Freiburg:Stolz wie Harry

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Der SC Freiburg und sein Trainer Christian Streich machen gute Spieler besser. Jüngstes Beispiel: Robin Koch, Sohn des früheren Lauterers Harry Koch.

Von Tobias Schächter, Frankfurt

Nachdem diese Fähigkeit in den vergangenen Monaten vor allem jungen Fußballtrainern wie dem Hoffenheimer Julian Nagelsmann, 30, oder dem Schalker Domenico Tedesco, 32, zugeschrieben wurde, darf man ruhig einmal festhalten: Auch Christian Streich, 52, macht Spieler besser. Dass sich der SC Freiburg trotz vieler Nachteile und Rückschläge immer wieder in der ersten Liga behauptet, ist der Arbeit Streichs zu verdanken, immer wieder spornt er einzelne Spieler und seine Mannschaft zu erstaunlichen Leistungen an. Nach dem 1:1 bei Eintracht Frankfurt sind die Südbadener nun schon sechs Spiele nacheinander ungeschlagen. Aus einem vermeintlich sicheren Abstiegskandidaten ist ein trotziger Abstiegskämpfer geworden, der durch das Remis seine Lage mit nun 20 Punkten erneut verbesserte. Ein Kopfballtor von Robin Koch nach einer Ecke (51.) genügte, um die Führung der zunehmend ideenlosen Hessen durch Sebastien Haller (28.) auszugleichen.

Sechs verletzte Stammspieler zwangen Streich zu gewagten Maßnahmen. So feierten der jüngst aus Sandhausen verpflichtete Lucas Höler, 23, und das eigene Talentle Mohamed Dräger,21, ihre Bundesligadebüts - und Innenverteidiger Manuel Gulde, 26, nach langer Verletzungspause Saisonpremiere. Streich beorderte zudem den gelernten Innenverteidiger Koch neben Amir Abrashi auf die Doppelsechs im zentralen Mittelfeld. Wenn ihm das vor drei Monaten jemand gesagt hätte, so Streich, dann hätte er geantwortet: "Mal langsam." Er sei damals schon froh gewesen, dass Koch auf seiner angestammten Position gelernt habe, in der Liga mitzuhalten. Am Samstag spielte der 21-Jährige im Mittelfeld stark.

Kochs Leistung stützt die These vom Spielerentwickler Streich. Wer diesen Profi in Kaiserslautern in Liga zwei hat Fußball spielen sehen und ihn nun, ein halbes Jahr später, auf höherem Niveau in Freiburg sieht, erlebt einen viel besseren Spieler. Mittlerweile wirkt der Bewegungsablauf des 1,90 Meter großen Abwehrspielers viel flüssiger. Als Koch im Sommer vom FCK nach Freiburg wechselte, wirkte die kolportierte Ablösesumme von vier Millionen Euro für das zwar begabte, aber nicht hochbegabte Talent zu hoch. Nun aber bestritt Koch schon sein zehntes Bundesligaspiel. Und mit seinem ersten Bundesligator setzt er nun auch eine Familientradition fort: Vater Harry trug von 1995 bis 2003 in Kaiserslautern nicht nur eine der wildesten Vokuhila-Lockenfrisuren ("vorne kurz, hinten lang") der Bundesliga, sondern war auch einer ihrer torgefährlichsten Abwehrspieler. In 220 Profispielen für den FCK (187 Erstliga-Einsätze) erzielte er 23 Tore - vorwiegend mit dem Kopf. Auch Sohn Robin traf nun so, 15 Jahre nach dem Ende der Bundesligakarriere seines Vaters. "Das war ein ganz besonderer Moment", gab Robin Koch ein wenig schüchtern, aber doch auch stolz wie Harry zu.

Kopfballstärke liegt Robin Koch in den Genen, das Freiburger Trainerteam nutzt diese. "Wir üben Standards wöchentlich, mein Tor war so geplant", erzählte er. Sieben der vergangenen neun Freiburger Tore fielen nach einer Standardsituation, in Frankfurt führte die erste Ecke zum Erfolg. Die Eintracht indes brachte aus neun Ecken nichts zustande und wartet weiter auf den dritten Heimsieg. Wenn die Hessen ihre Heimschwäche nicht ablegen, wird der von manchem Spieler geäußerte Europapokaltraum bleiben, was er ist: ein Traum.

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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