Eishockey:Viel Aufregung vor dem Höhepunkt

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Bayerns Klubs Augsburg, München und Nürnberg starten ins Playoff-Viertelfinale der DEL.

Von Johannes Schnitzler

Nachdem am vergangenen Wochenende die Straubing Tigers und der ERC Ingolstadt in den Pre-Playoffs scheiterten, stehen nun drei bayerische Mannschaften im Playoff-Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga (DEL). In dieser Woche starten sie in die Best-of-7-Serie - mit unterschiedlichen Ausgangspositionen.

Der Titelverteidiger

Don Jackson musste in den vergangenen Tagen viel über die Vergangenheit sprechen, was daran liegt, dass der EHC Red Bull München als amtierender Meister ins DEL-Playoff-Viertelfinale startet. Der Erfolg, sagt der Münchner Trainer, liegt immer in der Vergangenheit. Jackson will aber nicht nach hinten blicken. "Unsere Arbeit ist tagesaktuell, unsere Entscheidungen sind tagesaktuell."

Das Hier und Jetzt heißt Bremerhaven - und der EHC weiß, was auf ihn zukommt. Zwei der vier Hauptrundenspiele gegen den Liga-Neuling verlor er. Stürmer Frank Mauer beschreibt die Norddeutschen als Mannschaft, die "definitiv schwer zu spielen" sei. Der EHC zolle ihr Respekt, "aber auch nicht mehr", betont Mauer, denn: "Wir wissen, was wir können." Sein Plan für Spiel eins an diesem Dienstag: "Am besten gleich eine Duftmarke setzen."

Das Tor wird zunächst - anders als im Vorjahr - Danny aus den Birken und nicht David Leggio hüten, verriet Jackson. Nicht dabei werden anfangs die Verletzten Steve Pinizzotto und Jason Jaffray sein. Pinizzotto stand am Montag gar nicht auf dem Eis, Jaffray trug das rote No-contact-Trikot. Bei beiden schaue man von Woche zu Woche, sagt Jackson. Yannic Seidenberg weiß, dass in den Playoffs "viel passieren" kann. Eine Lektion habe der EHC bereits in den vergangenen Wochen, in denen es einige Niederlagen gab, gelernt: "dass es nicht von alleine läuft, den Titel zu holen."

Der Titelanwärter

Am vergangenen Samstag hat sich eine illustre Nürnberger Reisegruppe auf den Weg nach Köln gemacht, das Ziel war die "Gala des deutschen Eishockeys". Gleich vier Ice Tigers waren unter den Nominierten, zwei konnten sich über Preise freuen: Kapitän Patrick Reimer über jenen des Spielers und Stürmers des Jahres, Trainer Rob Wilson über die Trainer-des-Jahres-Trophäe. Die Nürnberger sind seit Jahren Stammgäste auf dieser Veranstaltung. Die persönlichen Ehrungen gehören mittlerweile zum Ice-Tigers-Standardprogramm, doch ebenso notorisch fehlt das, wonach sich in Nürnberg alle sehnen: der mannschaftliche Erfolg.

Zwei Protagonisten des bayerischen Duells: Nürnbergs Yasin Ehliz (l.) und Augsburgs Scott Valentine kämpfen ab Mittwoch um den Halbfinal-Einzug. (Foto: imago/Zink)

Yasin Ehliz war in Köln nicht dabei. Aber auch der Angreifer, der mit 48 Scorerpunkten seine beste DEL-Hauptrunde hinter sich hat, sagt vor der Serie gegen Augsburg: "Wir reden nur vom Pokal, etwas anderes kommt eigentlich gar nicht in Frage." Dem 24-Jährigen ist bewusst, dass sich die Franken nun selbst Druck machen, er spricht aber von einem "positiven Druck". Jeder im Team wolle den Pokal haben, "deshalb ist es gut, dass jeder so denkt".

In der Hauptrunde gelangen Nürnberg in vier Spielen nur sieben Tore - so wenige wie gegen kein anderes Team. Augsburg spiele ein "unangenehmes, schnelles Eishockey", sagt Ehliz, deshalb "müssen wir in der Defensive stabil stehen". Das muss zunächst ohne Milan Jurcina und Colten Teubert gelingen, beide fallen auf unbestimmte Zeit aus. Wie sehr die körperlich imposanten Verteidiger den Franken fehlen, verdeutlichen diese Zahlen: Mit den beiden kassierten sie im Schnitt 2,2 Gegentore pro Spiel, ohne das Duo waren es 3,7. Abhilfe schaffen soll jetzt die physische Präsenz. Das Wissen, "dass es in den Playoffs noch einmal härter zur Sache geht, spielt uns in die Karten", sagt Ehliz.

Die Titellosen

Platz wäre schon noch gewesen im Augsburger Trophäenschrank. Der Augsburger EV war ein paar Mal Meister der zweiten Bundesliga. In der Eliteklasse aber, die seit 1994 DEL heißt, hat es weder für den AEV noch für die Augsburger Panther bislang zu einem Titel gereicht. Der größte Erfolg liegt sieben Jahre zurück, es war der Einzug ins Finale. Aber Silbermedaillen für die Vizemeisterschaft nach einer 0:3-Endspielserie holt man auch nicht täglich zum Polieren aus der Vitrine.

Mike Stewart war 2010 noch nicht in Augsburg. Trotzdem weiß er: Platz zwei fühlt sich nicht gut an. "Obwohl du Zweiter bist, ist die Enttäuschung riesig", hat er nach einem verlorenen Finale mit den Fischtown Pinguins, seinem alten Verein, in der zweiten Liga einmal gesagt. Umso schöner wäre jetzt diese Auszeichnung gewesen: "Trainer des Jahres". Als Stewart die Panther 2016 übernahm, war der Kader fast komplett. Vor dieser Saison konnte er die Mannschaft nach seiner Vorstellung formen und führte sie auf Platz sechs: das beste Ergebnis, das Augsburg je in der ersten Liga erzielt hat. Stewart, 44, machte sich durchaus berechtigte Hoffnungen auf diesen Titel, "Trainer des Jahres". Er stand in der Auswahl. Aber dann gewann Rob Wilson, der Trainer der Nürnberg Ice Tigers. Augsburgs Playoff-Gegner.

Das Duell Franken gegen Schwaben könnte eines der interessantesten werden im Viertelfinale. "Beide Teams sind sehr unterschiedlich", sagt Stewart. "Wir sind etwas kleiner, aber dafür im Forechecking vielleicht etwas aggressiver." Dennoch hätten es beide in die Top Sechs geschafft. Die Saisonbilanz gegeneinander lautet 2:2, rechnet man die Saisonvorbereitung mit ein, 3:3, immer waren es enge Ergebnisse. Einzige Ausnahme: Das jüngste Duell gewann Augsburg 4:0. "Es gibt einen Grund, warum Nürnberg Dritter geworden ist", sagt Stewart. "Sie sind der Favorit." Aber egal: "Es ist ein Klischee, aber: Alles beginnt jetzt bei Null."

Für das erste Spiel sind fast alle Panther fit, nur Evan Trupp (Innenbandverletzung im Knie) wird wohl ausfallen. "Die paar Tage Ruhe haben uns gut getan", sagt Stewart. "Aber jetzt ist es gut, dass es los geht. Wir sind alle aufgeregt."

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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