein Wissen an die Spieler des GC München Eichenried weiter. Mit diesen feierte er am vergangenen Wochenende das "Monster-Highlight" (Williams) in der 29-jährigen Geschichte des Vereins.

Die meisten Spieler sind zwischen 16 und 19 Jahre alt

7:5 bezwang die Münchener Männermannschaft den GC Neuhof in der Relegation zur ersten Bundesliga. Das Besondere an diesem Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse ist, dass die Münchener die jüngste Mannschaft der ersten beiden Ligen stellen. Acht der zehn Golfer sind zwischen 16 und 19 Jahre alt. Williams hat den Ruf, dass er unglaublich gut mit jungen Menschen arbeiten kann. 2014 erhielt er von der Professional Golfers Association (PGA) Deutschland die Auszeichnung zum Jugendtrainer des Jahres. Er selbst führt den jüngsten Erfolg allerdings vor allem auf seine Spieler zurück. Die seien für ihr Alter schon sehr professionell im Golfsport unterwegs. "Im Leben sind meine Spieler vielleicht noch etwas feucht hinter den Ohren, aber golferisch bereiten sie sich fast wie Tour-Profis vor", sagt Williams.

So kann manch einer seiner Spieler schon auf weitere Höhepunkte verweisen. Teamkapitän Alexander Koller wurde 2014 deutscher Jungsenioren- sowie Europameister, Thomas Rosenmüller, 19, gewann 2015 bei der internationalen deutschen Meisterschaft der Jungen. Inzwischen studiert er mit einem Sportstipendium in Texas, mit seinem Trainer tauscht er sich via FaceTime aus. Für die meisten Spiele fliegt er eigens nach Deutschland.

Trotz all dieser Erfolge, glaubt Williams, wird die kommende Saison eine ganz besondere Herausforderung, schließlich gebe es zwischen der ersten und zweiten Bundesliga im Golf einen Unterschied wie "Tag und Nacht", sagt Williams. Entsprechend startete das Team direkt nach dem Aufstieg, ein halbes Jahr vor Beginn der neuen Spielzeit, mit der Vorbereitung. Im Winter will Williams in der Halle insbesondere an der Fitness und am Golfschwung arbeiten. Er schließt auch ein, zwei Zugänge nicht aus, obwohl der Klub sonst so viel Wert auf seine eigene Talentausbildung legt. Grundvoraussetzung ist, dass die Spieler auf den GC München-Eichenried zukommen, nicht umgekehrt. "Ich laufe keinem nach, um ihn abzukaufen", sagt Williams.

Der Trainer glaubt, auch mit seiner gegenwärtigen Mannschaft erfolgreich in das Abenteuer starten zu können; das Team sieht er gar nicht so weit weg von der Spitze. Als kurzfristiges Ziel formuliert er den Klassenerhalt im kommenden Jahr, mittelfristig will er ganz oben mitspielen. Langfristig will er deutscher Meister werden. "Man muss ja einen Traum haben", sagt er. Diese Einstellung teilen auch seine Spieler. Viele von ihnen haben bereits im frühen Kindesalter mit dem Golfspielen angefangen, sie sprechen schon seit mehreren Jahren vom Aufstieg in Deutschlands höchste Spielklasse. Jetzt sind sie optimistisch, sich dort letztlich auch behaupten zu können.

Unrealistisch ist das nicht, denn natürlich gibt es für das junge Münchner Team auch einen Vorteil gegenüber den älteren Mannschaften, wie Williams betont: "Das Gute an jungen Spielern ist: Sie werden immer noch besser."

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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