Fußball:Darf RB Leipzig in die Champions League?

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Zuletzt Torschütze, demnächst in der Champions League? Verteidiger Marvin Compper von RB Leipzig. (Foto: dpa)
  • Darf RB Leipzig kommende Saison in der Champions League spielen, wenn sich der Bruderklub aus Salzburg auch für den europäischen Wettbewerb qualifiziert?
  • Angeblich hat die Uefa den Klubs bereits "Signale gesendet", dass die herrschenden Umstände ein Problem darstellten.
  • Kein Eigentümer, Anteilshalter, Funktionär darf in mehr als einem Klub Kontrolle ausüben oder Einfluss nehmen.

Von Philipp Selldorf

Red Bull Salzburg ist mit einem 2:0 gegen St. Pölten und einem 6:1- Sieg beim SV Ried hervorragend ins neue Jahr gestartet. Der Double-Gewinner der Vorsaison führt wie gewohnt die Tabelle in der österreichischen Bundesliga an. Verhältnismäßig steht er damit sogar noch erfolgreicher da als der Schwesterklub respektive Bruderklub in Leipzig, der in der deutschen Bundesliga den zweiten Rang belegt.

Man sagt das so leicht dahin: Schwesterklub, Bruderklub. Bisher hat sich niemand an den Begriffen gestört, weder in Leipzig noch in Salzburg. Die Verflechtungen sind ja bekannt, nicht nur wegen des gemeinsamen Geldgebers, der Red Bull GmbH, sondern auch wegen der außergewöhnlich engen Geschäftsbeziehungen (dokumentiert durch den regen Transfer-Verkehr) und der personellen Verbindungen auf der Führungsebene.

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Die Verantwortlichen in Leipzig geben sich noch sehr gelassen

Aber die Verwandtschaft könnte demnächst zum Problem werden. Sollten sich RB Salzburg und RB Leipzig in ihren Ligen für einen europäischen Klubwettbewerb qualifizieren, müsste die Uefa entscheiden, ob ein Startrecht für beide Vereine mit dem Reglement vereinbar wäre. Dann steht Artikel 5 der Bestimmungen in Rede, namentlich die "Integrität des Wettbewerbs", wonach nicht zwei Klubs zeitgleich im Europacup antreten dürfen, die in der Führung oder Verwaltung oder durch Besitzanteile miteinander verwoben sind. Vereinfacht gesagt: Kein Eigentümer, Anteilshalter, Funktionär darf in mehr als einem Klub Kontrolle ausüben oder Einfluss nehmen.

Nach Informationen der Salzburger Nachrichten hat die Uefa den Beteiligten bereits "Signale gesendet", dass die herrschenden Umstände für die Zulassung der Klubs zum Europacup ein Problem darstellten. Während die Uefa diesen Bericht nicht bestätigen wollte (aber auch nicht dementierte), gaben sich die Verantwortlichen in Leipzig gelassen. Im Falle der Qualifikation gebe es "keinen Grund, daran zu zweifeln, dass wir nächstes Jahr international spielen werden".

Formaljuristisch sind in der Tat Vorkehrungen getroffen worden, um dem Vorwurf unzulässiger Nähe durch einen in zwei Klubs tätigen Investor zu begegnen. Im Sommer 2015 wurden in Salzburg die zu Gründungszeiten festgeschriebenen Sonderrechte der Red Bull GmbH aus der Satzung entfernt. Das Unternehmen firmiert lediglich noch als Hauptsponsor. Auch das RB-Modell in Leipzig basiert auf einem formell unabhängigen Konstrukt.

Die Frage ist, ob sich die Uefa bei der Lizenzvergabe von Formalitäten oder von ihrer Verantwortung als Wettbewerbshüter leiten lässt - und wie gegebenenfalls die Leipziger Konkurrenz reagiert. Dort bestehen Interessen, die auch juristisch verfochten werden könnten.

Sollte Leipzig nicht teilnehmen dürfen, rückte der nächstplatzierte Klub nach. Dass die Salzburger ihren Europacup-Platz an das nach Marketing-Kriterien interessantere Projekt in Leipzig abtreten, ist nach derzeitigem Stand nicht möglich. Die Uefa-Regeln sehen vor, dass der höher platzierte Verein das Startrecht erhält. Könnte spannend werden in der österreichischen Liga.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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