Fußball-Regionalliga:Party verschoben

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Beim 1:1 gegen den FC Augsburg II schafft 1860 die Meisterschaftsentscheidung nicht - und beginnt neu zu rechnen.

Von Markus Schäflein

Das sonnenbeschienene Stadion an der Grünwalder Straße brodelte. Alle, wirklich alle stimmten diesmal in die Gesänge und Sprechchöre ein, auch auf der Haupttribüne und auf den Sitzplätzen in der so genannten Stehhalle. Die Löwenfans starteten euphorisiert in den wunderschönen Samstagnachmittag, an dem sie Meister der Fußball-Regionalliga Bayern werden wollten. Im Laufe der Partie ebbte die Stimmung dann allerdings auf Normalniveau ab. Denn aus der Meisterschaft wurde nichts, allein schon deshalb, weil der FC Bayern München II zeitgleich 4:2 beim SV Schalding-Heining siegte. Und nicht nur die Schaldinger, auch die Sechziger selbst schafften das nötige Ergebnis nicht: Sie mussten sich im letzten Heimspiel der Regionalliga-Saison mit einem 1:1 (0:0) gegen den FC Augsburg II begnügen.

"Die Flanke müssen wir viel besser verteidigen", klagt Bierofka

Der TSV 1860 präsentierte sich ausgerechnet am vermeintlichen Festtag, wie man ihn in diesem Jahr noch nie gesehen hatte: vorne regelmäßig uneffektiv, hinten ein entscheidendes Mal schlafmützig. Zwar gelang nach einer umkämpften und torlosen ersten Hälfte die 1:0-Führung, selbstredend durch Sascha Mölders (62.). Nach einer Hereingabe des erneut starken Kodjovi Koussou traf Mölders aus zehn Metern ins kurze Eck, es war sein 18. Saisontor. Doch was danach kam, gefiel Trainer Daniel Bierofka nicht mehr. "Wie es im Fußball so ist, wir müssen einfach das 2:0 machen", klagte er und meinte insbesondere eine große Chance von Nico Karger: "Statt im Fünfer querzuspielen, müssen wir einfach den Ball ins Tor hauen." Stattdessen trafen die Augsburger spät zum 1:1, Jonas Greppmeir durfte ungestört einköpfeln. "Die Flanke müssen wir viel besser verteidigen, da stehen wir ganz schlecht in der Mitte", sagte Bierofka.

Und deshalb begann zum Spielende hin das große Rechnen: Wann wird Sechzig jetzt Meister? Am Dienstag spielt der TSV in Illertissen, wohl ohne Markus Ziereis (Oberschenkelprobleme), der FCB in Pipinsried. Falls beide siegen (oder beide remis spielen oder beide verlieren), hätten die Löwen bei noch drei ausstehenden Spielen neun Punkte Vorsprung und das deutlich - derzeit um 17 Treffer - bessere Torverhältnis.

Dann wäre die Meisterschaft zwar noch nicht rechnerisch perfekt, aber so gut wie sicher. "Ich denke, im Torverhältnis wird uns Bayern München nicht mehr einholen", meinte Bierofka. Nicht ganz so lustig wäre für die Löwen ein eigener Ausrutscher in Illertissen (Spielbeginn 19 Uhr) und ein Sieg der Bayern in Pipinsried (18.15 Uhr) - dann wäre das Münchner Derby am Sonntag (15.30 Uhr) unverhofft wieder eine spannende Angelegenheit.

Eine Anhängerin widersetzt sich Bierofkas Politikverbot

Nicht umsonst hatte Daniel Bierofka ja darauf hingewiesen, dass es nun im Saisonendspurt alle Kräfte zu bündeln gelte - und daher darum gebeten, auf vereinspolitische Meinungsäußerungen während der Spiele zu verzichten. Die Fans taten ihm gegen Augsburg den Gefallen, zumindest akustisch. Optisch widersetzte sich eine Anhängerin auf der Haupttribüne allerdings dem Verbot, sie trug einen selbst gestalteten Pullover mit der Aufschrift "STOP Schw. Hausfrau - START Profifußball mit Biero".

Der so genannte Schwäbische-Hausfrauen-Kurs des amtierenden Präsidiums beinhaltet bekanntlich, keine neuen Darlehen vom Investor Hasan Ismaik mehr anzunehmen und nur auszugeben, was man einnimmt. Profifußball mit Bierofka könnte es in der kommenden Saison dennoch geben. Und zwar in der dritten Liga - wenn der Aufstieg über die Relegation gelingt. Und ganz streng genommen spielt Sechzig ja auch in der Regionalliga schon mit Profifußballern. Das neu gegründete "Team Profifußball" um den Gastronom Thomas Hirschberger und den früheren Profi Bernhard Winkler, das im Juli für den Verwaltungsrat antritt, hat allerdings schon klargestellt, dass aus seiner Perspektive auch die dritte Liga gar kein Profifußball ist. Es bleibt also übermäßig kompliziert rund um Sechzig - das Ausrechnen der Meisterschaftskonstellationen gehört zu den leichtesten Übungen.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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