Floyd Mayweathers unsportlicher Sieg:Und bumm - da liegt er nieder

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So unfair boxt niemand: Floyd Mayweather gewinnt seinen Comeback-Kampf gegen Victor Ortiz mit einer zwar erlaubten, aber höchst unsportlichen Aktion. Danach präsentiert er sich wieder als böser Bube des Boxens - und hofft auf einen ganz besonderen Kampf.

Jürgen Schmieder

Victor Ortiz saß am Ende der vierten Runde auf dem Boden des Rings. Er lächelte ungläubig, als würde er darauf warten, dass ihm jemand sagt, die vergangenen Sekunden seien nur ein blöder Witz gewesen und er dürfe nun wieder aufstehen und weiterboxen. Es war jedoch kein Witz, sondern eine der unfairsten erlaubten Aktionen in der Geschichte des Boxens - Ortiz wurde ausgezählt, sein Gegner Floyd Mayweather Junior durfte sich selbst feiern, weil es sonst keiner tat.

Groteskes Ende eines spannenden Kampfes: Floyd Mayweather schlägt den wehrlosen Victor Ortiz nieder. (Foto: AFP)

Kurz zuvor hatte Ortiz seinem Gegner einen absichtlichen Kopfstoß verpasst und war dafür von Ringrichter Joe Cortez ermahnt worden. Ortiz entschuldigte sich artig, umarmte Mayweather gar und wartete mit hängenden Armen auf die Fortsetzung des Kampfes: Nur: Cortez hatte das Gefecht bereits wieder freigegeben - und so platzierte Mayweather erst einen linken Haken am Kinn seines wehrlosen Gegners und ließ eine wuchtige rechte Gerade folgen. Ortiz ging zu Boden und stand nicht mehr auf.

"Ich habe die Anweisungen des Ringrichters befolgt und mich entschuldigt. Doch plötzlich, bumm, hat mich Mayweather überrumpelt", sagte Ortiz über das groteske Ende des Kampfes um den Weltergewichtstitel des Verbandes World Boxing Council (WBC), der bis dahin hochklassig und spannend gewesen war. "Im Ring muss man sich zu jeder Zeit schützen", sagte Mayweather lapidar, "wir berühren uns mit den Fäusten, also geht der Kampf weiter. Dann präsentiere ich meine Linke, dann meine Rechte - und schon ist der Kampf vorbei."

Die Aktion war durchaus regelkonform, sie war aber dennoch höchst unsportlich. Mayweathers eigenwillige Erklärung: "Er hat dreckig gekämpft, ich habe dreckig gekämpft. Wenn er einen Rückkampf haben will, kann er einen haben."

Mayweather galt auch zuvor nicht unbedingt als netter Kerl. Wer mit ihm spricht, hört innerhalb von fünf Minuten mindestens 100 Schimpfwörter. Am Samstag begleitete ihn der Rapper 50 Cent zum Ring, der dafür bekannt ist, in einem Musikstück mindestens 100 Schimpfwörter unterzubringen. Er hat sechs Gerichtsverfahren am Hals, von Steuerhinterziehung bis hin zu häuslicher Gewalt. Nach seinem Sieg gegen Ortiz beleidigte er noch schnell den Kommentator Larry Marchant und brauchte innerhalb von zehn Sekunden fünf Schimpfwörter.

Er ist aber auch ein boxender Künstler, dieser Floyd Mayweather, der seine Gegner gewöhnlich nicht einfach umhaut, sondern sie fein säuberlich auseinandernimmt. Er hat keinen seiner 42 Profikämpfe verloren, er ist bereits in fünf verschiedenen Gewichtsklassen Weltmeister gewesen und gilt als einer der über die Gewichtsklassen hinweg besten Boxer der Welt.

Seine Titel hatte der 34-Jährige zuletzt verloren, weil er sich eine Pause von 16 Monaten gegönnt hatte. Durch den Sieg am Samstag ist er wieder Weltmeister, doch eigentlich war das Duell gegen zehn Jahre jüngeren Ortiz nur ein Vorkampf auf ein mögliches Gefecht gegen Manny Pacquiao.

Seit Monaten verhandeln die Manager der beiden besten Boxer der Welt über die Details des Kampfes, zuletzt lehnte Mayweather eine Börse von 50 Millionen Dollar ab mit der Begründung, dass keine Einigung über Dopingtests während des Traingslager erzielt werden konnte. Er vermute, dass die übernatürliche Schnelligkeit des Filipinos tatsächlich übernatürlich sein könnte. Pacquiao entgegnete, dass Mayweather einfach nur Angst habe, am Ende seiner Karriere doch noch einmal zu verlieren.

Mit diesem spektakulären Sieg gegen Ortiz jedenfalls hat Mayweather den ohnehin grenzenlos anmutenden Hype um ein mögliches Duell mit Pacquiao noch weiter gesteigert. Er hat sich wieder einmal als böser Bube des Boxens präsentiert, dem man wünscht, dass er endlich niedergeschlagen wird. Weil Pacquiao der einzige ist, dem zugetraut wird, Mayweather in den Ringstaub zu schicken, wird sich wohl bald jemand finden, der beiden Boxern jeweils 60 Millionen Dollar bezahlt, damit sie endlich gegeneinander antreten.

© SZ vom 19.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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