Fifa:"Einige Fragen offen"

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Obwohl die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt, rückt der Deutsche Fußball-Bund nicht von seiner Unterstützung für Michel Platini ab. Der Chef von Europas Fußball-Union will sich zum Fifa-Präsidenten wählen lassen.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) rückt trotz der Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft vorerst nicht von seiner Unterstützung für Michel Platini ab. Der Chef von Europas Fußball-Union (Uefa) will sich am 26. Februar zum Präsidenten des Weltverbandes (Fifa) wählen lassen. Allerdings interessieren sich inzwischen die Schweizer Behörden für eine fragwürdige Zahlung über zwei Millionen Schweizer Franken, die Platini im Februar 2011 auf Veranlassung von Fifa-Chef Sepp Blatter erhielt. "Mit Blick auf die aktuellen Vorgänge gehört für mich zu einer seriösen Amtsführung, keine eiligen Vorverurteilungen auszusprechen, sondern erst einmal sehr genau hinzuschauen, um was es sich handelt und ob hier tatsächlich ein Fehlverhalten vorliegt", sagte DFB-Chef Wolfgang Niersbach, seit Langem ein enger Freund von Platini. Er habe aber bei Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino hinterlegt, dass der deutsche Verband eine aktive Darlegung der Vorgänge erwarte. "Der Vorgang lässt einige Fragen offen", sagte Niersbach.

Wegen der Eröffnung eines Strafverfahrens durch die Schweizer Behörden muss sich auch die Fifa-Ethikkommission um Blatter, 79, und Platini, 60, kümmern. Beiden droht eine Suspendierung von ihren Fußballämtern. Unklar ist aber, wie lange sich das Prozedere hinzieht. Zunächst ermittelt die Untersuchungskammer der Kommission, danach entscheidet die rechtsprechende Kammer unter Vorsitz des Münchner Richters Hans-Joachim Eckert. Die Ethikkommission steht in der Kritik, weil sie in der Vergangenheit als Blatter-freundlich auffiel.

In diesem Licht ist auch eine Ankündigung zu betrachten, die Platini am späten Montagnachmittag verbreiten ließ: Er habe selbst eine Anhörung durch die Ethikkommission der Fifa beantragt. Denn die von Blatter freigegebene Zahlung sei aus seiner Sicht ein rechtmäßiges Honorar für eine Tätigkeit "zwischen 1998 und 2002 als Angestellter der Fifa" gewesen. Die zwei Millionen Franken seien der Rest des vereinbarten Honorars gewesen, "nachdem erste Teilbeträge gezahlt worden waren". Die bei der Fifa erzielten Einkommen habe er "den zuständigen Behörden vollumfänglich und wie gesetzlich vorgeschrieben deklariert". Damit bleibt weiter unklar, warum Platini erst neun Jahre nach seiner Beratung das Geld erhielt. Blatter kündigte unterdessen bei einem Auftritt vor Fifa-Mitarbeitern am Montag an, auch trotz der neuen Vorwürfe sein Amt nicht ruhen lassen zu wollen. Er habe "nichts Illegales oder Unzulässiges gemacht", ließ Blatter seinen US-Anwalt Richard Cullen verbreiten. Platini habe "ein wertvolles Beschäftigungsverhältnis mit der Fifa als Berater des Präsidenten ab 1998" gehabt, so Cullen.

© SZ vom 29.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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