Facholympisch (19):Der Betablocker

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Doping im Schießen - das bringt doch nichts! Leider doch, wie der Fall eines überführten Nordkoreaners beweist. Es kommt eben auf die Mittel an.

Johannes Aumüller

Die Retter und Verfechter des sauberen Sports befinden sich in einem Disziplinen-übergreifenden Ausscheidungsrennen, das sie kaum noch gewinnen können. Als sich in den vergangenen Jahren die Doping-Meldungen im Radsport, in der Leichtathletik oder beim Gewichtheben immer mehr häuften, da konnten sie sagen: Ja, diese Sportarten sind wirklich anfällig, aber immerhin gibt es noch Sportarten wie Fechten oder Schießen. Was soll Doping da bringen?

Kim Jong-Su, Pistolenschütze und positiv getestet. (Foto: Foto: AP)

Als kurz vor Olympia der italienische Fechter Andrea Baldini positiv getestet wurde, da konnten sie noch sagen: Ja, selbst Sportarten wie Fechten sind mittlerweile vielleicht anfällig, aber immerhin gibt es noch Sportarten wie Schießen oder Synchronschwimmen. Was soll Doping da bringen?

Doch jetzt, nachdem selbst dem nordkoreanischen Pistolenschützen Kim Jong-Su eine verbotene Substanz nachgewiesen wurde, da können sie allenfalls noch sagen: Ja, selbst Sportarten wie Schießen sind mittlerweile vielleicht anfällig, aber immerhin gibt es noch Sportarten wie Synchronschwimmen oder, ja, oder, vielleicht, Hallenhalma oder Ausdauerrennen der Sportvögel.

Beruhigende Wirkung

Ein Schütze spritzt sich natürlich kein EPO und pfeift sich keine Wachstumshormone rein. Doch offenbar kann auch er unter Zuhilfenahme verbotener Substanzen seine Leistungsfähigkeit steigern: Der überführte Nordkoreaner bediente sich nach Angaben von IOC-Sprecherin Giselle Davies des Betablockers Propranolol. Betablocker hemmen die Aktivität einiger Stresshormone wie Adrenalin, senken den Herzschlag und haben eine beruhigende Wirkung - weshalb sie als hilfreiches Medikament unter anderem bei Patienten mit Bluthochdruck angewandt werden.

Im Sport können sie unter Umständen in den Disziplinen leistungssteigernd wirken, die eine hohe Konzentrationsfähigkeit und präzise Bewegungen erfordern. Deswegen steht es unter anderem im Sportarten wie Curling, Billard oder eben auch Schießen auf der Dopingliste. Selbst im Schach zählte es mal zur Reihe der verbotenen Substanzen.

Im Archiv der Neuen Zürcher Zeitung steht: Im Jahr 2005 sei es bei den Wandertauben zu Dopingfällen gekommen. Mit Anabolika, Cortison, EPO und auch mit Betablocker habe man versucht, die Leistungsfähigkeit der gefiederten Athleten zu steigern. Worauf kann man jetzt noch hoffen? Synchronschwimmen ist jedenfalls am Dienstag.

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