Fifa:"Wurde falsch verstanden"

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Fifa-Chef Joseph Blatter schürt Spekulationen um seine Zukunft, Chuck Blazer wird gesperrt.

Am 2. Juni trat Sepp Blatter in seiner Funktion als Präsident des Fußball-Weltverbandes vor die Presse und machte ein paar sehr eindeutige Bemerkungen. Er sagte zum Beispiel, dass er sich entschieden habe, sein "Mandat auf einem außerordentlichen Wahlkongress niederzulegen"; er fügte an, dass er "kein Kandidat" sein werde; und er bemerkte, dass er den Vorstand der Fifa-Exekutive bitten werde, "die Wahl meines Nachfolgers bei der frühesten Gelegenheit" zu organisieren.

Klarer geht es nicht. Doch seitdem meldet sich der Fifa-Chef nahezu täglich zu Wort - und relativiert das Gesagte. Der vorläufige Höhepunkt ist nun ein Interview mit der Blatter stets gewogenen Schweizer Weltwoche: "Mein Entschluss wurde nicht richtig verstanden", sagt er da. Und auf die Frage, ob eine Fortführung seiner Präsidentschaft nach den Wahlen möglich sei, sagte er nicht klar "nein", sondern nur: "Im Prinzip nein." Damit schürt er die Diskussionen noch weiter: Was ist denn, wenn aus welchem Grund auch immer auf dem Kongress niemand als Kandidat antritt?

Erst kürzlich hat Fifa-Chefreformer Domenico Scala Blatter angemahnt, sich klar zu einem Neuanfang zu bekennen. Doch das ignoriert der. Für Beobachter des Weltverbandes Fifa steht außer Frage, dass Blatter auf Zeit spielt. Er weiß ja genau, wie intensiv die Ermittlungen des FBI rund um den Weltverband laufen - und dass die sieben Verhaftungen kurz vor dem Fifa-Kongress in Zürich nicht die letzte Welle gewesen sein dürften. Aber bevor er irgendwann, tendenziell eher im Frühjahr 2016 als schon im Winter, tatsächlich von der Fifa-Spitze weicht, ist intern noch einiges zu richten. Nicht zuletzt vom Nachfolger hängt es ja ab, ob und wie tief in des Vorgängers Schubladen gekramt wird - auch die Frage, wie es mit Blatter weitergeht.

Womöglich lässt sich gar eine Konstellation finden, in der Blatter mit Büro und weiteren Annehmlichkeiten in der Fifa-Zentrale auf dem Zürichberg verbleibt, dann hätte sich - salopp formuliert - nicht so viel geändert. Bis dahin will sich Blatter vor allem die Europäer vornehmen. Erst kürzlich verwies er zum wiederholten Male auf angeblichen politischen Einfluss Deutschlands und Frankreichs bei der Kür von Katar zum WM-Ausrichter 2022. Nun hielt er den Europäern vor, Reformen anzumahnen, die sie früher verhindert hätten.

Klarer als bei Sepp Blatter sieht die Zukunft von Chuck Blazer im Weltfußball aus. Der Amerikaner, über viele Jahre Vorstandsmitglied der Fifa und Generalsekretär des Nord-/Mittelamerikaverbandes Concacaf, diente dem FBI als Kronzeuge und räumte Bestechlichkeit im großen Stil ein. Jetzt sperrte ihn die Ethikkommission der Fifa lebenslang für jegliche nationale und internationale Fußballtätigkeit.

Die Ethikkommission hatte im Mai 2013 das Untersuchungsverfahren gegen Blazer wegen dessen Darmkrebserkrankung ausgesetzt und ihn nur suspendiert. Doch nun heißt es in einem Papier der Ethiker, Blazer habe sich "fortwährend und wiederholt" verschiedener Vergehen schuldig gemacht und würde deswegen lebenslänglich für alle Fußball-Aktivitäten gesperrt.

© SZ vom 10.07.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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