FC Bayern München:Mia san Barcelona

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Beim FC Bayern ist die Erkenntnis gereift, die erfolgreiche Vorjahreself nun doch zu verändern. Doch die favorisierten Zugänge sind keine Spieler zum Angeben, sondern passen ins Konzept des Trainers.

Moritz Kielbassa

Der FC Barcelona ist das strahlende Vorbild: die Spielweise, der Jugendstil, die starke regionale Komponente im Kader, Transfers gemäß der Spielphilosophie - an all diesen Erfolgs-Bausteinen orientiert sich der FC Bayern jetzt, in der Not, um bald selbst wieder eine feste Größe in Europa zu sein. Wie Barça, jene wunderbare Elf, die dem Manager Christian Nerlinger neulich wieder einen betörenden Fernsehabend beschert hat, beim 5:0 gegen Real Madrid.

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Auch im Frühjahr, als die Bayern in den Festwochen des Doubles und Champions-League-Finales über die Konstruktion des Kaders nachdachten, erinnerte sich Nerlinger an Barcelona - ausnahmsweise mal in einem negativen Zusammenhang. Denn Barça hatte 2009 in ähnlich froher Laune, als Triple-Sieger, den Stürmer Ibrahimovic aus Mailand geholt, für einen Haufen Geld, treu dem Motto: Irgendwas müssen wir im Erfolg doch verändern! Ibrahimovic floppte.

Wir ändern nichts! Eingriffe in ein intaktes Team wären Aktionismus! Lieber keinen holen als eine teure Niete! So beschlossen es stattdessen die Bayern und ihr kokett sparsamer Trainer, der Talentförderer Louis van Gaal, im Mai. Die Haltung war ehrenwert. Ein halbes Jahr später allerdings, nach einem von WM-Müdigkeit, Verletzungen und weit enteilten Dortmundern geprägten Bundesliga-Herbst, sieht der Serienmeister jetzt doch die Notwendigkeit neuer personelle Reize. Kein Riesenumbruch, eine milde Renovierung des Kaders soll im Winter beginnen. Mit punktuellen, gezielten Zukäufen.

Der Bauleiter Nerlinger könnte dabei erste Fingerabdrücke hinterlassen. Und obwohl spekuliert werden darf, welche Dispositionen nun vom Vorstand oder vom stets unbequemen Trainer ausgehen - alle preisen einmütig: Barcelona! FC-Bayern- Fußball soll eine ähnlich unverwechselbare Marke werden: durch die Spielweise und nicht allein Bayerns alte Transferdevise "Geld schießt Tore!"

Künstlerische Messi-Effekte sollen Ribéry/Robben liefern. Und die Korsettstangen der Elf der Zukunft wuchsen - wie Xavi, Iniesta - im eigenen Internat auf. Müller, Lahm, Schweinsteiger, Badstuber: Alle haben Langzeitverträge mit Gehältern, die hohe Wertschätzung belegen.

Ergänzend sucht man dringend gebotene Verstärkungen für die Defensive - und beizeiten wohl auch Ersatz für Mittelfeldchef Mark van Bommel, dessen Ära mutmaßlich endet. Dass dabei Spieler wie Leighton Baines und der Allrounder Luiz Gustavo favorisiert werden, zeigt Tendenzen der Hauspolitik: keine Transfers zum Angeben wären dies - sondern passende für das Sportkonzept des Trainers, dem Spieler und Klub in schwierigen Zeiten gerade Zeichen des Vertrauens geben.

Nicht neu ist, dass der erhoffte Rückweg der Bayern zu Europas Gipfel mit viel Geld planiert wird. Ihr Kader ist künftig noch teurer, der Erfolgsdruck noch größer.

© SZ vom 16.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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