Fußball-Regionalliga:Glück und viel Wucht

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Auf dem Weg zum 2:0: 1860-Stürmer Markus Ziereis (re.) umspielt Seligenportens Torhüter Patrick Bogner. (Foto: Bernd Feil/imago/MIS)

Die Auftritte des TSV 1860 wirken zäh und bieder. Er gewinnt trotzdem, weil er an Körperlichkeit und Kondition mehr bietet als die Gegner.

Von Markus Schäflein

Es ehrte Markus Ziereis, dass er im Plural sprach. Der Stürmer des Fußball-Regionalligisten TSV 1860 München meinte nach dem 3:0 (1:0) gegen den Tabellen-Vorletzten SV Seligenporten: "Wir haben nicht gut gespielt, aber wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht. Das ist die Qualität, die wir mitbringen." Er hätte auch sagen können: Ich habe zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht. Wie schon zuvor beim 2:1 gegen Buchbach war es erneut Ziereis, der das 1:0 erzielte. Diesmal nach Freistoß und Kopfball-Vorlage von Jan Mauersberger (22.), als Sechzig jene "Wucht bei Standards" zeigte, die Trainer Daniel Bierofka als einen Unterschied zu anderen Viertligisten ausgemacht hatte. Und auch beim 2:0 (77.), das den Sieg absicherte, war Ziereis zur Stelle; er lief nach Pass von Sascha Mölders allein auf den Torwart zu, umkurvte ihn und schoss ein. Insgesamt hat Ziereis, 25, der vom Zweitligisten SSV Jahn Regensburg kam, nun bereits neun Treffer auf dem Konto. 1860-Trainer Daniel Bierofka wundert das wenig: "Er ist bekannt dafür, dass er weiß, wo das Tor steht."

Ziereis durfte oder musste dann stellvertretend auch über die Mängel sprechen, die Sechzig an jenem Freitagabend gezeigt hatte. "Wir hatten für unsere Verhältnisse zu wenig Zugriff", meinte er, "wir hatten Riesenglück, dass es nicht früh 0:1 steht. Und wir müssen am Spielerischen arbeiten. Man darf jetzt aber auch nicht alles schlechtreden."

Auf der Haupttribüne wurde in der ersten Spielhälfte lautstark geschimpft und gepfiffen, und eine Neigung zum Schlechtreden besteht ja in der Tat ohnehin beim TSV 1860. Seinen derzeitigen Auftritten werden des Öfteren die Attribute enttäuschend, zäh oder bieder angeheftet; sie wirken ja auch so. Er gewinnt aber meist trotzdem, weil er an Körperlichkeit, Kondition und Konzentration mehr anzubieten hat als viele Gegner in der semiprofessionellen Liga, und er führt die Tabelle deutlich an: Der FC Bayern München II hat, trotz eines 2:1-Sieges gegen Augsburg II am Samstag, noch sechs Zähler Rückstand und das weitaus schlechtere Torverhältnis. Ob das unter großem Tamtam und beidseitigen Fanprotesten in die Arena verlegte Derby am drittletzten Spieltag überhaupt noch Spannung bergen wird, bleibt abzuwarten. Die viel beachtete Kampfansage des FCB-Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge nimmt Bierofka gelassen: "Es ist legitim von ihm. Das kann er ja sagen", entgegnete er, "sie haben die Mannschaft dazu, es war ihr erklärtes Ziel. Es ist nichts Neues, dass sie Meister werden wollen. Wenn sie einen Wriedt für 500 000 Euro Ablöse holen, weiß man, was sie vorhaben."

Allerdings gibt es noch einen weiteren Konkurrenten, den man auf den ersten Blick leicht übersieht. Der späte Wintereinbruch hat die Tabelle der Regionalliga gehörig verzerrt; betrachtet man die Verlustpunkte, steht der FC Ingolstadt II sogar noch vor den Bayern. Er hat als Nachwuchsmannschaft eines Zweitligisten überraschend eine Drittliga-Lizenz beantragt, weist insgesamt 13 Zähler Rückstand auf die Löwen auf, hat allerdings auch ganze drei Partien weniger absolviert als der TSV 1860 und die Bayern. Am Wochenende siegten die Ingolstädter 3:1 beim SV Schalding-Heining.

Am Montag, 19. März (19 Uhr), müssen die Sechziger in Ingolstadt also zu einer Art Spitzenspiel antreten. Und davor haben sie eine Pflichtaufgabe zu erledigen: Am Mittwoch kommt der FC Unterföhring ins Stadion an der Grünwalder Straße. Der abgeschlagene Tabellenletzte aus dem Münchner Norden hat nicht einmal mehr eine Lizenz für die kommende Regionalliga-Spielzeit beantragt, schenkt seine Punkte aber offenbar trotzdem nicht her: Zuletzt spielte der FCU 0:0 bei Wacker Burghausen. Dass diesmal ein anderes Resultat herauskommt, dafür könnte Markus Ziereis sorgen.

© SZ vom 12.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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