Gladbach:Erklärfilm fürs Kinderprogramm

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„Wir waren gedanklich zu langsam“: Die Gladbacher Stindl, Vestergaard, Elvedi und Kramer verteidigen einen Mainzer Freistoß. (Foto: Horstmüller/Imago)

Die Borussia hadert auch gegen Mainz mit ihrem Unvermögen beim Toreschießen - und ihrer Nervenschwäche.

Max Eberl könnte auch gut bei der "Sendung mit der Maus" mitmachen. Der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach kann komplexe Angelegenheiten in einfache Worte kleiden. Auf Schwierigkeiten seines Klubs beim Toreschießen in der Bundesliga angesprochen, sagte Eberl kurz vor dem Heimspiel gegen den FSV Mainz: "Da gibt es einen Torwart und einen Abwehrspieler und manchmal auch das Unvermögen des Stürmers." Dass seine Gladbacher anschließend Einseins gegen Mainz spielten, wäre als Reim fürs Kinderfernsehen ebenso geeignet gewesen wie als erklärender Film für die Schwierigkeit beim Toreschießen. Es gab hier wie da Torwarte, Abwehrspieler und das Unvermögen der Stürmer. Aber weil die Wahrheit manchmal noch komplexer ist als in Kindersendungen, muss man hinzufügen: Es gab auch Schiedsrichter.

Die Mainzer fühlen sich beim Videobeweis benachteiligt

Den aufgebrachten Fußballtrainer Sandro Schwarz hätte man am Samstagabend nicht im Familienprogramm zeigen können, obwohl man ihm hoch anrechnen muss, dass er nicht geflucht und den Schiedsrichtern auch keine fiesen Namen gegeben hat. Anlass dazu hatte er gleichwohl gehabt, vor allem, weil der Schiedsrichter Sven Jablonski und sein in Köln vor dem Monitor assistierender Kollege Wolfgang Stark in der 17. Minute offenbar nicht sahen, wie der Gladbacher Lars Stindl dem Mainzer Jean-Philippe Gbamin im Strafraum ein Bein stellte. Es gab keinen Elfmeter für Gbamin und kein Notbremsen-Rot für Stindl - vor allem aber forderte Jablonski so wenig Hilfe an wie Stark eigenmächtig Meldung erstattete. Das machte den Trainer Schwarz im Nachhinein auch deshalb wütend, weil Jablonski beim Mainzer 1:0 (19.) ebenso einen Videobeweis anforderte wie beim 2:0 (39.). Dass die daraufhin getroffenen Entscheidungen korrekt waren, dass der Referee also das erste Mainzer Tor anerkannte und das zweite nicht - das tröstete Schwarz nur bedingt: "Ich kann doch so eine elfmeterreife Situation nicht unbewiesen durchgehen lassen, wenn ich bei zwei Toren den Videobeweis anfordere", schimpfte er.

Gladbachs Trainer Hecking tadelt: "Wir haben zu wild gespielt"

Während Schwarz den Videobeweis nicht grundsätzlich verteufelte, kam sein Gladbacher Kollege Dieter Hecking zu einer schwerwiegenden Schlussfolgerung: "Ich glaube, dass der Videobeweis zur Winterpause wieder eingestampft wird", sagt er. Hecking hielt ein Plädoyer für den Videobeweis, gestand aber, dass dieser in der Praxis bisweilen nicht gut funktioniere: "Heute hat es sich nicht gut angefühlt", sagte er über den Fußball-Nachmittag. Es blieb also auch bei den über das Unentschieden eigentlich glücklichen Gladbachern ein ungutes Gefühl zurück. So sollte ein gerechterer Fußball ja keinesfalls sein.

Und so war es am Ende ein frustrierender Tag für alle Beteiligten: Für die eigentlich gut aufgelegten Mainzer, weil ihnen der erste Auswärtssieg seit acht Monaten versagt blieb - und für die hochambitionierten Gladbacher, weil ihnen in einem wegweisenden Spiel schon wieder kein Sieg gelang. Immer, wenn es in dieser Saison konkret um den Einlass zu den vorderen Plätzen geht, versagen den Borussen die Nerven. "Wir waren gedanklich zu langsam, unsere Balance stimmte nicht, wir haben zu viele Räume gelassen und zu wild gespielt", klagte Hecking. Weil er für eine solche Ansammlung von Mängeln auch keine Erklärung parat habe, müsse er wohl akzeptieren, sagte der 53-Jährige, dass die teils junge Mannschaft in einer "Entwicklungsphase" stecke, "durch die wir einfach hindurch müssen".

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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