Fifa-Skandal:Figueredo gibt Korruption zu

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Der ehemalige Fifa-Vize legt ein Netzwerk offen und belastet Kollegen schwer.

Der frühere Fifa-Vizepräsident Eugenio Figueredo hat nach seiner Auslieferung nach Uruguay jahrzehntelange Korruption eingestanden und ein millionenschweres Korruptionsnetz in Südamerika offenbart. Figueredo, 83, war an Heiligabend aus der Schweiz in seine Heimat ausgeliefert und dort ins Gefängnis gebracht worden. Kurze Zeit nach seinem Geständnis musste er wegen Herzproblemen in eine Klinik verlegt werden. Nach Angaben seiner Anwältin sei sein Zustand schon bei der Ankunft in Uruguay "ernst" gewesen, eine Richterin ordnete dennoch zunächst eine Haft im Zentralgefängnis an.

Figueredo, von 1993 bis 2013 Vizepräsident des südamerikanischen Fußballverbandes Comnebol und seitdem dessen Präsident, habe eingeräumt, "große Summen Geld" bekommen habe, erklärte Staatsanwalt Juan Gómez. Er soll auch ausgesagt haben, dass zehn weitere Chefs nationaler Fußballverbände in Südamerika Bestechungsgeld kassiert hätten, etwa beim Handel mit TV-Rechten. Die südamerikanische Champions League Copa Libertadores, die Copa América und die WM-Qualifikation gelten in Südamerika als lukrative TV-Ereignisse. Durch die Preisabsprachen mit führenden Funktionären könnte der Wettbewerb unter den Anstalten ausgehebelt worden sein und Vereinen und Nationalmannschaften dadurch höhere Einnahmen entgangen sein. Nach Angaben der Zeitung El Observador soll Figueredo die Funktionsweise des Korruptionsnetzes, die beteiligten TV-Sender und Strohfirmen offengelegt haben.

Erpressungs-Vorwürfe gegen den Sohn von Fifa-Vize Villar Llona

Und der Funktionär belastete mit seiner Aussage offenbar auch Gorko Villar schwer. Der Sohn von Fifa-Vizepräsident Angel Maria Villar Llona (Spanien) ist gegenwärtig Comnebol-Generaldirektor - und Mitglied im Reformkomitee der Fifa. Er soll uruguayische Vereine erpresst haben, sagte ein Anwalt der dortigen Fußballvereinigung unter Verweis auf Aussagen Figueredos. Dabei sei es um die Rücknahme von Anzeigen der Vereine im Jahr 2013 gegangen, die sich durch die Korruption bei TV-Rechten um Einnahmen betrogen fühlten - den Klubs sei der Ausschluss von internationalen Wettbewerben angedroht worden, sollten sie nicht einlenken.

Figueredo war Ende Mai mit sechs weiteren Funktionären des Fußballweltverbands, darunter Vizepräsident Jeffrey Webb (Kaimaninseln) in der Schweiz festgenommen worden. Im Zusammenhang mit den Korruptionsvorwürfen hatten die USA ebenfalls seine Auslieferung beantragt, wogegen er Beschwerde einreichte. Weil in Uruguay gegen Figueredo wegen mehr Straftaten als in den USA ermittelt wird, entschieden die Schweizer Behörden letztlich, ihn an sein Heimatland zu überstellen. Seine Anwältin Karen Pintos forderte, den Funktionär wegen seines Alters und eines kritischen Gesundheitszustandes unter Hausarrest zu stellen, was die Justizbehörden aber ablehnten.

© SZ vom 28.12.2015 / dpa, sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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