Eishockey:Zwei von neun

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Chance vertan: Nürnbergs Stürmer Leo Pföderl (Mitte) scheitert an EHC-Torwart David Leggio, der Münchner Jason Jaffray beobachtet die Szene. (Foto: Zink/imago)

Der EHC München beendet seine Negativserie gegen die Nürnberg Ice Tigers durch einen 4:2-Auswärtssieg, und rückt auf den 4. Platz vor.

Von Christian Bernhard

Es gibt Spielstätten, die liegen Profi-Mannschaften einfach nicht. Hamburg fällt beim EHC München in diese Kategorie, nur eines der letzten elf Spiele dort gewannen die Münchner. In Nürnberg lief es in den vergangenen Jahren ähnlich. Nur eine der letzten acht Partien gewann der EHC dort in der regulären Spielzeit, sechsmal verließ er das fränkische Eis als Verlierer. In dieser Spielzeit der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) verlor der EHC die ersten beiden Duelle mit den Nürnberg Ice Tigers, eines davon in der eigenen Halle. Die Franken sind damit eine von nur drei Mannschaften, gegen die der EHC im 2015er-Teil der laufenden Saison nicht gewann. Der Wiedergutmachungsfaktor war also groß als die Münchner am Sonntagnachmittag im ersten Spiel des neuen Jahres zum Derby in Nürnberg antraten.

"Zu Hause bekommen wir das Zittern", sagt Trainer Wilson

Dieses Mal gingen aber auch die Nürnberger mit einem etwas mulmigen Gefühl ins Spiel. Zum einen, da sie die vergangenen drei Spiele verloren hatten, zum anderen, weil ein Spiel vor eigenem Publikum anstand. Die einst so heimstarken Franken hatten sechs ihrer vergangenen neun Heimspiele verloren, die eigentlich schwer einzunehmende Ice-Tigers-Festung war regelmäßig geplündert worden. "Zu Hause bekommen wir das Zittern", räumte Nürnbergs Trainer Rob Wilson ein, Ice-Tigers-Kapitän Patrick Reimer hatte im Team das "Gefühl" ausgemacht, "zu Hause etwas Besonderes machen zu müssen".

Eine Serie musste am Sonntag also enden - und es war jene der Münchner. 4:2 (2:0, 1:0, 1:2) gewannen sie am 33. DEL-Spieltag und rückten so auf Platz vier der Tabelle vor. Die Nürnberger müssen den Blick nach der vierten Niederlage in Serie hingegen nach hinten richten. Reimer hatte von seiner Mannschaft vor dem Derby gefordert, "einfach von Anfang an hellwach" zu sein. In den ersten Spielminuten tat sie das auch, mehrere Schüsse kamen auf das Tor von Münchens Goalie David Leggio. Nachdem die Gäste aber ihre erste Strafzeit schadlos überstanden hatten, zeigten sie den Franken, wie man mit simplen Eishockey zum Erfolg kommt. Keith Aucoin schlenzte die Scheibe von der Blauen Linie auf den Nürnberger Kasten, Torhüter Tyler Beskorowany ließ sie prallen und Steve Pinizzotto drückte sie aus kürzester Distanz über die Linie, weil er sich gleich gegen zwei Ice-Tigers-Profis durchgesetzt hatte (4.). 69 Sekunden später klingelte es erneut im Tor der Franken, diesmal hatte Jerome Samson schnörkellos zugeschlagen (5.).

Von diesem Schock erholten sich die Gastgeber erst Mitte des Startdrittels und bestimmten von da an die Partie. Leggio hatte erneut jede Menge zu tun, die beste Möglichkeit hatten aber die Münchner, als Toni Söderholm einen schwachen Pass von David Printz abfing, Beskorowany aber nicht bezwingen konnte (16.). Der EHC hatte erstmals in dieser Saison auf seinen Topscorer Dominik Kahun verzichten müssen. Der 20-Jährige, der zehn Tore und 19 Vorlagen verbucht hat, fehlte laut Klubangaben krankheitsbedingt, Tobias Wörle nahm seinen Platz in der Parade-Angriffsreihe neben Michael Wolf und Mads Christensen ein. Im Mitteldrittel zog sich der EHC zurück und lauerte auf Konter. Zwei davon vergab er, dann erhöhte er auf 3:0: Pinizzotto fälschte einen Schlenzer von Florian Kettemer erfolgreich ab (36.). Vor dem dritten Treffer hatte sich Leggio mehrmals ausgezeichnet und die Gäste mit zahlreichen Paraden vor einem Gegentreffer bewahrt.

Bei Nürnberg fehlt in Yasin Ehliz ein Erste-Reihe-Spieler

Bei den Nürnbergern fehlte in Yasin Ehliz (Bänderverletzung im Sprunggelenk) ebenfalls ein National- und Erste-Reihe-Spieler, Patrick Buzas ersetzte ihn an der Seite von Patrick Reimer und Steven Reinprecht. Das Nürnberger Topscorer-Duo hatte in den ersten zwei Saisonpartien gegen den EHC neun Scorerpunkte gesammelt und vier der acht Ice-Tigers-Treffer erzielt. Im Schlussdrittel belohnten sich die Nürnberger für ihr Engagement, Kapitän Reimer verkürzte erst auf 1:3 (47.) und riss seine Mannschaft anschließend mit weiteren Aktionen mit. Der EHC verteidigte seinen Vorsprung jedoch (Söderholm, 58. und Brandon Segal, 60. trafen noch) und bestätigte so den Eindruck seines Kapitäns Wolf: Der hatte vor der Partie betont, dass die Münchner auf dem richtigen Weg seien und es in der Tabelle "schon noch ein bisschen" weiter nach oben gehen könne.

© SZ vom 04.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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