Zum Tod von Jack Brabham:Weltmeister im Fahren, Bauen und Anschieben

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Jack Brabham bei einem Rennen 1965 (Foto: AP)

Jack Brabham wurde als einziger Fahrer in einem selbst konstruierten Wagen Formel-1-Weltmeister. Nun ist der Australier im Alter von 88 Jahren gestorben. Mit ihm verbunden ist auch eine der kuriosesten Szenen der Formel-1-Geschichte.

Diese kuriose Szene hat ihren festen Platz in der Motorsport-Geschichte. Beim Großen Preis der USA 1959 blieb Jack Brabhams Wagen plötzlich stehen. Eine halbe Runde vor dem Ziel war das Benzin ausgegangen, statt acht Kannen hatten die Mechaniker nur sieben eingefüllt. Der Australier stieg kurzerhand aus und schob den Wagen bis ins Ziel. 800 Meter weit. Die Sonne brannte. Als Vierter kam er dort an - das reichte, Brabham gewann den Weltmeistertitel.

Der dreifache Weltmeister Jack Brabham ist nun im Alter von 88 Jahren wegen eines Leberleidens in seiner Heimat in Australien gestorben. "Es ist ein sehr trauriger Tag für uns alle", sagte Brabhams Sohn David: "Er hat ein unglaubliches Leben gelebt und mehr erreicht, als jeder sich erträumt hätte."

Schon als Kind interessierte sich Jack Brabham für Autos. Der Vater war Gemüsehändler und wenn er mit seinem Lastwagen Kunden belieferte, begleitete der Sohn ihn oft. Als Jack Brabham 13 Jahre alt war, durfte er gelegentlich den Wagen auf den letzten Metern zurück in die Garage fahren. Es überraschte deswegen niemanden, dass Brabham nach der Schule eine Lehre als Automechaniker begann.

Nach dem zweiten Weltkrieg baute sich der Australier seine eigene Werkstatt auf. Der australische Rennfahrer Johnny Schonberg, ein guter Freund, überredete ihn, sein Mechaniker zu werden. Brabham war fasziniert vom Rennsport-Zirkus. Als Schonberg seiner Frau zuliebe seine Karriere rasch beendete, setzte sich stattdessen Brabham selbst in den Rennwagen.

1955 zog der Motorsport-Begeisterte nach Europa und baute den Brabham-Rennstall auf. Er fuhr Rennen in der Formel 2 und Formel 3. 1958 eroberte der 32-Jährige schließlich seine ersten WM-Punkte in der höchsten Motorsport-Klasse.

Sein erstes Rennen gewann Brabham 1959 in Monte Carlo - und am Ende der Saison sicherte er sich sogleich den Weltmeistertitel, trotz des ausgegangenen Benzins. Auch im folgenden Jahr wurde er Formel-1-Weltmeister.

Brabham galt als ruhig und bescheiden, was ihn den Spitznamen "the quiet Australian" einbrachte. Wegen seiner dunklen Haare und des schattenhaften Auftretens wurde er zudem "Black Jack" gerufen. Die Popularität eines Jim Clark oder Graham Hill erreichte er deswegen nie.

Der Automechaniker wollte jedoch nicht nur Rennfahrer sein. Anfang der Sechziger verwirklichte er sich seinen Traum und baute sich sein eigenes Rennauto. Es dauerte ein paar Jahre, bis es so schnell war wie die Fahrzeuge der Konkurrenz. In der Saison 1966 stieg der 40-jährige Brabham noch einmal selbst in den Wagen, sein bester Fahrer war kurzfristig abgesprungen. Und tatsächlich gelang ihm, was nie zuvor gelungen war und bis heute nicht noch einmal: Der Formel-1-Fahrer wurde in einem von sich selbst konstruierten Wagen Weltmeister.

Lob für Landsmann Ricciardo

Nach der Saison 1970 beendete Brabham schließlich seine Karriere - nach 126 Rennen in der Königsklasse und 14 Siegen. Die tödlichen Unfälle von Jochen Rindt, Bruce McLaren und Piers Courage hatten ihm zugesetzt. Zudem hatte er Probleme, an Sponsorengelder zu gelangen. Der pensionierte Rennfahrer verkaufte den Brabham-Rennstall. Zunächst übernahm ihn der Australier Ron Tauranac, ein Jahr später erwarb der derzeitige Formel-1-Vermarkter Bernie Ecclestone Brabhams ehemaliges Team und führte dieses eineinhalb Jahrzehnte. Mittlerweile hat Brabham mehrmals den Besitzer und den Namen gewechselt. Den Namen Jack Brabham hat die Formel 1 jedoch nie vergessen.

Brabham wurde 1979 von Königin Elisabeth II. wegen seiner Verdienste um den Motorsport zum Ritter geschlagen. Später trat Brabham nur noch selten an die Öffentlichkeit, zuletzt kämpfte er mit nachlassendem Augenlicht und mit Nieren- und Leberproblemen.

Nach Monaco, wo er seinen ersten Sieg errang, wäre er am Sonntag dennoch gerne noch einmal gereist, auch, um einem Landsmann die Daumen zu drücken. Sebastian Vettels junger Teamkollege Daniel Ricciardo ist Australier. "Er macht einen guten Job, das tut er wirklich", sagte Brabham vor kurzem in einem seiner letzten Interviews. Doch den Rennwagen 800 Meter weit ins Ziel schieben und im selbst gebauten Auto Weltmeister werden - das kann nur Jack Brabham.

© SZ.de/sonn/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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