Formel 1:"Reich mir eine Kettensäge"

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Sebastian Vettels Ferrari ist durchgehend rot und hat einen längeren Radstand - Mercedes-Boss Toto Wolff kritisiert den neuen Cockpit-Schutz Halo, der zur Pflichtausstattung gehört.

Von Philipp Schneider, Silverstone/Maranello

Wenn Ende Februar die neuen Formel-1-Wagen aus den Fabriken der Konstrukteure geschoben werden, dann stellen sich zwei spannende Fragen: Wer traut sich an ein völlig neues Design? Und wer klaut bei der Konkurrenz Ideen aus dem Vorjahr? Für den Ferrari-Piloten Sebastian Vettel gibt es zum Saisonstart noch ein anderes Thema, das hat er am Donnerstag bei der Präsentation des SF71H in Maranello erzählt. Wenn man sich zum ersten Mal reinsetzt in den neuen Dienstwagen, sagte Vettel, "dann fühlt man gleich, ob man reinpasst, oder nicht". Vettel hat gut reingepasst. Auch wenn die Sitzposition in jedem Jahr leicht variiert. Die Frage sei jetzt, sagte Vettel, wie sich das Auto anfühlt. "Die wahre Magie liegt immer in dem Bereich, den man nicht sieht."

In dem Bereich, den man gut sieht, hat Ferrari Anleihen am Mercedes des Vorjahres genommen. Den langen Radstand der Silberpfeile, der Weltmeister Lewis Hamilton auf den Geraden und in schnellen Kurven Vorteile verschafft hatte, hat sich in diesem Jahr auch Ferrari zum Vorbild genommen. "Wir haben versucht, die Stärken beizubehalten und die Schwächen vor allem auf schnellen Strecken abzustellen", sagte Technikchef Mattia Binotto. Auffallend an dem neuen Ferrari ist ansonsten die durchgehend rote Lackierung, in der vergangenen Saison war der Wagen an gewissen Stellen noch weiß. Das Auto "sieht gut aus", urteilte Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen, "und für gewöhnlich ist es auch schnell, wenn es gut aussieht".

Rot ist am neuen Ferrari selbstredend auch der Halo, der seit diesem Jahr vorgeschriebene Cockpitschutz, der die Köpfe der Fahrer vor fliegenden Teilen schützen soll. Wesentlich unauffälliger ist der Schutz also im Vergleich zu dem schwarzen Titan-Ring, den Mercedes an seinen traditionell silbernen Rennwagen geschraubt hat. Und die Italiener haben noch einen kleinen Flügel auf der Oberseite des Halo angebracht, wovon sie sich offensichtlich aerodynamische Vorteile erhoffen. Solche Spielereien hat Hamilton vorerst nicht an seinem neuen Flitzer, der zwei Stunden zuvor in Silverstone präsentiert wurde.

Abgesehen vom Halo sei der W09 "das Schwester-Auto" des Vorjahres, sagte Hamilton, es sei allerdings "besser, in jedem Aspekt". Mit dem Halo, befand Hamilton, könne er sogar ganz gut leben. Toto Wolff, sein Chef, sieht das allerdings anders. Er sagt: "Reich mir eine Kettensäge, dann nehme ich ihn ab."

© SZ vom 23.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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