Fußball-Regionalliga:Pflicht statt Feuerwerk

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Kein Problem für die Löwen: Torwart Skowronek stürmt heran, 1860-Stürmer Sascha Mölders kann dennoch unbedrängt schießen. (Foto: Oryk Haist/imago)

1860 München siegt gegen FC Memmingen mit 2:0, und hat seine kurze Schwächephase wohl nun endgültig beendet.

Von Christoph Leischwitz

Die größte Party fand schon vor dem Spiel statt. Seit dem vergangenen Dienstag steht der TSV 1860 München ja als Herbstmeister der Regionalliga Bayern fest. Weil nur drei Tage später das nächste Heimspiel anstand, ließen es sich die Fans nicht nehmen, das gebührend und organisiert zu feiern. Kurz vor dem Anpfiff gegen den FC Memmingen starteten die Fans in der Westkurve eine Choreografie in Gold und Grün, den alten Vereinsfarben der Löwen, "Glanz von Giesing" war dort zu lesen. Dann wurden in der Kurve Wunderkerzen und vor allem außerhalb des Stadion ein Feuerwerk gezündet. "Cooler Pyro-Ersatz", sollte Abwehrspieler Christian Köppel sagen, der am Freitag zudem seinen 23. Geburtstag feierte. Im Falle eines Sieges, hatte er zuvor gesagt, würde er dann auch noch mit ein paar Mitspielern um die Häuser ziehen. Dazu reichte es auch nach einem klaren 2:0 (2:0)-Erfolg über Memmingen. Aber: "Wir haben auch schon bessere Spiele gemacht", sagte Köppel nach dem Spiel. Das, was auf dem Rasen passierte, glich eher einer Pflichterfüllung als einem Feuerwerk.

Erst trifft Karger ins kurze Eck, dann Weber nach Eckball - das Spiel war früh entschieden

In der elften Minute, zu jener Zeit also, als Köppel im Hinspiel das erste Regionalliga-Tor der Löwen erzielt hatte, kam auch diesmal die erste große Chance. Nach einem Angriff über Aaron Berzel und Benjamin Kindsvater flipperte der Ball durch den Strafraum, Sascha Mölders kam zum Schuss, doch Memmingens Torwart Martin Gruber mit der Hand gerade noch an den Ball. Die Sechziger versuchten, mit direkten Pässen die Abwehr der Gäste zu knacken. Bei dem hohen Tempo kam zwar nicht jeder Pass an, aber oft genug. So auch in der 32. Minute, als Markus Ziereis mit einem Steilpass Nico Karger auf den Weg schickte. Der schnelle Flügelstürmer tauchte alleine vor Gruber auf und schob den Ball an ihm vorbei. "Ich hätte auch noch querlegen können, aber dann habe ich gesehen, dass das kurze Eck frei ist", sagte er über seinen zehnten Saisontreffer. Nur drei Minuten später schien die Partie entschieden zu sein: Kapitän Felix Weber, der am Dienstag beim 3:0 gegen Bayreuth seine Rückkehr nach Verletzungspause feierte, traf nach einer Ecke am zweiten Pfosten freistehend per Kopf (35.).

Danach passierte lange nichts Besonderes, weil beide Mannschaften die Räume nicht nutzten und ihre Angriffe schlampig ausspielten. "Wir wollten es kontrolliert runterspielen. Aber das war naiv und teilweise planlos", sagte Trainer Daniel Bierofka, nahm das Team aber auch in Schutz: "Die Mannschaft ist eben noch jung." Um die Ausbildung der Spieler zu verbessern, hatte 1860 unter der Woche übrigens Christian Wörns verpflichtet. Der Ex-Profi wird für die U19 und die U21 zuständig sein.

Mölders schlenzt aus 35 Metern daneben - nach einem Zweikampf mit dem Torwart

Das Spiel verflachte in der zweiten Halbzeit zusehends, Memmingens Fabian Lutz hatte eine der wenigen guten Chancen zum Anschlusstreffer (54.). Wenn die Sechziger noch einmal gefährlich vor das gegnerische Tor kamen, dann meist durch Zufallsprodukte. Sehenswert war noch ein Doppelpass zwischen Mölders und Kindsvater, den Letzterer mit einem Torschuss abschloss (64.). Geburtstagskind Köppel, kurz vor Schluss eingewechselt, hätte beinahe wie im Hinspiel mit einem Lupfer über den Memminger Torwart hinweg getroffen, scheiterte diesmal aber kläglich (89.). Und in der Nachspielzeit lieferte sich Mölders mit dem Keeper noch einen Zweikampf an der Seitenlinie, er gewann diesen auch, doch sein Schlenzer aus rund 35 Metern flog am Tor vorbei.

Memmingens Trainer Bernd Kunze gratulierte hernach den Sechzigern zum Sieg und meinte, dass es in Sachen Meisterschaft wohl "eine klare Sache werden würde". Woraufhin Bierofka antwortete: "Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, dann wird es schwierig." Nicht unbedingt gefeiert, aber doch gefreut hatten sich die Fans dann noch ausnahmsweise über einen Sieg des FC Bayern: Deren U23 gewann nämlich zeitgleich beim Tabellenzweiten und direkten Konkurrenten Ingolstadt II, Sechzig hat nun acht Punkte Vorsprung.

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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