Frauen-Basketball:Ungeschlagen seit 72 Spielen

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Der TSV Wasserburg hat seinen vierten deutschen Meistertitel in Serie gewonnen. (Foto: dpa)
  • Der TSV Wasserburg ist der Ausnahmeklub im deutschen Frauen-Basketball. Seit zwei Jahren ist der TSV auf nationaler Ebene unbesiegt.
  • In der internationalen Spitze kann der Klub trotzdem kaum mithalten. Durch eine Regeländerung in der Bundesliga soll sich das ändern.

Von Matthias Schmid, Wasserburg

Soana Lucet schien noch nicht ausgelastet zu sein. Als das Finale schon einige Minuten beendet war und Wasserburgs Basketballerinnen nach dem 81:49-Sieg gegen die Saarlouis Royals zum zehnten Mal binnen 13 Jahren die Meisterschaft gewonnen hatten, da trug die Französin ihre Mitspielerin Shey Peddy Huckepack durch die Halle.

Es fehlte nur noch, dass die Wasserburgerinnen anschließend statt der kleinen Geschenke Medizinbälle auf die Tribüne geworfen hätten - so mühelos holten sie sich gegen bemitleidenswerte Saarländerinnen nach dem Pokalsieg auch den Meistertitel. Vermutlich aber war das Rückentraining von Lucet nach Dienstschluss vielmehr Ausdruck großer Bewunderung für die beste Spielerin der Saison.

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Peddy, 27, ist eine Ausnahmeerscheinung im deutschen Basketball. Die Amerikanerin aus Roxbury bei Boston ist eine Artistin, irgendwie eins mit dem Ball, und in Gedanken immer schneller als die anderen. "Wir haben eine Mannschaft, in der alle uneigennützig spielen", sagte Peddy nur, sie hatte 16 Punkte beigesteuert.

Wasserburg ist seit zwei Jahren in nationalen Wettbewerben ungeschlagen

Über sich und ihre famose Leistung in der gesamten Saison wollte die 1,70 Meter kleine Spielmacherin nicht groß sprechen. Sie kann alles: in Höchstgeschwindigkeit zum Korb ziehen, aus allen Lagen und Entfernungen punkten und nebenbei noch besser postierte Mitspielerinnen mit frechen, überraschenden Pässen hinter dem Rücken, über den Kopf oder durch die Beine freispielen.

Peddy hat großen Anteil daran, dass Wasserburg nun schon seit zwei Jahren in nationalen Wettbewerben ungeschlagen ist, insgesamt waren es genau 72 Spiele. Die Dominanz der Spielerinnen aus der oberbayerischen Kleinstadt ist so extrem, dass sogar sie sich stärkere Gegnerinnen und mehr Wettbewerb in der Liga herbeisehnen. "Uns fehlt die Konkurrenz", bekennt Nationalspielerin Stephanie Wagner, und Peddy ergänzt: "Das würde uns helfen, auch international erfolgreich zu spielen."

Wasserburg ist schon seit Jahren der einzige deutsche Repräsentant im internationalen Frauen-Basketball. Doch während sie in der Bundesliga die Rolle des Goliath perfektionieren und ihnen gleichwertige Gegnerinnen ausgehen, sind sie im Eurocup als David unterwegs. Bereits zum dritten Mal nacheinander schieden sie nach der Gruppenphase aus. "Wir wollen endlich die nächste Runde erreichen", sagt Georg Eichler.

Aus diesem Grund war der 39-Jährige vor dieser Saison auch nach Wasserburg gekommen - als erster hauptamtlicher Cheftrainer in der Klubhistorie. Sein Vorgänger, der heutige Bundestrainer Bastian Wernthaler, hatte die Mannschaft im Nebenjob trainiert. Die Weiterentwicklung ist unverkennbar, weil Eichler - ein langjähriger Männertrainer in der ersten und zweiten Liga - die Spielerinnen intensiver fördert und fordert.

Nie zuvor hatten sie mehr und ausdauernder gearbeitet, vor allem an der Verteidigung. "Ich habe sie richtig hart rangenommen", erzählt Eichler. Die Plackerei hat sich gelohnt. Der Abstand zu Europas besseren Klubs ist kleiner geworden. Nur ein Sieg war Wasserburg zuletzt von der K.o.-Phase im Eurocup entfernt.

"Wir wollen weiter ein deutsches Gesicht haben"

In der nächsten Saison soll dieser Schritt endlich gelingen - auch mit Hilfe der Bundesliga. Von Sommer an muss keine deutsche Spielerin mehr auf dem Parkett stehen, was derzeit noch vorgeschrieben ist. "Die Liga wird dadurch stärker", glaubt Eichler, "weil einige Mannschaften dann mit fünf Ausländerinnen auflaufen werden."

Doch in Wasserburg wollen sie die Neuregelung nicht so radikal umsetzen. "Wir wollen weiter ein deutsches Gesicht haben", sagt Managerin Gaby Brei. Dadurch wird die Kaderplanung allerdings schwieriger. "Es gibt hierzulande kaum Spielerinnen mit Eurocup-Format, die auch noch ehrgeizig genug für den richtigen Leistungssport sind", sagt Brei. Eine deutsche Nationalspielerin soll in der nächsten Saison auf der großen Position spielen.

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Ob die Auswahlspielerinnen Svenja Brunckhorst und Stephanie Wagner ihre Verträge verlängern, ist aber ungewiss. Fakten hat bisher nur die umworbene Peddy geschaffen. "Ich bleibe ein weiteres Jahr in Wasserburg", sagt sie, "weil wir hier noch einiges erreichen können." Brei spricht schon von "einem Meilenstein für den Klub", denn auch Peddys Huckepackträgerin Soana Lucet soll bereit sein, weiter für Wasserburg zu spielen.

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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