Die Sportmarketing-Agentur Doyen erhebt schwere Vorwürfe gegen die Enthüllungsplattform Football Leaks. In der Nacht zum Mittwoch sagte Doyen-Sprecher Francisco Empis im spanischen Radiosender Cadena SER, Football Leaks sei "definitiv durch einen Hacker-Angriff" auf das Computer-System von Doyen an Vertragsdokumente gekommen, die über das Internet einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurden. "Klubs und Verbände" seien ebenfalls von Football Leaks attackiert worden, sagte Empis.
Er behauptete überdies, Doyen sei von Football Leaks erpresst worden. Doyen habe es abgelehnt, über eine Millionen-Euro-Forderung seitens Football Leaks auch nur zu verhandeln, danach habe Football Leaks das als vertraulich geltende Material online gestellt. Empis sagte, die Angelegenheit sei schon länger in den Händen der portugiesischen Strafverfolgungsbehörden. Aufgrund des Ermittlungsgeheimnisses dürfe er nichts zum Stand der Untersuchungen sagen. Ein Mitglied von Football Leaks wies die Vorwürfe am Mittwoch in einer mit dem Kürzel "FL" gezeichneten Mail als "lächerlich" zurück.
Enthüllungen im Internet:"Football Leaks" schrecken die Fußball-Welt auf
Erst gab es Berichte über krumme Deals in Portugal und Holland, nun folgen teils dubiose Details über Real-Madrid-Verträge. Wer steckt dahinter?
Durch die Veröffentlichung von Vertragsdokumenten aus dem Profifußball sorgt Football Leaks schon seit Monaten für Aufruhr. Einer der spektakulärsten Fällen betrifft einen Doyen-Deal mit dem niederländischen Erstligisten Twente Enschede. Aus dem Football-Leaks-Material geht hervor, dass Twente als Gegenleistung für ein millionenschweres Darlehen an Doyen weitreichende Mitspracherechte bei Transfers abtrat.
Komplexität der Fußballverträge
Twente droht in den Niederlanden sogar der Lizenzentzug. Football Leaks hat zudem Transfer- und Arbeitsverträge von Fußballprofis veröffentlicht, darunter Real Madrids Kontrakt mit dem deutschen Nationalspieler Toni Kroos. Zur Systematik der Veröffentlichungen schrieb "FL", man folge dem Zufalls- prinzip. Eigentlich ziehe man es vor, Arbeitsverträge nicht zu publizieren. "Manchmal tun wir es dennoch, um die Komplexität der Vertragswerke aufzuzeigen."
Empis warf Football Leaks Doppelzüngigkeit vor. Angeblich setze man sich für Transparenz im Fußball ein, anders als WikiLeaks-Gründer Julian Assange, dessen Handeln als Vorbild genannt werde, gebe man die eigene Identität nicht preis: "Sie zeigen sich nicht." Football Leaks wies diesen Angriff ebenfalls zurück. Vorerst habe man auch eingedenk des Schicksals Assanges nicht vor, sich zu outen. Assange sitzt seit mehr als drei Jahren in der Londoner Botschaft Ecuadors fest.
"Wir sind doch nicht verrückt", schrieb "FL", zumal man kein Vertrauen in Portugals Justiz habe. Den Vorwurf der Intransparenz gab "FL" an Doyen zurück. Vier Jahre habe niemand etwas über Doyen, die Beteiligungen an Fußballklubs oder Investoren gewusst. "Sie haben immer die Presse gemieden. Seit wir dieses Projekt gestartet haben, ändern sich die Dinge", schreibt "FL".